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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Umgebung und eigentlich nur noch weg wollte.
       Plötzlich hatte sie den Eindruck, als hätte sie eines der unteren Fenster klappern hören. Erschrocken zuckte sie zusammen. „Er ist zuhause“, meinte sie mit schwacher Stimme. Ihre Hoffnung, sich gleich wieder an den Abstieg machen zu dürfen, schwand dahin wie Schnee in der Frühlingssonne.
       „Da haben wir ja wirklich Glück gehabt.“ Chester war über diese Entwicklung sehr zufrieden. Er betätigte den schweren gusseisernen Türklopfer. Dann warteten sie. Aber nichts tat sich. Niemand kam, um die schwere Holztüre, die besonders durch die kunstvoll mit Eisen beschlagenen Ornamente auffiel, zu öffnen.
       „Du musst dich geirrt haben.“
       Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab mich nicht geirrt“, beharrte sie. „Ganz deutlich hab ich gehört, dass ein Fenster geschlossen wurde.“ Ihr Blick wanderte an der Fassade aus groben Felsbrocken hoch. Graues Gestein in allen möglichen Schattierungen vermittelte ein Bild grenzenloser Trostlosigkeit.
       „Dann würde er öffnen.“
       „Nach allem was du mir erzählt hast wird er das bestimmt nicht tun. Immerhin warst du Billys Lehrer. Würde er uns einlassen, dann würde das Gespräch zwangsläufig auf seinen toten Sohn kommen. Ich bin sicher, diesen Schmerz will er sich ersparen, was ich nur zu gut verstehen kann.“ Aus jedem von Melanies Worten sprach großes Mitleid mit diesem vom Schicksal so schwer gestraften Mann.
       „Du hast Recht“, gab Chester zu, „und dennoch hätte ich zu gern kurz mit ihm geredet. Mehr noch wollte ich dir die Bilder zeigen, vor allem das eine Bild, das dir gleicht wie ein Haar dem anderen.“
       Bis jetzt hatte Melanie nicht an dieses Bild geglaubt, doch jetzt, da Chester es ihr sogar zeigen wollte blieb ihr nichts anderes übrig, als sich  mit dem Gedanken anzufreunden, dass es außer ihr noch eine weitere Frau gab, die genauso aussah wie sie selbst.
       „Gibt es auf dem Castle keine Knechte oder eine Hauswirtschafterin? Lebt der arme Mann ganz allein in den vielen Räumen? Diese Vorstellung ist ja entsetzlich“, entfuhr es Melanie.
       Der Gedanke brachte sie zum Frösteln, obwohl es ein sonniger, schon recht warmer Frühlingstag war. „Einsam geht er die langen Flure entlang, durch düstere Räume, bleibt immer wieder vor den Bildern der Ahnen stehen, und sein Herz blutet bei der Erinnerung an seine Lieben, die er alle verloren hat.“
       Verwundert hatte Chester seine Begleiterin beobachtet, wie sie ihre Phantasien laut ausgesprochen hatte. „Du verwirrst mich immer mehr, Melanie“, sagte er leise und sein Blick streichelte bewundernd ihr ebenmäßiges Gesicht. „Woher weißt du so genau, was er den ganzen Tag tut?“, fügte er schmunzelnd hinzu.
       „Ich weiß es natürlich nicht“, antwortete sie, jäh ernüchtert. „Aber ich kann mir gut vorstellen, dass sein Leben so ähnlich verläuft. Ich glaube, würde ich in seiner Haut stecken, wäre ich längst verrückt geworden. Immer so allein leben, Tag und Nacht, das hält niemand lang aus.“
       „Er könnte es ja ändern. Eigentlich stammt Charles Patterson aus London. Dann lernte er Barbara bei einer Ausstellung kennen und verliebte sich in sie. Barbaras Vater war schon länger sehr krank, konnte das Bett nicht mehr verlassen. Er war eines Tages einfach umgefallen. Der Doktor aus Stonston konnte ihm nicht mehr helfen.“
       „Ist es nicht ungerecht vom Schicksal, dass eine Familie alles Leid der Welt aufgebürdet bekommt und andere ohne größere Probleme durchs Leben gehen dürfen?“, fragte Melanie und dachte an ihre eigene Mutter, an die sie so gut wie keine Erinnerung mehr hatte.
       „Ich hoffe, es hat alles seinen Sinn“, murmelte Chester, und auf einmal sah er ernst und in sich gekehrt aus. „Du hast Recht, denn wenn ich so zurück denke, muss ich zugeben, dass Charles Patterson von dem Moment an, als er auf Glannagan Castle seinen Einzug gehalten hat, vermutlich kaum mehr eine glückliche Minute erleben durfte.“
       „Immerhin hat er einen Sohn bekommen“, gab Melanie zu bedenken. „Da wird er zumindest die ersten Jahre glücklich gewesen sein.“
       „Barbara starb bei Billys Geburt“, erzählte Chester weiter. Sie standen noch immer an dem großen Tor, doch sie hatten die Hoffnung, doch noch das Castle besichtigen zu können, aufgegeben. „Sein Schwiegervater erlag nur wenige Monate zuvor seiner schweren Krankheit.“
       „Ein grausames

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