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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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die Polizei. Ich würde eher sagen, er ist von der Straße abgedrängt worden.«
    Die Erkenntnis durchzuckte mich wie ein Blitz, und ich wusste jetzt, weswegen wir hier waren. »Das kannst du doch nicht glauben! Lissy, ich schwöre dir, ich habe nichts damit zu tun!« Ich richtete mich auf, doch ein gezielter Schlag der massierenden Asiatin beförderte mich rasch wieder in die Horizontale.
    »Aua!«, schrie ich. Und begriff, dass ich wirklich ein Problem hatte.
    Lissy neben mir setzte sich auf, ein Rachegeist unter einem bunten Tuch. Ihr Körper glänzte von dem Aromaöl, und sie roch streng nach thailändischem Kampfer. »Du Mörderin!«, zischte sie.
    »Ich bin keine Mörderin!«, rief ich. »Das mit Benno   …« Ich verstummte. Jetzt bloß nicht drauflosreden! Woher sollte ich wissen, was ich sagen durfte und was nicht?
    »Keine Mörderin?«, höhnte Lissy. »Und was ist mit all den Wesen, die täglich auf deinem Teller landen? Vom werdenden Leben mal ganz abgesehen?«
    »Werdendes Leben?«
    »Eier!«, erklärte Lissy.
    In diesem Moment riss die massierende Asiatin meine Arme nach hinten, gab mir einen Tritt ins Kreuz, verschnürte meine Handgelenke blitzschnell mit einem Seidenschal und zog fest zu.
    »Arrgh«, schrie ich. Eigentlich hatte ich »Was soll das, verdammt!« schreien wollen, aber mir blieb die Puste weg.
    »Danke, Ming-Phu«, sagte Lissy neben mir unter dem Laken. Sie erhob sich erstaunlich geschwind von ihrer Matte, ich hörte das Geraschel von Geldscheinen, und dann verschwanden die massierenden Asiatinnen wie durch Zauberhand.
    »Das ist alles ein Missverständnis«, knirschte ich an meinen Zähnen vorbei in die Matte. »Ich habe nichts mit Bennos Tod zu tun, ehrlich!«
    »Mit Bennos Tod?« Jetzt sah Lissy wirklich erstaunt aus.
    Ich war verwirrt. »Deswegen machst du doch den ganzen Zirkus, oder?«
    Lissy lachte auf. »Glaub mir, der Tod von Benno ist nichts im Vergleich zu all den Leichen, die du auf dem Gewissen hast!«
    Langsam verstand ich gar nichts mehr. »Mal ehrlich, Lissy«, sagte ich. »Du veranstaltest das alles hier doch nicht etwa wegen meiner Essgewohnheiten, oder?«
    »Nein«, sagte Lissy mit zusammengekniffenen Augen. »Ich mache das wegen Benno. Ich habe lange gekämpft um Benno, habe mich bemüht, ihm auf den richtigen, den fleischlosen Weg zu helfen, aber vergeblich. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Darum musste er sterben.«
    »DU?«, keuchte ich. »Du hast Benno getötet?«
    »Von der Straße abgedrängt. Es war das Beste, was ich ihm antun konnte, bei seiner unablässigen Aasfresserei. Trotzdem ist es mir nicht leichtgefallen, immerhin habe ich ihn geliebt. Sehr sogar. Mir ging es furchtbar danach. Es ging sogar so weit, dass ich dachte, ich habe einen Fehler begangen. Aber dann wagte ich mich an seinen Schreibtisch und fand es.«
    »Fand was?«, fragte ich ängstlich.
    »Die Rechnungen!« Lissy näherte ihr Gesicht meinem, was gewisse Verrenkungen erforderte, denn ich lag verschnürt auf dem Bauch.
    »Rechnungen?«
    »Benno hat sich immer Bewirtungsbelege geben lassen, das wusste ich, schließlich war ich selbst oft genug mit ihm essen. Aber selbstverständlich war ich niemals mit ihm beiSokrates. Das warst du. Du konntest dem Grillteller nie widerstehen.«
    Sie griff nach meinen Haaren.
    »Ein Jahr lang habe ich gekämpft um Benno! Immer wieder habe ich mich gefragt, warum er von seiner Aasfresserei nicht lassen kann! Und jetzt weiß ich Bescheid! Grillteller! Du hast ihn mit Grilltellern in Versuchung geführt, unablässig! Nur du bist schuld an seinem Tod!«
    Ich weiß nicht, wie die Sache weitergegangen wäre, wenn ich nicht durch einen Spalt des Vorhangs Phuong-Anhs Kollegin erblickt hätte, wie sie sich an meinen Schuhen zu schaffen machte. Oder eher: wie sie sie anprobierte.
    Ein spitzer Schrei des Entzückens drang bis zu uns und ließ auch Lissy zusammenfahren.
    »Finger weg von meinen Schuhen!«, rief ich entsetzt, doch ob meiner gefesselten Lage nicht sonderlich überzeugend.
    Das Wort »Schuhe« schien in Lissy den verbliebenen Rest ihres früheren Selbst berührt zu haben, denn sie verließ ihre Rachegöttinnenpose, um einen besorgten Blick zu Phuong-Anh zu werfen, die gerade mit seligem Gesicht in meine Schuhe schlüpfte. »Mach etwas, Lissy«, rief ich besorgt, und tatsächlich, Lissy erhob sich beinahe wie ferngesteuert, um meine Schuhe zu verteidigen.
    »Hände weg!«, rief sie auf einmal äußerst kämpferisch und sprang, aromaölglitschig,

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