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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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gesund. Belebend.«
    »Bäh!«, machte ich, und Phuong-Anh warf mir einen beleidigten Blick zu.
    Ich spürte förmlich, wie die mikroskopisch kleinen Putzkörnchen an meinen Magenwänden scheuerten. Die beiden Frauen erschienen erneut, diesmal trugen sie wassergefüllte Plastikwannen in den Händen.
    »Schuhe und Strümpfe ausziehen!«, befahl Phuong-Anh und deutete auf die Plastikwannen.
    Diese Forderung verwirrte mich derart, dass ich ohne Gegenwehr meine Louboutins von den Füßen streifte.
    »Schöne Schuhe«, bemerkte Phuong-Anh, als sie meine Schmuckstücke beiseitestellte. Ihr anerkennender Blick machte sie mir beinahe sympathisch. Zumindest sie hatte reagiert, wo Lissy mich schon enttäuscht hatte. Ich war nämlich nahezu sicher gewesen, dass ich mit diesen sensationellen Schuhen Lissys Aufmerksamkeit gewinnen und zumindest einen Kommentar ernten würde, der Ähnlichkeit mit der früheren Lissy erahnen ließ. Aber so war es nicht. Lissy trank mit dem Gesichtsausdruck einer Streberin den angeblich so belebenden Tee und schnupperte verzückt in der Luft herum. Dann hob sie den Zeigefinger, und ihre Augen rundeten sich. »Da!«, rief sie. Im Hintergrunderklangen esoterische Töne, Vogelgezwitscher und Panflöten. Ich seufzte ergeben.
    »Füße waschen!«, bellte Phuong-Anh. Offenbar würde ich trotz meiner Schuhe keine Sonderbehandlung erhalten, also gehorchte ich.
    Ich tauchte meine Füße in das warme Wasser und spürte, wie ich zugleich mit meinen Schuhen auch einen Großteil meines gefühlten Schutzanzuges verloren hatte. Man kann nicht aufpassen, während man die nackten Zehen in wohlig warmem Wasser badet.
    Nicht die Kontrolle verlieren, dachte ich.
    ***
    Minuten später lagen wir im abgedunkelten Massageraum auf Matten. Die massierenden Asiatinnen hatten uns mit leichten bunten Baumwolltüchern bedeckt, ich konnte von Lissy neben mir nichts sehen außer einem Schemen unter buntem Stoff und den Schatten, die die Kerzen an die Wand malten. Panflöten und Vogelgezwitscher in der Luft. Der Geruch von Kampfer und irgendwelchen anderen Kräutern breitete sich aus. Phuong-Anh knetete sanft meine Waden. Gerade wollte ich mir eingestehen, dass so ein bisschen esoterischer Firlefanz gar nicht verkehrt war   – da begann Lissy zu reden, genau in dem Moment, in dem meine Konzentration nachließ und sich irgendwo zwischen den Panflöten und den Vogelstimmen auflöste.
    »Noch mal zu Benno«, sagte sie.
    »Benno?« Mit einem Schlag war ich hellwach. Jetzt hieß es aufpassen!
    »Ich habe mich endlich durchgerungen und bin Bennos Sachen durchgegangen«, klang es aus den Laken. »Und dabei sind mir ein paar merkwürdige Sachen in die Hände gefallen.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst!«, platzte ich heraus. Hups, da war sie dahin, meine Kontrolle! Irgendwo zwischen Vogelzwitschern und Panflöten hatte sie sich davongemacht und mich mit diesem Benno-Schlamassel allein gelassen.
    Ich hatte ja damals Benno im Verdacht gehabt, an der Sache mit dem Veganertum schuld zu sein. Ich hatte ein paarmal mit ihm reden wollen, deswegen, weil an Lissy ja gar nicht mehr ranzukommen war, argumentativ. An Benno dagegen war ausgesprochen gut ranzukommen, nicht nur argumentativ. Was soll ich sagen? Wir hatten da was laufen. Ein paar schöne Stunden, danach ein einvernehmlicher Grillteller bei Sokrates. Ich glaube, der Grillteller war der Teil unseres Treffens, den wir beide am nötigsten hatten. Nach einigen Wochen hatte sich die Sache erledigt, und bald darauf hatte er ja auch den Unfall. Lissy hat von unserer Affäre nie etwas erfahren. Das durfte sie auch nicht. Der klägliche Rest unserer vegan-fleischfresserischen Freundschaft würde sonst implodieren.
    Womöglich hatte   … Natürlich! Sie musste etwas gefunden haben, und irgendwie hatte sie die richtigen Schlüsse gezogen und   …
    Phuong-Anh ließ mit aromaölglitschigen Zauberhänden meine Zehen knacken, und ich entspannte mich wieder. Außerdem kam von Lissy kein Laut.
    »Vielleicht solltest du Bennos Sachen ruhen lassen«, brummte ich in mein Laken. »Es ist ja wirklich Zeit, nach einem Jahr.«
    »Das denke ich auch«, hörte ich Lissy. Ihre Stimme klang drohend.
    »Ist alles okay?«, fragte ich alarmiert und auch ein bisschen ängstlich. »Lissy? Ich weiß, Bennos Unfall hat dich schwer getroffen, aber   …«
    Die Stimme unter dem Laken neben mir zischte jetzt wie eine Schlange. »Wer sagt denn, dass es ein Unfall war?«
    »Natürlich war es ein Unfall!«
    »Das denkt

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