So hoch wie der Himmel
woanders angelangt.« Sie brauchte kein Mitgefühl, dachte er, sondern jemanden, der ihr in den Hintern trat. »Wobei du selbst für mich immer noch die alte bist.«
»Irrtum – die werde ich nie mehr sein.«
»Jetzt reiß dich endlich zusammen, Margo. Du aalst dich ja geradezu in Sentimentalität.«
Ihr Kopf fuhr hoch. »Du hast gut reden. Joshua Conway Templeton, der leuchtende Stern am Himmel eines Hotel-Imperiums. Du hast noch nie etwas verloren. Du hast noch nie darum gekämpft, etwas zu erreichen, von dem dir jeder sagt, dass du es niemals erreichen wirst. Dir hat noch nie jemand gesagt, dass man im Leben nicht alles haben kann.«
»Ich habe halt Glück gehabt«, stellte er gleichmütig fest. »Während du gespielt und verloren hast. Darüber zu jammern ändert auch nichts an den Tatsachen, und obendrein ist es höchst unattraktiv, wenn ich es so ausdrücken darf.«
»Wie verständnisvoll du doch bist!« Zornbebend riß sie ihm den Vertrag aus der Hand. »Und, wann kriege ich das Geld?«
»Zweifellos hast du während deiner Zeit in Europa bemerkt, dass die Uhren in Italien anders gehen. Im besten Falle wird die Sache in sechzig Tagen erledigt sein. Auf der nächsten Seite steht, welchen Anteil des Verkaufspreises du bekommst.«
Er beobachtete, wie beim Weiterblättern der Ärger aus ihrem Blick wich und der Enttäuschung Platz machte. »Das ist alles?«
»Du hattest noch nicht sonderlich viel abbezahlt. Erst kommt die Bank und dann fordert der Fiskus seinen Teil.«
»Besser als nichts«, murmelte sie, »wenn auch wenig mehr.«
»Ich habe dein Konto weiter überzogen, weil dein Flugticket bezahlt werden musste. Bei deiner überstürzten Abreise aus Italien ist dir einfach nicht der Gedanke gekommen, dass man auch Touristenklasse fliegen kann?« Als sie ihn mit einem kühlen Blick bedachte, schüttelte er den Kopf. »Weshalb frage ich das überhaupt? Auf deine Visacard hast du noch einen kleinen Kredit, aber ich an deiner Stelle würde mich in Zurückhaltung üben. Wenn du das Geld vom Verkauf der Wohnung gleichmäßig auf deine Gläubiger verteilst, wirst du, abgesehen von Zinsen und Säumniszuschlägen, nur noch mit ungefähr hundertfünfzigtausend in den Miesen sein.«
»Das reinste Taschengeld«, stellte sie trocken fest.
»Aber gib in nächster Zeit nicht allzu viel für Kino und Süßigkeiten aus! Tja, als dein Rechtsberater bin ich bereit, deine Schulden zu begleichen und dir bei der Aufnahme von Krediten zwecks Firmengründung behilflich zu sein. Hast du dir schon einen Namen für das Geschäft überlegt?«
»›Der schöne Schein‹«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er weitere Papiere aus seinem Aktenkoffer zog.
»Perfekt. Ich habe bereits sämtliche erforderlichen Verträge aufgesetzt.«
»Ach ja?« zischte sie. »In dreifacher Ausfertigung?«
Von ihrem Ton gewarnt, hob er den Kopf und erwiderte ihren kalten Blick. »Aber sicher doch.«
»Und wozu erkläre ich mich im Rahmen dieser Verträge bereit, Herr Rechtsberater?«
»Du erklärst dich bereit, dieses persönliche Darlehen, beginnend sechs Monate nach Datum der Unterschrift in regelmäßigen Ratenzahlungen zurückzuerstatten. Auf diese Weise bekommst du eine kleine Atempause. Außerdem verpflichtest du dich, im Rahmen deiner finanziellen Möglichkeiten zu bleiben, bis das Darlehen abgetragen ist.«
»Ich verstehe. Und welches sind meine finanziellen Möglichkeiten, deiner Expertenmeinung nach?«
»Hier ist ein Budget für persönliche Ausgaben: Essen, Wohnen, Arztrechnungen.«
»Ein Budget?«
Er hatte sich auf eine Explosion gefaßt gemacht. Hatte sie, pervers wie er nun einmal war, sogar erhofft. Margos Wutanfälle hatten ihn immer schon … stimuliert. Und offenbar würde er auch heute nicht enttäuscht.
»Ein Budget?« wiederholte sie giftig. »Etwas Unglaublicheres habe ich noch nie gehört. Du arroganter Hurensohn! Bildest du dir etwa allen Ernstes ein, ich würde hier stehenbleiben und mich von dir wie irgendein hirnloses Flittchen behandeln lassen, dem man erklären muß, wieviel Geld es für Gesichtspuder ausgeben darf?«
»Gesichtspuder!« Er überflog die Papiere, zog einen Stift hervor und machte sich eilig eine Notiz. »Ich nehme an, dass das unter ›diverse Luxusgüter‹ fällt. In der Spalte bin ich außerdem mehr als großzügig gewesen. Nun, was dein Kleidergeld betrifft…«
»Kleidergeld!« Mit beiden Händen schob sie ihn von sich fort. »Laß mich dir sagen, was du mit
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