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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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obwohl es keinen Laut von sich gab und sich auch nicht bewegte.
       Irgendwann schlief Melanie unter Schluchzen wieder ein, ihre linke Hand in dem weichen kühlen Fell des Tieres festgekrallt. Draußen ging ein heftiges Gewitter nieder mit strömendem Regen und starkem Wind.
       Doch sie schlief so tief, dass sie nicht einmal merkte, wie Alanis etwas später in ihr Zimmer kam und durch die Verbindungstür nach nebenan verschwand.
       Ein weißer Hund geisterte durch ihre Träume, der verzweifelt versuchte, ihr mit seinem todtraurigen Blick etwas zu sagen. Doch sie verstand es nicht.
     
    * * *
     
       Alanis fühlte sich unendlich müde. Der Weg nach Glannagan und zurück hatte sie nicht so sehr angestrengt wie es der Rundgang durch den Park tat, der sich um das alte Castle ausdehnte wie eine Bannmeile. Dabei hatten sie noch ein ganzes Stück vor sich, wie ihr Begleiter ihr versicherte.
       Benjamin hatte bis jetzt nicht so sehr viel gesprochen. Er wirkte in sich gekehrt und in Gedanken versunken, ganz anders als am Vormittag, als sie nach Glannagan gegangen waren. Nur hin und wieder erklärte er ihr eine Pflanze, nannte deren Namen und erzählte, wo er sie gefunden hatte und wie sie behandelt werden musste.
       Überhaupt schien der Junge sich in Botanik sehr gut auszukennen, was das Mädchen mit Verwunderung erfüllte. Sonst waren Jungen in diesem Alter ganz bestimmt nicht an der Flora und Fauna ihrer Heimat interessiert, das wusste sie aus Erfahrung.
       Ganz genau hatte Alanis gemerkt, dass Benjamin absichtlich einen besonderen Abschnitt des Parks ausgrenzte, als wollte er ihr gerade dieses Stück, das ihm sehr am Herzen lag, vorenthalten. „Warum bist du so nervös?“, fragte sie ihn nachdenklich und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen.
       „Sollte ich das sein?“, fragte Benjamin und ging, ohne dass es ihm selbst auffiel, ein wenig schneller. Es war bereits später Nachmittag, und bald würde es dunkel sein. „Ich habe nicht oft Gäste, denen ich meinen Park zeigen kann“, fuhr er fort, ohne ihre Reaktion abzuwarten. „In den letzten Monaten hatte ich eigentlich gar keine.“
       „Das meinte ich nicht“, antwortete Alanis pflichtgetreu, weil sie das Gefühl hatte, er erwartete diese Reaktion.
       „Vermutlich bin ich in Zukunft gar kein Gast mehr sondern ganz einfach nur die Schwester der Lehrerin, die dich unterrichtet. Nun- wie gefällt dir diese Bezeichnung?“
       Benjamin verzog den Mund ein wenig schief, sodass man nicht erkennen konnte ob er lachte oder ob es verächtlich aussehen sollte. „Es ist nicht wichtig, wie mir die Bezeichnung gefällt. Wie gefällt dir die Rolle, die du spielen sollst?“
       „Wie meinst du das?“ Alanis merkte, dass die Unterhaltung sich in eine Richtung entwickelte, die ihr Angst machte. „Du redest um den heißen Brei herum. Das mag ich nicht.“ Sie blieb stehen. „Wir sollten zurück gehen. Bald wird es dunkel sein.“
       „Hast du Angst vor mir? Ich bin jünger als du und nicht sehr kräftig.“ Er stützte die Hände in die Hüften. „Mit dir stimmt etwas nicht. Ich habe es gleich gespürt. Du bist nicht nur Melanies Schwester.“
       „Ich verstehe immer weniger.“ Alanis war den Tränen nahe. Die Angst kroch durch ihren Körper und machte sie fast reglos. Sie bereute, sich auf den Rundgang durch den düsteren Park eingelassen zu haben. „Eigentlich bin ich müde und möchte zurück.
       „Ich würde dir nie etwas tun“, versicherte Benjamin mit sanfter Stimme, als könnte er ihre heimlichen Gedanken hören. „Wollen wir Freunde sein? Ich hatte noch nie Freunde in meinem Alter, sondern nur Erwachsene.“
       Alanis dachte an ihre Schulfreundinnen, mit denen sie in London den Unterricht mit kleinen Streichen immer wieder ein wenig aufgelockert hatte. Es war eine schöne Zeit gewesen, und doch erschien sie ihr jetzt wie aus einem anderen Leben, zu dem sie keinen Zutritt mehr hatte.
       „Wir können es versuchen“, gab sie nach kurzem Zögern zu. „Aber dann musst du mir auch verraten, was für ein Geheimnis du in diesem Park versteckt hast.“ Sie konnte ihre Neugierde kaum mehr zurück halten.
       „Och, das ist gar kein so großes Geheimnis“, antwortete Benjamin gedehnt. „Meine Mum weiß es inzwischen, und sie hat bestimmt auch schon mit Dad darüber geredet. Ich habe meinen eigenen Seelengarten.“ Mit angehaltenem Atem wartete er auf ihre Reaktion.
       Bei dieser Bezeichnung lief Alanis eine

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