So schoen Tot
sie während der Kur einzunehmen hat.
We have got some rules in Ayurveda …,
die junge Ärztin lächelt, der Alte spricht: Während der Kur nicht rauchen, kein Alkohol, keine kalten Getränke, und lassen Sie die Aircondition aus. Und jetzt lächelt Dr. Rasheed: Bitte auch keinen Sex.
Petra Smidt ist amüsiert. Als sei sie wegen eines Abenteuers nach Kerala gekommen.
No problem, Doctor.
Bis zur ersten Massage habe sie genügend Zeit, sich ein bisschen zu stärken. Ein leichtes Gericht. Vielleicht ein paar frische Früchte. Mangos, Papayas, Ananas. Dazu
herbal tea,
auf jeden Fall viel trinken.
Das Büfett ist ein Paradies. Für jeden Typus der drei ayurvedischen Doshas gibt es spezielle Gerichte. Petra Smidt hat Mühe, sich zurückzuhalten, nicht zu viel aufzuladen. Sie setzt sich an den Rand des überdachten Restaurants, lässt sich
herbal tea
servieren und genießt die Köstlichkeiten. Ihr Blick geht hinunter zum Meer. Schon hier zu sitzen und nicht im Züricher
office
ist eine Wohltat.
Der Mann, der das Restaurant betritt, sieht aus wie der jüngere Bruder von George Clooney im Film
The American.
Sein kurz geschorenes Haar zeigt wenige Silberfädchen, die scharf geschnittene Nase und das Kinn mit dem kleinen Grübchen … durchaus verführerisch.
Petra wendet sich wieder ihrem Essen zu. Dann dem Meer, dessen Brandung deutlich zu hören ist. Dann wieder dem Mann …
Du kannst mich Pieter nennen, so nennen mich meine Freundinnen, Pjotr, wenn du es genau wissen willst. Ich habe immer nach der Devise gelebt: Kappe das Seil, mit dem du den riesigen Wassertank hinter dir herschleppst. Ständig denken wir an gestern, was war, was wir verpasst haben, was uns geschadet hat, anstatt in dieser Sekunde zu leben, genau jetzt. Wo bin ich, welche Schönheit umgibt mich, was habe ich für Chancen, welche Zukunft steht mir offen.
Ich hätte jeden Grund, am Vergangenen haften zu bleiben. Schon mit zwölf musste ich mich entscheiden, ob ich ein Krimineller oder ein Bürger werden wollte. Die Kreise, in die ich geriet … Waffen, Drogen, Geldwäsche … Schwamm drüber.
Zeigst du mir ein bisschen mehr von deinem Busen? Ich hab schon lange nicht mehr so einen schönen Busen gesehen. Du brauchst nur deinen roten Bademantel ein wenig mehr zu öffnen. Ja, so ist es gut.
Spassiba.
Da redet es sich doch auch leichter.
St. Petersburg. Warst du schon mal da? Die weißen Nächte, davon wirst du gehört haben. Ich leite die Abteilung Gold in der
Eremitage.
Alles, was glänzt, ist mein Gebiet. Zarenkronen, peruanische Masken, afrikanische Münzen … Jahrelang hab ich Führungen gemacht. War eine gute Schulung. Ich spreche ein paar Sprachen, tut aber nichts zur Sache …
Jedes Jahr mache ich Ayurveda. Die beste Möglichkeit, den Akku aufzuladen. Und die wirklich interessanten Menschen kennenzulernen. So wie dich, meine Schöne.
Besitzt du auch Gold? Sind ja viele in Zeiten der Krise ins Gold gegangen. Aber da kommt der Crash, das sage ich dir, als einer der besten Experten. Es wird ein ganz tiefer Fall werden, viel tiefer als
Lehman Brothers.
Hab viele Jahre im Devisengeschäft verbracht. Manchmal ging es um wenige Kopeken rauf oder runter. Da musst du blitzschnell entscheiden. Du kannst in Sekunden ein Vermögen gewinnen oder verlieren. Wenn du das einen Monat vierzehn, sechzehn Stunden am Tag gemacht hast, bist du reif für die Anstalt oder eben für Ayurveda.
Jetzt rede ich die ganze Zeit von mir. Seit wann bist du hier? Wir können auch in meinem Bungalow weiterreden, wenn du möchtest.
Hab ich dir schon gesagt, dass dein Busen …
Petra Smidt streckt sich auf der dünnen Matte aus. Fünfzehn Frauen und zwei Männer, das übliche Bild. Zu faul, die Kerle, morgens um sieben Yogaübungen zu machen. Zu Beginn hat es eine Verstimmung gegeben. Eine Frau aus Hilversum hat eine Matte neben sich freigehalten – für den schönsten Mann im Resort, für »George«. Und was macht der, als er zwei Minuten zu spät in der Yogahalle ankommt? Er nimmt die Matte und legt sich neben eine andere Frau.
Manchmal schaut Petra Smidt zu der Holländerin hinüber. Sie wischt Tränen weg, während die Gruppe den Sonnengruß übt.
Dann wandert ihr Blick zu George, der es immer wieder schafft, den Fuß oder den Arm der Frau neben sich zu berühren, wenn der Yogalehrer gerade nicht hinschaut. Ganz schön gerissen … Die Frau mit dem blonden Pferdeschwanz scheint es zu genießen.
Die ersten drei Tage
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