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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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Ideen wurden durchgezogen. So saß ich nicht selten in irgendwelchen verqualmten Lokalen, wo alte Männer Bier tranken und er an den Spielautomaten sein Trinkgeld verspielte. Und sein Trinkgeld war nicht wenig! So viel verdiente ich den ganzen Monat über nicht.
    Eines Abends hatten wir ausgemacht, bei ihm einen Film anzuschauen. Er rauchte neben mir einen Joint, als wäre es das Normalste von der Welt, und schrie mich dann an: „Wieso bleibst du nicht über Nacht bei mir? Wieso? Du bist so verklemmt!“
    Eigentlich hatten wir abgemacht, dass er mich nach dem Film nach Hause fahren würde. Doch das hatte er nun vergessen, und ich stand um Mitternacht mit meinem wirklich allerletzten Geld da und musste ihn anflehen, mir ein Taxi zu rufen.
    Tonis Mutter sprach mit mir über Tonis Alkoholproblem und dass ich seine letzte Rettung sei. So eine tolle Freundin hätte er noch nie gehabt, sagte sie, es sei, als wäre ich vom Himmel gesandt, um ihn zu retten. Außerdem hatte er bis vor kurzem noch wegen Drogen im Gefängnis gesessen. Das hatte ich nicht gewusst, und es schockierte mich, doch die Verliebtheit war stärker, und ich wollte ihm unbedingt helfen. Ich fühlte mich irgendwie verantwortlich für ihn und konnte mich doch nicht von ihm trennen, wenn solche Hoffnungen auf mich gesetzt wurden!
    Doch diese Entscheidung nahm er mir dann ab, indem er fremdging und somit einen Schlussstrich unter „unser Kapitel“ zog. Das war für mich sehr, sehr hart, weil ich sehr starke Gefühle für ihn gehabt hatte.
    Tagebucheintrag vom 29. Oktober 2000
    Hier hört das Kapitel Toni auf! Wieso? War ich ihm nicht gut genug? War ich ihm zu dick? Kann nicht mal mehr weinen, weil meine Augen so schmerzen. Frustessen ist angesagt ...
    Wieder einmal verfiel ich in Selbstmitleid. Wieso hatte Toni mich verlassen? Der einzige Grund, den ich in diesem Moment sehen konnte, war der, dass ich ihm zu dick gewesen sein musste! Mir fiel ein, dass er oft unterwegs gewesen war, während wir zusammen waren. Sicher hatte er sich mit anderen Mädchen getroffen, die hübscher waren als ich, und sich dann in eine verliebt, die die perfekten Maße hatte.
    Dass es vielleicht eher Toni war, der ein Problem hatte, kam mir gar nicht in den Sinn. Dabei war es ganz eindeutig, dass er seinen Frust an mir ausließ. Mit Liebe hatte das, was ich von ihm bekam, jedenfalls überhaupt nichts zu tun. Wahre Liebe ist selbstlos und will das Beste für den anderen – das war bei Toni ganz sicher nicht der Fall. Und das, was ich für ihn empfand, war zwar sehr stark, aber aus heutiger Sicht war es mehr eine Mischung aus Abhängigkeit und einem Helfertick, als dass ich ihn wirklich geliebt hätte.
    Doch in dem Moment fühlte ich mich einfach nur, als hätte man mir das Herz herausgerissen. Ich blickte an mir herunter und sah den runden Bauch, den ich mit mir herumschleppte. Mein Frustessen hatte mir nicht gut getan. Jetzt fühlte ich mich noch hässlicher und sah keinen anderen Ausweg mehr: Ich rannte auf die Toilette, wie ich es früher getan hatte, und würgte so lange, bis ich das Gefühl hatte, komplett leer zu sein. Hinterher zitterte ich am ganzen Körper. Ich war das absolut nicht mehr gewohnt und hatte es eigentlich auch nie wieder tun wollen, aber es war stärker als ich.
    Danach brach ich zusammen, weinte und weinte. Ich fühlte mich nicht wirklich besser, nein, ich fand mich im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen! Unter der Dusche versuchte ich, das schmutzige Gefühl loszuwerden. Doch all das half nichts. Ich zog Tonis viel zu großen Pullover an, den er mir mal geliehen hatte, und redete mir weiter ein, ich sei hässlich und dick.
    Ich trauerte Toni lange nach und verbrachte Stunden vor dem Restaurant, einfach um ihn kurz wiederzusehen. Von Weitem selbstverständlich. Nie hätte ich mich in seine Nähe getraut, aus Angst, er könne etwas zu meiner Figur sagen. Aus Angst, er würde mir ins Gesicht sagen, wie fett ich geworden war. Dabei war ich nach wie vor schlank.
    Schließlich fasste ich einen Entschluss: Ich will jetzt ein neues Leben beginnen. Ich will wieder Handball spielen und meinen Führerschein machen. Ab dem 5. März werde ich dann Stewardess und ziehe nach Frankreich.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich aber total gestresst von allem. Mein Herz raste und schmerzte. Ständig hatte ich Kopfschmerzen und Nasenbluten, und ich wusste nicht so

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