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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Er blieb stehen und nahm nun auch noch die zweite Hand der jungen Frau. Dabei schaute er ihr tief in die Augen. „Sie sind eine faszinierende Frau, wissen Sie das eigentlich? Ich sollte das vielleicht bei unserer ersten zufälligen Begegnung nicht sagen, aber wir Iren sind in diesem Punkt sehr temperamentvoll.“ Er grinste leicht.
       Melanies Herz machte ein paar raschere Schläge. Die Berührung seiner kühlen Hände verursachte ein Gefühl in ihrer Magengegend, die sie sogar die Tote aus dem Zug für einen Moment lang vergessen ließ. „Ich hatte Iren eigentlich immer mehr für verschlossen gehalten“, sagte sie leise.
       „Manchmal können wir auch aus uns heraus gehen“, antwortete Chester lächelnd, ohne seinen Blick von ihr zu wenden. „Das passiert uns nicht allzu oft, aber wenn es passiert, hat das meist eine tiefere Bedeutung.“
       Melanie wollte gerade nachfragen, da entdeckte sie nicht sehr weit entfernt Alanis und Benjamin, die tatsächlich noch einmal in die alte Kirche gegangen waren. Sie machten beide einen ziemlich schweigsamen, betroffenen Eindruck. „Das sieht nicht gut aus“, murmelte sie, und das schöne Gefühl in ihrem Innern verschwand augenblicklich.
       „Möchten Sie, dass ich bleibe oder soll ich lieber gehen?“
       „Bitte  bleiben Sie“, antwortete Melanie. „Oder nein, das ist eigentlich nicht nötig. Sie haben sicher noch Wichtigeres zu tun“, fügte sie mit leichtem Lächeln hinzu, obwohl ihr danach gar nicht zumute war.
       „Gut, dann bleibe ich“, antwortete er mit leichtem Schmunzeln, das jedoch gleich wieder verschwand, als die beiden Kinder vor ihnen standen.
       „Wir haben sie gesehen“, sprudelte Benjamin auch gleich heraus. „Sie liegt in der Kirche. Der Sarg ist geschlossen, aber der Deckel lässt sich heben. Sie sieht richtig schön aus. Man merkt gar nicht, dass sie erstochen wurde. Man hätte ihr den Hund mit in den Sarg geben sollen“, fuhr er fort.
       „Du hast den Deckel gehoben?“, fragte die Frau verblüfft und spürte schon wieder die unangenehme Gänsehaut über ihren Rücken kriechen, die mittlerweile schon fast zu einem Dauerzustand geworden war.
       „Wir haben Blumen gepflückt und sie ihr in die Hand gelegt“, sagte Alanis und ihr Blick schien etwas entrückt. „Ich glaube, sie hat sich darüber gefreut.“
       Melanie wurde regelrecht übel bei der Vorstellung, wie Benjamin den Sargdeckel gehoben und der Toten ins Gesicht geschaut und wie der Junge seine Bemerkungen darüber gemacht hatte. „Dein Vater wollte heute zum Inspektor und die Identität klären. Ich bin gespannt, ob sich inzwischen irgendetwas Neues ergeben hat“, versuchte sie abzulenken.
       „Countess war auch da“, fuhr Alanis geistesabwesend fort, als hätte sie die kurze Unterhaltung gar nicht gehört. „Sie war sehr traurig, weil sie jetzt keine Heimat mehr hat. Darf sie mit uns kommen?“ Vorsichtig schaute sich die Dreizehnjährige um.
       „Hast du die Hündin gesehen? Ich meine, ist der Körper des Tieres auch hier?“, fragte Melanie betont gleichmütig, obwohl ihr Herz noch immer schrecklich vor Aufregung pochte. 
       „Das weiß ich nicht.“ Alanis schüttelte den Kopf.
       „Ich weiß es“, mischte sich nun auch Benjamin wieder ein. „Der Hund lag in einer Kiste unter dem Tisch, auf dem sonst die Blumen fürs Grab abgelegt werden. Sie werden ihn wohl irgendwo draußen eingraben.“
       Melanie schauderte bei dieser Vorstellung. Plötzlich bereute sie, diesen kleinen Ausflug unternommen zu haben. Allerdings hätte sie ohne den Besuch auf dem Friedhof Chester Flannagan nicht kennen gelernt.
       „Wir werden dann gehen“, sagte sie leise, aus ihren Gedanken heraus. „Bis abends sollten wir zurück sein. Ich weiß nicht, wann die Familie zu essen pflegt.“
       „Wenn Sie mit mir unterwegs sind, macht das nichts, Miss.“ Benjamin lachte, doch seine Augen blieben ernst, fast kalt. „Gehen wir schon mal los, Alanis?“, wandte er sich an das Mädchen, das wie in Trance nickte.
       „Ich komme gleich“, rief Melanie ihnen noch nach, dann reichte sie Chester die Hand. „Ich freue mich, dass wir uns getroffen haben. Sie sind, außer den McGregors, der erste Mensch, den ich hier kennen gelernt habe.“
       „Oh, Sie kennen mich noch gar nicht, Melanie“, widersprach er schmunzelnd und musterte sie aufmerksam. Mit seinen Blicken tastete er sanft ihr schmales Gesicht ab. „Aber das können wir sehr gern

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