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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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konnte.
       „Was werden Sie mit mir machen? Ich habe Ihnen nichts getan, warum quälen Sie mich so? Ich will nach Hause zu meiner Schwester.“ Das Mädchen begann zu schluchzen. Vor Angst zitterte es am ganzen Körper.
       „Deine Mutter ist nicht ihre Mutter?“ Der Mann konnte nicht glauben, was er gehört hatte. „Dann hab ich schon wieder die Falsche erwischt. Verdammt!“ Er wollte sich auf das Kind stürzen. Der Hass raubte ihm den restlichen Verstand.
       „Bitte nicht“, wimmerte Alanis und hob schützend beide Hände vors Gesicht. Doch es half ihr nichts. Gnadenlos holte er aus und wollte ihr einen Schlag versetzen.
       Plötzlich erfüllte lautes Knurren den kleinen Raum. Es klang als würde es aus hunderten von Hundekehlen kommen. Aus jeder Ecke kam der Widerhall, der sogar körperlich zu spüren war.
       Der Mann hielt mitten in der Bewegung inne. Er schaute sich um, konnte jedoch nichts erkennen. Dennoch war das Knurren Realität und schien immer lauter zu werden.
       „Was ist das?“, wimmerte der Mann und hielt sich beide Ohren zu. Doch das brachte nichts. Das Knurren war nicht nur im Raum sondern auch in seinem Kopf, in seinem ganzen Körper. „Stell das ab“, schrie er und stürzte sich auf Alanis.
       Doch das Mädchen merkte es nicht mehr. Eine Ohnmacht hatte sie sanft in die Arme genommen. Zusammengekauert lag sie auf der Seite und hatte die Augen geschlossen. In ihren langen Wimpern, die zitternd auf den totenblassen Wangen lagen, glänzten Tränen.
       Wimmernd stand der Mann noch immer da. Sein Blick war wirr, er starrte wie gebannt auf einen Fleck. In seinem Kopf hämmerte die Angst, er wollte fliehen, wollte zur geöffneten Tür hinaus.
       Doch das war nicht möglich. Mit gefletschten Zähnen saß da ein großer weißer Hund und starrte ihn böse an. Blutrot leuchtete das Zahnfleisch um die blitzend weißen spitzen Zähne, und die großen Augen waren weit aufgerissen.
       „Nein!“, schrie der Mann. „Das kann nicht sein! Das gibt es nicht! Du bist tot!“ Wie von Sinnen begann er zu brüllen und rannte los, direkt auf den weißen Hund zu. Er rechnete damit, jeden Moment auf Widerstand zu stoßen, zu spüren, wie sich lange Reißzähne tief in sein Fleisch gruben.
       Aber nichts passierte. Er war draußen, blieb zitternd in dem düsteren Flur stehen und glaubte nicht, dass er noch immer am Leben war. Langsam drehte er sich um. Der Hund war verschwunden.
       Der Mann brauchte lange, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Dann schlich er zurück, zog die Tür ins Schloss und drehte sorgfältig den überdimensional großen Schlüssel herum.
       Dann ging er müde und mit gesenktem Kopf den muffigen Gang entlang. Immer wieder drehte er sich um, doch der Hund blieb verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
     
    * * *
     
       Der nächste Vormittag war der entsetzlichste, den Melanie je erlebt hatte. Sie konnte Benjamin nicht unterrichten, wollte nur nach Glannagan, um nach ihrer Schwester zu suchen.
       Laird Ian und seine Frau Angela konnten das nur zu gut verstehen. Sie boten ihr den Einspänner an, doch Melanie hatte nicht die nötige Ruhe, um mit dem Wagen zu fahren. Sie wollte laufen, so hatte sie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
       „Wenn ich nicht bald etwas von meiner Schwester höre werde ich noch wahnsinnig“, stöhnte sie, als sie sich von Lady Angela verabschiedete, die ihr natürlich bis auf weiteres frei gegeben hatte.
       „Wenn wir bis morgen nichts von Ihrer Schwester gehört haben, wird mein Mann den Inspektor benachrichtigen“, versicherte die Lady mitfühlend. „Wenn ich sonst irgendetwas für Sie tun kann, Melanie, dann sagen Sie es mir“, bat sie.
       Melanie nickte. „Ich werde sie suchen. Möge mir der Himmel den richtigen Weg zeigen“, schickte sie ein Stoßgebet nach oben.
       Heute war wundervolles Wetter. Vögel zwitscherten in den Bäumen, und der romantische Weg nach Glannagan hätte für Melanie so schön sein können, wenn Alanis sie begleitet hätte. So jedoch spürte sie, wie die Gefühlsverbindung zu ihrer Schwester immer weniger wurde und war umso ängstlicher, umso verzweifelter.
       Eine unerträgliche Sehnsucht nach Chester erfüllte sie. Seit er diese Stellung angetreten hatte, war ihr Kontakt abgeris sen. Aber inzwischen war er bestimmt wieder zuhause, vermutete sie.
       Noch ehe sie über ihre Handlung nachdachte stand sie vor dem hübschen Häuschen, in dem der Lehrer

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