So schwer, sich leicht zu fuehlen
essen und ich nicht? Wieso blieben sie alle so schlank dabei?
Das Leben ist einfach ungerecht und hat es für mich nicht vorgesehen, dass ich glücklich bin und zu den essenden, schlanken Schönheiten gehöre. So dachte ich wirklich. Gleichzeitig merkte ich aber auch, dass ich nichts mehr von all den Sachen machte, die mir eigentlich Freude machten â weil ich es gar nicht mehr konnte vor lauter Schwäche.
Der Gedanke, dass ich eigentlich gar nicht mehr am Leben teilnahm, war für mich sehr erdrückend, doch ich fand auch nicht die Kraft, um aufzustehen und etwas dagegen zu unternehmen. Ich konnte ja nicht mal mehr im Auto sitzen, ohne mich an der Lehne abzustützen, so schwach war ich. Also vergrub ich mich mehr und mehr in meinem Zimmer, lag oft stundenlang frustriert und weinend auf dem Bett. Wieso konnte mich keiner verstehen? Wieso waren alle gegen mich?
Aus dem einst so fröhlichen Mädchen war ein depressives Wrack geworden, das niemanden mehr an sich heranlieÃ. Wenn jemand es wagte, mir zu sagen, dass ich etwas essen sollte, dann war diese Person für mich automatisch der Feind!
Immer wieder schrieb ich in mein Tagebuch: âEs versteht mich ja eh keiner. Ich wünschte, sie würden mich einfach nur in Ruhe lassen.â
Meine Mutter konnte mich noch so anflehen und weinend vor mir stehen. Wie gern hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass ich sie liebe. Doch ich konnte es einfach nicht. Ich war innerlich wie abgestorben. Ein Liebesbeweis wäre für sie gewesen, wenn ich gegessen hätte. Doch sie konnte nicht wissen, dass das gar nicht mehr ging. âIch würde ja gerne essen, Mama, schon dir zuliebe, aber ich kann es nicht mehr ...â Das sagte ich ihr aber nie.
So lag ich Nacht für Nacht in meinem Bett und weinte mich in den Schlaf. Wenn der endlich kam, war alles okay, denn in meinen Träumen war ich eine andere Déborah. Eine, die wunderschön und begehrenswert war. Ein Mädchen, das alle Jungs mochten.
Tränen in der Nacht
Ich war es so leid, immer allein herumzuhängen. Wieso konnte ich nicht so glücklich sein wie alle anderen? Abends weggehen und Spaà haben. Es schien mir eine Ewigkeit her zu sein, dass ich das letzte Mal mit anderen Leuten etwas unternommen hatte. In meiner Sucht nach dem perfekten Aussehen hatte ich mich komplett isoliert und so ziemlich alle Freundschaften aufgegeben â nur um den hohen Preis der Magersucht zu bezahlen!
Eines Tages lieà ich mich doch überreden und willigte ein, mit auf ein Konzert zu gehen. Ich machte mir vorher schon groÃe Sorgen darüber, ob die anderen mich zum Essen zwingen würden, und packte vorsorglich einen Apfel mit ein, auf den ich dann zurückgreifen konnte.
Meine Eltern waren nicht ganz so begeistert von meiner Verabredung. Sicher hatten sie einfach Angst, weil ich in meiner Verfassung sehr unberechenbar war. Würde ich überhaupt so lange stehen können? AuÃerdem würden wir erst nach Mitternacht zurückkommen, was ihnen gar nicht gefiel.
Doch mit meinen 14 Jahren fühlte ich mich alt genug, um für mich selbst verantwortlich zu sein. Letztlich schlich ich mich davon und ging heimlich mit.
Das Konzert war ganz gut, doch ich schaute immer nur herum und verglich mich mit den anderen Mädchen. Eine lustige Begleitung war ich sicher nicht!
Nach der zweiten Hälfte wurde ich ziemlich nervös. Immer wieder warf ich einen Blick auf die Uhrzeit. Was würden meine Eltern sagen? Das Konzert hatte schon mit Verspätung begonnen. Langsam wurde ich auch müde. Das lange Stehen und die kreischende Menge um mich herum strengten mich so an, dass ich am liebsten gegangen wäre. Doch meine Freunde tanzten begeistert mit, und sie mussten mich ja wieder mit nach Hause nehmen. Ich fühlte mich komplett fehl am Platz. Nein, mit glücklichen, feiernden Menschen hatte ich sicher nichts gemeinsam!
Das Konzert zog sich noch ewig hin, und als zum Finale hin die Band noch mit Wasserpistolen auf das Publikum schoss und wir alle nass wurden, war ich stinksauer. Ich konnte überhaupt keinen Spaà mehr verkraften. Es nervte mich, dass alle lachten, nur ich nicht! Mein T-Shirt war nass geworden und nun fror ich auch noch! Gleichzeitig war da wieder dieser ewige Hunger!
Natürlich mussten meine Freunde auf dem R ückweg ausgerechnet noch bei Mc Donald â s halten, um sich kurz noch was zu essen zu besorgen! Wie konnte man
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