So schoen und kalt und tot
Gefühl hatte, ihr Gegenüber erwartete das von ihr.
Melanie schaute sich in dem großen, etwas düster eingerichteten Raum um, der zum Teil wie eine alte Bibliothek aussah. An einer Seite war die lange Wand voll mit Bücherregalen, die beinahe überquollen. Auf der anderen Seite des Raumes stand die gemütliche Sitzgarnitur aus dunklem Leder und der große massive Tisch, der mit feinen Schnitzereien versehen war.
„Glauben Sie, dass Sie mit unserem Sohn zurecht kommen?“, fragte Angela besorgt. „Benjamin ist nicht einfach, er ist – ein wenig seltsam geworden. Daran sind wir nicht zuletzt auch mit Schuld, denn wir haben ihn zu lange sich selbst überlassen.“
„Benjamin ist ein lieber Junge. Man muss nur verstehen, was er sagen will, dann weiß man auch, was er denkt und fühlt. Wir haben uns heute unterhalten, und es war von seiner Seite aus zumindest keine Ablehnung oder gar Feindschaft zu spüren. Deshalb würde ich ihn sehr gern unterrichten.“
Melanie lächelte freundlich, denn Laird und Lady wurden ihr immer sympathischer. Wären da nicht die düsteren Prognosen ihrer kleinen Schwester gewesen, dann hätte sie sich hier sogar wohl fühlen können.
„Ihre Schwester scheint sich auch schon mit unserem Benny angefreundet zu haben.“ Ian schmunzelte. „Sie ist ein wunderschönes Mädchen mit einer mystischen Ausstrahlung“, fügte er hinzu.
Melanie merkte, dass Laird Ian Informationen über sie selbst und ihre Schwester erwartete. Sie überlegte einen Moment lang, was sie ihm sagen sollte, was wichtig war für eine gute Zusammenarbeit. „Alanis leidet noch immer sehr unter dem Tod ihrer Mutter“, begann sie zögernd.
Überrascht schaute Angela auf. „Sie haben nicht dieselbe Mutter?“, fragte sie interessiert. „Ich möchte nicht neugierig erscheinen“, fuhr sie etwas verlegen fort und lächelte entschuldigend. „Aber das würde natürlich den erheblichen äußeren Unterschied zwischen Ihnen beiden erklären.“
„Das ist in Ordnung“, antwortete Melanie und lächelte zurück. „Jenna war meine Stiefmutter. Meine leibliche Mutter starb, als ich zwei Jahre alt war. Bis heute weiß ich nicht, was damals passiert ist“, fügte sie leise hinzu.
„Wurde sie – ermordet?“ Ian horchte auf. Sofort fiel ihm das Verbrechen an Mrs. Mansfield wieder ein.
Melanie wusste gleich, worauf er anspielte. Eigentlich hätte sie diese Frage bejahen sollen, denn Mariah Barton starb ohne ersichtlichen Grund nach einem Konzertbesuch. „Meine Mutter hatte vermutlich einen Herzschlag“, antwortete sie ausweichend und merkte, dass der Laird ihr nicht glaubte. Sie hatte mit der Antwort zu lange gezögert um glaubwürdig zu erscheinen.
„Und woran starb Ihre Stiefmutter?“, fragte nun Angela, die ebenfalls auf die Parallelen aufmerksam geworden war. Sie bemühte sich zwar, nicht zu erregt zu erscheinen, doch man konnte ihr anmerken, dass auch sie Vergleiche mit den Geschehnissen in der jüngsten Vergangenheit zog.
„Jenna war Organisatorin eines Naturschutzvereins unseres Stadtteils. Sie hatte abends noch einen Vortrag zu halten. Alanis und ich waren an diesem Abend nicht zuhause sondern bei der Geburtstagsfeier einer Freundin. Als wir spät in der Nacht heimkamen, war Jenna noch nicht zurück. Wir warteten und machten uns gegen Morgen auf die Suche nach ihr, fanden sie aber nicht.“
„Sie wurde ermordet“, stellte Ian McGregor fest. Er atmete tief ein. Auch wenn Melanie es nicht sagte konnte er doch in ihren Worten die Gedanken hören, die ihre Erzählung begleiteten.
„Wir wissen es nicht. Am nächsten Morgen kam ein Inspektor, um uns die traurige Mitteilung zu machen, dass man unsere Mutter im Park gefunden hatte. Sie war tot, aber es war keine Gewalteinwirkung zu sehen. Sie schrieben in den Totenschein, dass sie an Herzschlag gestorben war.“
„Wie bei Ihrer leiblichen Mutter auch, nicht wahr?“, murmelte Angela. „Es gibt schon die seltsamsten Zufälle im Leben. Beide Frauen sterben jung an Herzschlag. Finden Sie nicht, dass dies ein bisschen zu viele Zufälle sind?“
„Darüber möchte ich nicht nachdenken“, wehrte Melanie traurig ab. „Ich kann es nicht mehr ändern, meine Mutter und Jenna, die mir ebenfalls wie eine Mutter ans Herz gewachsen war, sind tot. Und egal, was ich tue, gleich, was ich heraus finde, es wird sie nicht mehr zum Leben erwecken.“ Sie kämpfte mit den Tränen.
„Wir
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