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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Vorspiel zu dem, was Christen die Endzeit nennen. Während der Endzeit wird die Kirche – werden die Menschen, die auf Jesus bauen – siebenfach gespalten und in die fernsten Winkel der Erde vertrieben. Das verdeutlicht, wieso ich hier bin. Falls Sie am Nordpol und in anderen entlegenen Gegenden nachsuchen, werden Sie dort schiffsweise Christen antreffen.«
    »Und nach der Endzeit?«
    »Noch mehr Bomben fallen, aber natürlich können sie der Kirche nicht schaden. Diese Bomben sind dermaßen verheerend, daß die Überlebenden sich einem Mann unterordnen, der Frieden verspricht. Aber wer ist er? Der Antichrist, der ist er.«
    Zum erstenmal im Leben ersah George, um was für eine wahrhaft schlappe Religion es sich beim Unitarismus handelte.
    »Irgendwie bin ich mir nicht im klaren«, sagte Richterin Jefferson, »worauf Ihre Ausführungen abzielen.«
    Sparren reagierte, indem er noch lauter sprach. »Sieben Jahre lang provoziert der Antichrist eine Reihe großer nuklearer Konflikte, eingeschlossen die Hunderttausend-Megatonnen-Schlacht Harmageddon! Dann jedoch kehrt der Menschensohn rechtzeitig wieder, um den vollkommenen Untergang abzuwenden!«
    »Das wäre es also zusammengefaßt?« fragte Richterin Jefferson.
    »Die heutige Welt verschwindet, das Jüngste Gericht findet statt, ein Neuer Himmel und eine Neue Erde erscheinen!«
    »Folgt außerdem etwas?«
    »Die Ewigkeit«, sagte Sparren feierlich.
    »In der vergangenen Woche«, sagte Bonenfant, »hat Ex-Vizepräsidentin in spe Mutter Maria Chatherine Sie beschuldigt, Sie mäßen die Christlichkeit einer Nation am Umfang ihres Nuklearwaffenarsenal.«
    »In keiner meiner Veröffentlichungen ist etwas Derartiges zu lesen.«
    »Aber Sie sind ein Anhänger des Prinzips Friede durch Stärke.«
    »Wenn man die Heilige Schrift aufgeschlossenen Gemüts liest« – Sparren tippte auf seine Bibel – »ersieht man daraus, daß sie die Vereinigten Staaten gegenüber Rußland zur nuklearen Überlegenheit drängt, einer Nation, die der Prophet Ezechiel Magog nennt.«
    »Ich habe beim Lesen Ihrer Bücher sofort erkannt, daß sie den Nuklearkonflikt als Bedrohung einstufen, für deren Überwindung alle Christen aktiv sein sollten.«
    »Ja, aber dabei können wir nur Erfolg haben, wenn wir die Bereitschaft aufbringen, Gottes Schwert zu erdulden. Die Bibel lehrt, daß in einer Welt gefallener Menschen militärische Streitkräfte wichtig sind, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten.«
    »Also, der Schutz der öffentlichen Ordnung ist wohl kaum als Verbrechen zu bewerten. Ich habe keine Fragen mehr an den Zeugen.«
    »Die Hypothese von der ›Welt gefallener Menschen‹ ist mir neu«, sagte Randstable, während er George auf dem Schachbrett ein Bauernopfer brachte. »Hochinteressant.«
    »Den Mann hätten wir beim SLO haben müssen«, meinte Henker. »Unser Pressesprecher war eine Niete.«
    Werden wir gefallene Menschen? erkundigten sich Georges Spermatiden. Ich weiß es auch nicht, antwortete er.
    Aquinas näherte sich dem Zeugenstand ohne sichtbare Begeisterung. Als Advocatus diaboli oder als Oberstaatsanwalt Gottes aufzutreten war beides eine gleichermaßen undankbare Aufgabe. »Beim Durchblättern Ihrer Bücher sind mir die vielen grafischen Abbildungen zum Vergleich der amerikanischen und sowjetischen Militärmacht aufgefallen. Schweifen diese Statistiken nicht ziemlich weit von theologischen Inhalten ab?«
    »Ich wollte den Christen klarmachen, daß der Feind uns in jeder Kategorie voraus war, bei der Nutzlast, bei den konventionellen Streitkräften, überall. Es galt Amerika zu retten, solange dazu die Zeit blieb.«
    »War angesichts der Tatsache, daß die Propheten Amerikas Untergang schon vorhergesagt hatten, der Versuch, ihn zu verhindern, keine Lästerlichkeit?«
    »Gott hat mit uns seine Pläne«, entgegnete der Prediger.
    »Der Titel Ihres letzten Buchs, Geschäfte mit dem Satan: Ein Christ betrachtet die STIRB-Abkommen, spricht für sich. Offenbar halten Sie nichts von Abrüstung.«
    »Ich halte sehr wohl etwas von Abrüstung. Nur von Beschwichtigungspolitik halte ich nichts.« Sparrens Lächeln fiel so süßlich aus, daß seinen Zähnen Karies drohte. »Immerhin ist die Sowjetunion ja ein Polizeistaat gewesen, oder nicht, Mister Aquinas? Man konnte nie wissen, welche Verträge sie gerade brach oder was für Bomben sie baute.«
    »Wenn es unmöglich war, genau zu ermitteln, wie viele Waffen die Sowjetunion hatte, weshalb haben Sie dann Grafiken veröffentlicht,

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