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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Vor zwei Wochen habe ich einen echt merkwürdigen Abgabevertrag über eine ARES-Montur unterschrieben.«
    »Eine ARES-Montur? Ach du Kacke, das ist doch der letzte Mist. Wir haben das Zeug getestet.«
    »Ich habe eine, die was taugt. Im Schrank. Sie ist nicht mehr angelangt… wohin sie sollte.«
    »Sie sind nicht in der Verteidigung tätig? Nicht bei Sugar Brook oder Lumen oder so was beschäftigt?«
    »Beruflich beschrifte ich Grabsteine.«
    »Grabsteine?«
    »Kürzlich durfte ich sogar die Beschriftung selbst festlegen.«
    »Beschriftung? Es ist mir peinlich, das sagen zu müssen, Paxton, aber es hat den Anschein, als wäre mit Ihrer Evakuierung ein Irrtum unterlaufen.«
    »Ich mag gar nicht zum Team gehören. Ich möchte bloß tot sein.«
    Darauf fiel HOPPEL-Häschen keine schnoddrige Antwort ein. »Tot?« wiederholte er. Mit den Händen fuhr er sich über die Frisur, deren Borsten alle so gerade und starr waren wie Nähnadeln. »Tot?« wiederholte er noch einmal. Um die Taille hatte er ein Koppel geschnallt, an dem etwas hing, das wie eine Rakete aussah. »Sie haben eine hübsche Kajüte. Meine ist auch nicht übel. Aber schließlich hatte die Marine seit jeher eine Vorliebe für Extravaganzen, was? Soviel ich weiß, befördert dieses U-Boot sechsunddreißig E-Vier-Multi-Attack-Raketen, alle mit Betriebsstoff versehen und mit Sprengköpfen für den Russischen Bären bestückt.«
    George schaute ins Seepferdchen-Aquarium, sah den Mätzchen Jennifers, Susis, Jeremias’, Alfreds und Margrets zu. Am Vortag hatte er Jungtiere bemerkt. Er malte sich aus, wie Holly sie entdeckte. Hollys ›Oooooh‹- und ›Aaaaah‹-Laute des Staunens, die zu hören er sich vorsätzlich einbildete, glichen dem schroffen Dröhnen einer in sein Schädelgewölbe implantierten Bronzeglocke.
    Henker füllte sich eigenhändig den Becher nochmals mit Kaffee, trank ihn mit einem Zug leer, füllte ihn ein drittes Mal. »Grabinschriften, haben Sie gesagt? Hmmm, kann sein, man rechnet damit, dieser Konflikt könnte so lange dauern, daß wir irgendwann alle ’n paar wohlgesetzte Worte für ’n Grabstein brauchen. Na egal, seien Sie auf alle Fälle bei unserer Veranstaltung willkommen. Wir müssen wohl diverse schwere Entscheidungen fällen. Haben Sie schon mit Ihrer Therapie angefangen?«
    »Nein. Sie?«
    »Irgendwie ja. Meistens sitzen wir bloß in Dr. Valcourts Kabine und quatschen, anscheinend ist das es, wofür die Marine ihr den Tarifsold zahlt. Ich erzähle ihr, in der Hauptsache stammte mein Schuldgefühl daher, daß ich nicht pünktlich zum Vergeltungsschlag beim SLO gewesen bin.« Er feixte, rang sich ein Auflachen ab. »Machen wir uns nichts vor, was Besseres als unsere luftgestützten Kampfwachtel-Raketen kann ein Staat mit Haushaltsdefizit sich nun mal nicht leisten.« Unversehens entgleiste sein Grinsen. Er griff sich an den Mund, als müßte er sich erbrechen. »Verdammt noch mal, ich habe regelrechten Bammel, Paxton.«
    »Ich mag Dr. Valcourt nicht leiden.«
    Henker atmete tief durch. »Ja, ich weiß, sie ist der reinste Eisberg, aber ich hab an unseren Sitzungen meinen Spaß. Vielleicht kommt für mich doch mal bei ihr der Stichtag.« Er drückte den Styropor-Becher zusammen. Kaffee spritzte auf seine Faust. »Verfluchter Dreck, man sollte denken, daß man uns wenigstens mal ’n paar Szenarios zum Durchdenken gibt. Sie können sicher sein, daß die Russki-Generale nicht in Scheiß-U-Booten rumkutschieren und Däumchen drehen.«
    Seepferdchen Jeremias und Seepferdchen Margret küßten sich. »Ist Ihnen je aufgefallen, daß Gesichter, die von vierjährigen Kindern gemalt werden, immer lächeln?« fragte George. »Jedenfalls haben die Gesichter, die meine vierjährige Tochter gemalt hat, immer gelächelt. Sie hieß Holly.«
    »Tut mir leid… Krieg ist die Hölle, hm?« Henker entfernte die Rakete von seinem Koppel. »Gott-o-Gott-o-Gott, es passiert wirklich! Die fatalste Tragödie, die ein Mensch sich vorstellen kann, und sie… sie vollzieht sich in unserer Gegenwart! Aber das Entscheidende ist, wenn man erst einmal im Schlamassel so einer Situation mißlungener Abschreckung steckt, darf man nicht dulden, daß der Gegner den letzten Schuß abgibt. In zahlreichen Szenarien – in viel mehr, als Sie sich denken werden – ist derjenige der Sieger, der den letzten Schlag führt.« Henker schwang seine Rakete. »Das ist ’n kleiner Kracher, aber mit knallharter Wirkung. Ich sage nur: David und Goliath.«
    »’ne

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