So nah bei dir und doch so fern
einen Kuhfladen in den Schlüpfer gestopft. Ich roch nichts, stellte mir aber vor, ein unangenehmer Geruch wabere zum Schwesternzimmern auf der anderen Seite meines Bettes hinüber. Bestimmt würde gleich eine Schwester kommen und nach mir schauen.
Wenn so mein künftiges Leben aussehen sollte, dann wünschte ich ein schnelles Ende herbei.
KAPITEL 2
Das Laufen und meine erstaunlichen Freundinnen
W as kann ich über mein früheres Leben berichten, das mir auf so plötzliche und würdelose Weise genommen wurde? Für jeden außenstehenden Beobachter musste es ausgesehen haben, als hätte ich das große Los gezogen. Wir waren die typische Mittelklasse-Familie, die ein perfektes Vorstadtleben führte.
Mark und ich waren frisch verheiratet, als wir vor dreizehn Jahren in dem kleinen Ort Dore in ein Zweifamilienhaus aus den Dreißigerjahren zogen. Wir hatten uns in das Dorf und seinen ländlichen Charme verliebt. Es war eine angenehm altmodische, freundliche Yorkshire-Gemeinde mit florierenden Geschäften, Pubs und einer guten Grundschule, genau das, was wir für die Gründung unserer Familie brauchten. Wichtiger noch, vor unserer Haustür erstreckte sich das herrliche Hochlandgebiet von South Yorkshire, das wir ausgiebig für Spaziergänge und Touren mit dem Mountainbike nutzten. 1998 wurden wir in der Kirche von Dore getraut. Ein Jahr später kam India zur Welt, das erste unserer drei Kinder. Harvey und Woody komplettierten unsere Familie.
Mark und ich arbeiteten beide hart und steckten unser Geld in das Haus und die Familie. Mark war Vertriebs- und Marketingleiter eines Unternehmens, das Sanitätsartikel verkaufte, und ich war gerade dabei, meine eigene Online-Marketing-Firma aufzubauen, nachdem ich jahrelang für andere Leute gearbeitet hatte. Die Kinder hatten ihren eigenen prallen Terminkalender: Pfadfinderinnen und Tanzstunde für India, Fußball und Rugby für Harvey, Klavierstunde und Schwimmen für Woody.
In unserer Beziehung war ich die Leidenschaftliche, Kreative: die treibende Kraft. Ich steckte meine Ziele stets höher, als andere Leute es von mir erwarteten. Ich trieb mich an, mich immer noch mehr für meine Arbeit und mein Privatleben zu engagieren. Mark war praktischer und geerdet: mein Steuermann. Sobald ich mal wieder zu einem Höhenflug ansetzte, holte er mich auf den Teppich zurück. Zusammen bildeten wir ein gutes Team.
Neben meiner Familie waren die wichtigsten Dinge in meinem Leben meine Freundinnen und meine eigene Fitness. Meine engsten Freundinnen hießen Alison, Anita und Jaqui, drei andere Mütter aus Dore. Wir hatten etwa gleichaltrige Kinder, die dieselbe Schule besuchten, und im Laufe der Jahre vertiefte sich unsere Freundschaft noch durch andere Gemeinsamkeiten. Wir waren alle »Superfrauen«, die die Belastung eines Fulltime-Jobs meisterten, einen Haushalt führten und dabei noch genügend Zeit fanden, sich selbst ansehnlich und gut in Schuss zu halten. Wir bildeten das Äquivalent von Dore zu den Desperate Housewives – vier Frauen in den Dreißigern, die sich täglich auf dem schmalen Grat zwischen Dramatik und friedlicher Häuslichkeit bewegten.
Alison ist meine beste und loyalste Freundin. Sie ist die Überlegte und Fürsorgliche und mit Chris, dem Schuldirektor, verheiratet. Ich kann ihr meine tiefsten Geheimnisse anvertrauen. Jaqui ist die Praktische, Effiziente des Typs »Tochter aus gutem Hause und etwas nervig«. Sie bekleidet einen hochrangigen Regierungsjob und ist mit einem Firmenchef verheiratet. Anita ist die, auf die alle Kerle stehen. Als zierliche Halb-Inderin sieht sie umwerfend aus, gibt sich bisweilen blauäugig und betreibt ihren eigenen Hundesalon. Ihr Mann Bill besitzt eine Etiketten- und Verpackungsfirma.
In dieser Gruppe war ich die Sture, die harte Nuss, die ewig Pläne schmiedete und Resultate schaffte. Wenn eine von uns gestresst war, halfen die anderen ihr, den Druck zu mildern. Wenn eine aus der Gruppe niedergeschlagen war, organisierten die anderen einen Ausgleich. Wir genossen unsere Weiberabende, indem wir uns Filme anschauten, uns jede Woche im Literaturkreis trafen, uns an Wochenenden davonmachten und in Wellnesscentern verwöhnen ließen oder an mediterranen Stränden Sonne tankten. Durch unsere Freundschaft wurden auch unsere Ehemänner gute Kumpel. Mark meinte, ich sei in der Lage, jedes Ereignis zu einer Party zu machen, und mit Alison, Anita und Jaqui an meiner Seite tat ich das auch.
Unser Berglauf am Samstag gehörte zu unseren
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