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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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einen zu schweren Mantel. Plötzlich war er wieder Willi das Wunderkind. »Die Grundkonstruktion bestand aus einer Beryllkugel voller Gyroskope und Beschleunigungsmesser«, erklärte er mit dem Eifer eines Buben, der über elektrische Modelleisenbahnen diskutierte. »Ich hatte die Idee, das Gerät in eine zweite Kugel mit einer nichtleitfähigen Flüssigkeit von neutralem Auftrieb zu plazieren, und – presto! – schon blieben die Gyroskope während des Flugs in ihrem Kohlenwasserstoffbad schön warm und gleichmäßig gelagert. In gleicher Weise ist ein menschlicher Embryo geschützt.«
    »Außerdem haben Sie das Projekt Intelligente Sprengköpfe geleitet.«
    »Dadurch ist eine noch genauere Treffsicherheit gewährleistet worden. Jeder Sprengkopf war mit einem eigenen Computer ausgestattet, verstehen Sie? Anhand dessen konnte er das Radarbild des Zielgebiets Pixel um Pixel mit einer gespeicherten Richttopografik vergleichen.«
    Das Wörtchen Pixel gefiel George. Es hörte sich wie ein Wort an, das eine Elfe zur Selbstverniedlichung hätte verwenden können.
    »Hat das Bundesforschungslabor Sugar Brook auch die bodengestützte Anti-Raketen-Rakete Lachhabicht entwickelt?« fragte Bonenfant.
    »Ja«, bestätigte ihm Randstable.
    George erinnerte sich daran, daß er vorgehabt hatte, Holly eine Geschichte über eine Elfe zu erzählen, die einen goldenen Schatten warf.
    »Ich denke mir, es war für Sie ein herrlicher Tag«, sagte Bonenfant, »als Sie schließlich demonstriert haben, daß das Lachhabicht-System einfliegende Raketen in der Luft vernichten kann.«
    »Wir haben Champagner aufgerissen und uns so einiges reingeknallt.«
    »Ihre Lachhabicht-Anti-Raketen-Raketen sind im Grunde genommen ein Vorläufer der raumgestützten Verteidigung gewesen, die Mister Seevogel in seinen Aussagen zum Einstein-Sechs-Abkommen ja in höchsten Tönen gepriesen hat.«
    »Das könnte man durchaus so sagen.«
    »Darüber müssen Sie doch sehr froh sein.«
    »Ich bin mit allem sehr zufrieden, was das Forschungslabor Sugar Brook an Neuerungen hervorgebracht hat.«
    »Ich bin mir sicher, die Anklage wird versuchen, Sugar Brook als Händler des Todes zu diffamieren, ein Füllhorn des Teufelswerkzeugs… Entschuldigen Sie, Mister Aquinas, falls ich Ihrer Rhetorik zuvorkommen sollte.«
    »Ich wüßte dagegen nichts einzuwenden«, sagte der Oberstaatsanwalt.
    »In was für einer Art von Betrieb sind Sie denn wirklich tätig gewesen, Dr. Randstable?«
    »Einem Betrieb, zu dessen Bestrebungen es gehörte, Nuklearwaffen überflüssig zu machen.«
    »Keine Fragen mehr.«
    Fröhlich entfernte Bonenfant sich zurück an den Tisch der Verteidigung.
    »Darauf zu verweisen, daß er die Raketen treffsicherer gemacht hat, war schlau«, kommentierte Henker.
    »Das mit dem Überflüssigmachen war auch gut«, sagte George.
    Nachdem er den rechten Handschuh ausgezogen hatte, fuhr Aquinas mit gestrecktem Zeigefinger die tröstliche Abwärtskurve einer der aufs Seehundleder gemalten Grafiken hinab. »Eine beeindruckende Darstellung.«
    »Finde ich auch«, sagte Randstable.
    »Sind Sie tatsächlich der Auffassung, die Megatonnenstärke wäre immer weiter gesunken?« fragte der Oberstaatsanwalt.
    »O ja.«
    »Bis unter die Schwelle, die eine Vernichtungsgefahr für die Menschheit ausgeschlossen hätte?«
    »Unsere Extrapolationen haben es uns so gezeigt.«
    »Die Erhöhung der Raketen-Treffgenauigkeit hat auch eine andere Seite, nicht wahr?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sobald Raketen treffgenauer sind, werden Sie auch leichter einsetzbar.«
    »Ja, aber wenn Sie so argumentieren, muß man sagen, es ist selbstverständlich besser, man hat einsetzbare statt unbrauchbare Raketen.«
    »Dr. Randstable, haben Sie es nicht als reichlich abwegig empfunden, all diese ausgeklügelte Technik zu perfektionieren, obwohl Sie, wie Sie uns zu verstehen geben, genau wußten, daß sie nur psychologische Bedeutung haben sollten – daß es für die Welt besser gewesen wäre, sie hätten im Ernstfall nicht funktioniert?«
    »Pessimismus war bei Sugar Brook verpönt.«
    »Verraten Sie mir offen, haben Sie je vorgetäuscht, eine Rakete sei erfolgreich getestet worden, obwohl sie abgestürzt und verbrannt ist?«
    »Nein.«
    »Ich will darauf hinaus, daß der Abschreckungswert doch derselbe geblieben wäre, hätten die Russen lediglich geglaubt, sie wäre verwendungsfähig. Das gesamte Raketenarsenal hätte aus ungekochten Spaghetti gebastelt werden können, oder?«
    »Diese Frage hat mein

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