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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Gänsehaut über den Rücken. „Einen Seelengarten?“, wiederholte sie und schielte nach einer Fluchtmöglichkeit. Benjamin wurde ihr immer unheimlicher.
       „Willst du ihn sehen?“
       Sie schaute zum Himmel hoch, der sich bereits wieder mit dunklen Wolken überzogen hatte. „Regnet es bei euch immer so viel?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln. „Ich habe es noch nicht erlebt, dass mal ein paar Stunden an einem Stück die Sonne scheint.“
       „Das kannst du doch auch gar nicht. So lange bist du noch  nicht bei uns. Warte ein paar Wochen, der Frühling hat ja gerade erst angefangen, da ist es meist regnerisch. Aber im Juni scheint die Sonne von morgens bis abends. Gehen wir?“
       „Wohin?“
       „Ich wollte dir doch meinen Seelengarten zeigen. Du hast gesagt, wir sind Freunde, wenn ich dir mein Geheimnis verrate. Also komm mit, ehe es dunkel wird.“ Der Junge wirkte etwas angespannt. Immer wieder schaute er an seiner Begleiterin vorbei, als würde er etwas suchen oder auf jemanden warten.
       Alanis folgte ihm widerwillig. Ihr Herz klopfte heftig und sie atmete ziemlich rasch. Von den Blättern tropfte es ununterbrochen und das Wasser fühlte sich kalt an, ganz anders als das Regenwasser in London.
       „Du hast Angst.“ Benjamin griff nach der Hand des Mädchens. „Das musst du nicht. Wenn du erst einmal in meinem Seelengarten bist, kann dir niemand mehr etwas tun.“
       Als Alanis den Doppelsinn seiner Worte begriff, wurde ihr richtig übel. „Sollen wir nicht lieber ins Haus gehen? Deine Eltern werden sicher schon mit dem Abendessen auf uns warten und wütend sein.“
       Aber Benjamin schien weder vor dem Vater geschweige denn vor seiner Mutter Furcht zu verspüren. Er grinste ein wenig, und in seinen Augen blitzte es so intensiv auf, dass das junge Mädchen im ersten Moment erschrocken zusammen zuckte.
        „Wir sind gleich da.“ Er nahm einfach ihre Hand und zog sie mit sich. Ein Stück lief er noch den Weg entlang und dann bog er einfach ab mitten durch Büsche hindurch. Die waren ebenfalls ganz nass waren vom Regen und deren lange Äste um die Beine des Mädchens klatschten, als wollten sie die beiden aufhalten, vor etwas Schlimmen bewahren.
       Dann kamen sie endlich zu dem etwas versteckt im hinteren Teil des Parks gelegenem Seelengarten, der Benjamins ganzer Stolz zu sein schien. „Da steckt viel Arbeit drin“, meinte er und blickte das Mädchen Beifall heischend an. „Ich arbeite schon seit fast drei Jahren dran.“
       „Dann warst du kaum acht Jahre alt, als du angefangen hast ihn zu bauen“, bemerkte Alanis und hatte so etwas wie einen  mitleidsvollen Unterton in ihrer Stimme. „Warum gibt es hier so viele Blumen?“ Ihr Blick wanderte über die unterschiedlich großen bunten Beete, die im ersten Moment aussahen wie kleine Gräber. Doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder.
       „Gefällt es dir hier?“, fragte Benjamin, ohne auf ihre Worte einzugehen. „Wenn du magst, nehme ich dich morgen Nachmittag auch wieder mit. Ich bin jeden Tag hier“, versicherte er eifrig.
       „Morgen Nachmittag werden wir vermutlich Unterricht und somit keine Zeit haben, in den Park zu gehen“, warf Alanis hastig ein, denn sie konnte seine Erzählungen kaum mehr ertragen. Ganz deutlich spürte sie, dass von diesem seltsam angelegten Stückchen Park eine unheimliche Ausstrahlung ausging.
       „Besonders schön ist es nachts, wenn es ganz dunkel ist und nur der Vollmond am Himmel steht. Magst du?“, fuhr Benjamin fort, ohne auf ihren Einwand einzugehen.
       „Wir haben im Moment nicht Vollmond“, widersprach Alanis, erleichtert darüber, dass ihr eine Antwort auf diese Frage noch eine Weile erspart blieb. „Deshalb werde ich jetzt zurück gehen. Du kannst ja noch bleiben, wenn du unbedingt möchtest. Aber ich bin müde und werde ins Bett gehen.“ Entschlossen drehte sie sich um. Ihre Schritte wirkten hölzern, als müsse sie sich jeden einzelnen erst überlegen.
       Dann wurde sie immer schneller, bis sie auf einmal anfing zu rennen. Sie hörte, dass Benjamin ihr etwas nach rief, aber sie drehte sich nicht mehr um. Erst als sie das Castle erreicht hatte, blieb sie schwer atmend stehen.
       Ängstlich schaute sie sich um. Es dämmerte bereits und die hohen Bäume des Parks waren nur noch schemenhaft als übergroße schwarze Gebilde zu erkennen. Dunkle Schatten huschten zwischen Büschen hindurch, und unbekannte Geräusche klangen wie

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