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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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ehrbare Soldatenhandwerk. Sie sind unpatriotisch. Wir müssen versuchen, uns…‹«
    »Ich protestiere!« Erneut sprang Bonenfant auf, schäumte vor Empörung. »Hohes Gericht, die Verteidigung erachtet diese oberflächlichen und haltlosen Meinungsäußerungen als wenig aufschlußreich.«
    »Ja.« Richterin Jefferson wandte sich an Aquinas. »Könnten wir wohl mehr über die konkreten Erfahrungen des Zeugen hören?«
    »Er hat keine konkreten Erfahrungen.« Der Oberstaatsanwalt kehrte sich dem Richtertisch zu. »Er ist einer von…«
    »Sie wissen, was ich meine«, rügte ihn Richterin Jefferson.
    Aquinas vollführte eine unbeholfene Kehrtwendung, stützte sich dabei auf den Zeugenstand. »Ich ersehe aus Ihrer schriftlichen Aussage, daß Ihre Gruppe den Einstein-Vier-Vertrag befürwortet hätte. Normalerweise fördern Generale keine Rüstungsbegrenzungsabkommen.«
    »Wir hätten die Einsicht gewonnen«, sagte Flood, »daß das strategische Atomwaffenarsenal, insbesondere die von Wengernook und Tarmac bevorzugten Erstschlagswaffen, eine Nation nicht stärken, sondern schwächer, weil angreifbarer machen.«
    »Weil sie die Gegenseite ständig solchem Druck unterwerfen, daß sie immer zum Präventivschlag tendieren muß?«
    »Jawohl. Wer zuerst zuschlägt, kommt am besten davon. Vor dieser grauenvollen Wahrheit kann sich niemand drücken.«
    »›Wer zuerst zuschlägt, kommt am besten davon‹«, wiederholte Aquinas bedächtig. »Vielen Dank, General. Mister Bonenfant, Sie können den Zeugen ins Kreuzverhör nehmen.«
    Während Aquinas sich zu seinen Mitarbeitern gesellte, ging der Verteidiger gemächlich nach vorn, grinste Flood gutmütig zu.
    »Nun wollen wir mal ’n bißchen Blut sehen, Bonenfant«, hechelte Wengernook.
    »Den Kameradenschweinen vom Heer muß man den Arsch aufreißen«, äußerte Henker.
    »Echt wahr«, sagte George.
    Bonenfant deutete auf das Lametta an der Brust des Zeugen. »Tolle Orden haben Sie da.«
    »Dankeschön.«
    »Ich nehme an, sie sind Beweise Ihres kometenhaften Aufstiegs in den Rang eines Brigadegenerals.«
    »Einige dieser Auszeichnungen wären mir erst danach verliehen worden.«
    »So? Könnte es sein, daß Sie diesen oder jenen Orden Ihren Fähigkeiten als Befehlshaber im Felde verdanken?«
    Flood tippte auf einen Blechstern. »Diese Auszeichnung hätte ich nach Skoworodino erhalten.«
    »Möglicherweise ist so manchen Zuhörern Ihr Annulliertenwerdegang nicht ganz geläufig.«
    »Bei Skoworodino hätte eine der Entscheidungsschlachten des griechisch-russischen Kriegs stattgefunden.«
    »Nach Ratifizierung des Einstein-Vier-Rüstungsbegrenzungsvertrags?«
    »Jawohl.«
    »Offenbar hätte dieser Vertrag, auf den Sie so stolz sind, nicht die Wirkung gehabt, den Expansionsdrang des Russischen Bären zu dämpfen.«
    »Voll ins Schwarze, Bonenfant«, lobte Wengernook den Verteidiger.
    »Der Junge hat seine Dienstfibel gelesen«, lautete Henkers Kommentar.
    Floods Mund sah so gerade und starr wie eine waagerecht eingemeißelte Kerbe in einem Granitgrabstein aus. »Das ist schwer zu sagen.«
    »Wären im griechisch-russischen Krieg viele Amerikaner gefallen?« fragte Bonenfant.
    »Fast zweihunderttausend«, antwortete Flood.
    »›Fast zweihunderttausend‹«, wiederholte Bonenfant. »Auf Ihrem Gewissen lastet eine schwere Bürde, General… Vor einigen Minuten habe ich Ihre Behauptung zur Kenntnis genommen, Atomwaffen hätten keinen militärischen Wert. Gehen wir einmal davon aus, Sie hätten als Kommandeur einer Feldeinheit vor der Aufgabe gestanden, einen Angriff der Achten Sowjetischen Stoßarmee auf Westdeutschland zurückzuschlagen. Wären da ein paar Neutronenbomben nicht von Nutzen gewesen?«
    »Es gibt kein Westdeutschland mehr.«
    »Beantworten Sie lediglich meine Frage.«
    Der Mund des Generals paßte sich einem insgesamt finsteren Gesichtsausdruck an. »Atomare Gefechtsfeldwaffen wären bei Ausbruch der Krise nützlich gewesen. Aber danach…«
    »Nützlich, haben Sie gesagt?«
    »Nützlich bei…«
    »Noch eine letzte Frage. Wieviel russische Offiziere hätten Ihrer Organisation genau angehört?«
    »Bei den Generalen gegen Atomwaffen wären gar keine russischen Militärs Mitglied gewesen. Allerdings hätten wir…«
    »Wie viele russische Offiziere?«
    »Keine«, brummte der Zeuge.
    »Vielen Dank, General Flood.« Bonenfant entfernte sich vom Zeugenstand; das Schmunzeln zwischen seinen Pausbacken hatte die Umrisse einer Hängematte.
    »Der ist abgeschmiert, was?« frohlockte

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