So nah bei dir und doch so fern
Gelände nicht infrage kam.
Das erste Mal hatte ich Anita mit der wundervollen Landschaft des Peak Districts bekannt gemacht, als unsere Kinder noch Säuglinge waren. Unsere Babys legten in jungen Jahren hunderte Kilometer zurück, indem wir sie bei jeder Witterung in unseren Tragerucksäcken Kilometer um Kilometer über die Hügel mitschleppten oder in ihren total verdreckten dreirädrigen Geländekinderwagen durch die Wälder schoben. Im Gegenzug hat Anita mich zum Berglauf gebracht. Ich hatte jahrelang Straßenläufe gemacht und an Fünf- oder Zehn-Kilometer-Benefizläufen wie dem Race for Life teilgenommen. Den Sheffield-Halbmarathon hatte ich in ordentlichen 1:38 Stunden geschafft. Doch Berglauf erschien mir für meine alternden Gelenke einfacher. Anita wusste, dass ich gerne 200 Prozent gab, wenn ich etwas anging; andere sagten, es sei der Kontrollfreak in mir, ich hingegen meinte, es sei Zielstrebigkeit. Sie wusste auch, dass ich zwei Wochen zuvor eine Trainingseinheit mit einem Privattrainer absolviert hatte, die damit endete, dass ich herumlief, als habe ich zwei Wochen auf einem Pferd gesessen. Deshalb war sie zu Recht beunruhigt.
Von den Endorphinen in unseren Körpern noch total aufgedreht, beschlossen wir auf der Rückfahrt, Jaqui davon zu überzeugen, uns in der nächsten Woche zu begleiten. Als ich nach Hause kam, gönnte ich mir ein heißes Schaumbad, während Mark sich für seine übliche Wochenend-Tour aufs Mountainbike schwang. Harvey hatte Fußballtraining, Woody war beim Schwimmen und India befand sich in ihrem Kinderzimmer und hörte Musik auf ihrem iPod, daher hatte ich wohlverdiente Zeit nur für mich allein und kam zur Ruhe. Später am Abend brachte Alison ihre Tochter Charlotte vorbei, die bei India übernachten wollte, und während die Mädchen oben vor Facebook klebten, saß der Rest der Familie wie jeden Samstagabend vor der Glotze, kuschelte auf dem Sofa, genoss Chicken tikka massala, Pilau-Reis und Onion bhaji aus der örtlichen Imbissstube und schaute sich Dancing on Ice an, bevor es früh zu Bett ging.
KAPITEL 3
Die Mutter aller Kopfschmerzen
A m nächsten Morgen waren die Kopfschmerzen wieder da. Außerdem kribbelte mein Mund. Ich fühlte mich lausig und konnte es nicht mal auf den Rotwein vom vorigen Abend schieben, da ich nicht mehr als ein halbes Glas geschafft hatte. Eigentlich hätte ich mich mit Jaqui zu einem Lauf aufmachen sollen, doch ich schickte ihr eine SMS : »Mir ist nicht nach Laufen. Kopfschmerzen sind zurück.«
Nach dem Frühstück kam Alison, um ihre Tochter abzuholen. Ich bezeichnete Alison gerne als meine Komplizin, denn wir teilten die gleiche Lebenslust und denselben verrückten Sinn für Humor. Sie behauptete immer, ich sei der einzige Mensch, der auf ihrer Wellenlänge lag. Nie bereit, mit der Wahrheit hinterm Berg zu halten, sagte sie: »Du siehst scheußlich aus.«
Ich nahm es als Einladung, über meine Kopfschmerzen zu jammern, die mir während der vergangenen beiden Wochen den letzten Nerv geraubt hatten. Es war zwar nicht so schlimm gewesen, dass ich meine tägliche Routine hätte aufgeben müssen, doch es störte und belastete mich. Die Kopfschmerzen schienen ständig präsent zu sein, ein permanenter Schmerz, der mich behinderte. Am vorangegangenen Samstagabend waren mein Bruder und dessen Frau mit ihren Kindern gekommen, und ich war früh schlafen gegangen, was äußerst ungewöhnlich für mich ist. Ich dachte, der Grund sei vielleicht Dehydration gewesen, und trank deshalb eine Menge Wasser. Doch führte das nur dazu, dass ich häufiger pinkeln musste, ohne dass der Schmerz nachließ.
Nachdem Alison gegangen war, sagte Mark, den ich im Verdacht hatte, langsam genug von meinem ewigen Gejammer zu haben: »So, das reicht mir jetzt; wir lassen es untersuchen.«
Typisch Mann, der seinem natürlichen Drang folgte, Dinge in Ordnung zu bringen, trommelte er die Kinder zusammen und fuhr uns zum örtlichen Krankenhaus. Als wir dort ankamen, hatten sich die Kopfschmerzen von »ziemlich lästig« zu »ganz und gar nicht normal« entwickelt. Mark setzte mich und India am Eingang der Notfallambulanz ab und fuhr mit den Jungs weiter, um den Wagen zu parken. Wir gingen zu der Frau am Empfang. Doch als ich ihr meinen Namen sagen wollte, begann ich zu lallen und sah nur noch verschwommene Bilder.
»Ist dies der schlimmste Kopfschmerz, den Sie je erlebt haben?«, fragte die Krankenschwester, was ich mit »Ja« beantwortete. Man testete meinen Urin, und
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