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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Mandanten Tag für Tag träumten.«
    Wir gewinnen den Prozeß, tröstete George seine Spermatiden.
    »Auf der Basis eines durch Wahlen zustandegekommenen Mandats und mit der Zustimmung ihrer Regierung haben diese Männer, die jetzt hier auf der Anklagebank sitzen, den wachsenden sowjetischen Tumor mit den ihnen verfügbaren Mitteln einzudämmen versucht. Mister Aquinas hat angezweifelt, ob es vernünftig gewesen ist, die Freiheit mit Atomwaffen zu schützen. Erlauben Sie mir, in Stichworten die Erfolge dieser Doktrin zu veranschaulichen. Berliner Luftbrücke. Beendigung des Koreakriegs. Ehrenvolle Lösung der Kubakrise. Analytiker haben alle diese und noch mehr politische Triumphe der Fähigkeit der Vereinigten Staaten zugeschrieben, Atomwaffen anwenden zu können. Wenn uns die Weltgeschichte etwas lehrt, dann daß Schwäche Tyrannen in Versuchung führt und Stärke sie abschreckt. Bezweifelt hier irgend jemand ernsthaft, daß die Sowjetunion an erster Stelle militärische Macht respektiert hat?«
    Ich bezweifle es jedenfalls nicht, dachte George.
    »Nahezu für ein halbes Jahrhundert herrschte in Europa Frieden. Warum? Weil die NATO dort Atomwaffen hatte. Während desselben Zeitraums haben auf diesem Planeten keine Weltkriege stattgefunden. Weshalb nicht? Dank Amerikas strategischer Atomwaffen. Das war eine erstaunliche Errungenschaft. Tatsächlich ist es keineswegs verfehlt zu sagen, daß diese Waffen zwischen dem Zweiten und dem Dritten Weltkrieg mehr Menschenleben als das Penizillin gerettet haben.«
    Ehe er seine abschließenden Sätze sprach, richtete Bonenfant sich zur vollen Körpergröße auf; noch nie hatte der Anwalt auf George einen erwachseneren, reiferen Eindruck gemacht.
    »Und so frage ich nun: Wer unter Ihnen, Hohes Gericht, wer unter den Vertretern der Staatsanwaltschaft, wer unter den Zuhörern im Gerichtssaal hätte sich zu der Vermessenheit verstiegen, von einer dermaßen bewährten Doktrin ab- und sich auf die unsicheren Zustände einer Welt ohne Atomwaffen einzulassen? Wer hätte sich das getraut? Wer?«
    Als Bonenfant am Tisch der Verteidigung Platz nahm, gab Parkman ihm Kakao, auf dem zwei Stücke Marshmallow schwammen. Geruhsam trank Bonenfant einen langen Zug.
    Durchs Panzerglasgehäuse der Anklagebank schnatterte ein fröhlicher Meinungsaustausch. Overwhite merkte an, Bonenfant verstünde seinen Beruf. Wengernook betonte, mit der Krebs-Metapher hätte der Anwalt eine ›unerwartet überzeugende Leistung‹ erbracht. Sparren bemängelte allerdings, daß der Verteidiger ›nichts über den östlichen Atheismus gesagt‹ hatte. Henkers Einschätzung lautete, ›die Einstiegsrunde‹ sei von ihnen ›spielend gewonnen‹ worden. Die Gutgelauntheit seiner Leidensgefährten flößte George eine Befriedigung ein, wie er sie, seit ihm seitens Mrs. Covingtons seine zukünftige Familie offenbart worden war, nicht mehr erlebt hatte.
    Er musterte die Mienen hinter dem Richtertisch. Die Gesichter Richter Yoshinobus und Richterin Giobertis hatten den dunklen Teint des Annulliertenbluts verloren. Mit seinen geschlossenen Lidern und dem offenen Mund wirkte Richter Woiziechowski wie jemand, der zu einem Gott betete, an den er nicht glaubte.
    »Das Tribunal wird morgen früh um neun Uhr fortgesetzt«, sagte Richterin Shawna Queen Jefferson mit gequälter, herber Stimme.
    »Kollegen«, meinte Randstable, »ich glaube, in diesem Spiel gibt’s ’ne bombige Endrunde.«

 
KAPITEL 13
     
    Worin es heißt, die Vorwürfe der Anklage seien nichts als Rauch ohne Feuer

Wie weiße Papierstalagmiten häuften sich mit der Zeit auf jeder ebenen Fläche des Gerichtssaals Dokumentenstapel an. Die Unterlagen kamen in andauerndem Zustrom durch die Zwischengänge und rollten wie Brandung gegen den Richtertisch. Tag um Tag, deren jeder mit der Geschwindigkeit einer Schnecke verstrich, die durch Klebstoff kroch, lasen Aquinas’ Mitarbeiter laut von Henker Tarmac in der Vierteljahresschrift für Strategisches Denken veröffentlichte Artikel vor. Einen grimmigen Ausdruck um den Mund, transkribierten Stenografinnen durch Brian Overwhite ausgehandelte Rüstungsbegrenzungsverträge. Müde Dolmetscher übersetzten Beschreibungen von Blaupausen, auf denen William Randstables Namen stand. Das Tribunal hörte sich Verlesungen früherer Ansprachen Robert Wengernooks, kompletter Bestseller Pastor Sparrens sowie des von George Paxton unterzeichneten ARES-Montur-Abgabevertrags an. Nach und nach verleibte das Gericht dem Corpus des

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