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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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Bodensee, um dort in einem bestimmten Restaurant am Seeufer zu essen. Sie lud mich ein, sie doch zu begleiten – vom Bahnhof aus waren es nur ein paar hundert Meter. Ich konnte dieser Frau einfach nichts ausschlagen und willigte ein.
    So kam ich also in das Restaurant von Tonis Vater. Toni war der charmanteste, bestaussehende Kellner, der mir je begegnet war. Und diese blauen Augen! Ein Traum ... Fast hätte ich vergessen, wie man einen Kaffee bestellt. Auch Emma hatte die Funken sofort sprühen sehen! „Ist schon ein Netter, der Toni“, sagte sie augenzwinkernd.
    Ich war ganz traurig, als mein Zug kam und ich sie (und Toni) verlassen musste! Kaum war ich in den Zug gestiegen, sprang ich auch schon wieder heraus. Nein, ich musste ihn nochmal sehen! Er hatte mich so angelächelt, dass mir die Knie weich wurden. So etwas hatte ich noch nie so extrem erlebt. Also kaufte ich mir schnell in der Bahnhofsbuchhandlung ein Buch und heckte einen Plan aus: Ich würde mich direkt vor das Lokal an den See legen und ihn von dort aus beobachten. In meiner Fantasie stellte ich mir schon vor, wie er zu mir kommen und mit mir reden würde. Mich hatte es total erwischt!
    â€žLust auf ein Eis?“
    Ich war so vertieft in mein Buch, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass jemand hinter mir stand – Toni! Ich brachte kaum ein Wort heraus. In meinem Kopf ging alles durcheinander. Von: „Eis hat zu viele Kalorien“, bis hin zu: „Ich muss Ja sagen, das ist meine Chance!“
    Also nickte ich und folgte ihm mit zitternden Knien hinüber ins Restaurant. Es war ein heißer Sommertag. Die Zeit verging wie im Flug, während ich dasaß und Toni weiterarbeiten musste. Doch er schaute immer wieder an meinem Tisch vorbei und kümmerte sich rührend um mich. Dann ließ er mir ein traumhaftes Abendessen bringen. Das Essen schmeckte wunderbar, und ich kam mir vor wie in einem romantischen Film.
    Wir trafen uns nun immer öfter. Ab und zu versetzte er mich auch und meldete sich dann erst zwei Tage später, aber ich dachte, es sei wohl der Stress im Lokal. Und obwohl mich solche Vorkommnisse immer sehr traurig machten, hatte ich vollstes Verständnis. Wenn wir uns sahen, war es immer wundervoll und einzigartig. Häufig gingen wir piekfein essen, da er großen Wert auf gute Küche legte. Ich bin als Kind wenig auswärts essen gewesen, und so war das für mich eine ganz neue Erfahrung. Sein Trinkgeld fiel immer so hoch aus, dass mir ganz schwindelig wurde. Das war ein Leben, das ich nicht kannte.
    Doch es dauerte nicht lange und er fing an, an meinem Aussehen herumzunörgeln, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt sehr, sehr schlank war. „Mäuschen, du wirst zu fett.“ Das war seine tägliche Aussage.
    Ja, was sollte ich denn machen, wenn wir ständig essen gingen? In meiner falsch verstandenen Liebe zu ihm beschloss ich, nur noch etwas zu essen, wenn ich mit ihm unterwegs war. Doch das änderte nichts an seiner Ansicht über meine Figur. Außerdem trank er sehr viel und wurde dann immer aggressiver und gemeiner zu mir. Vor meinen Augen flirtete er mit anderen Frauen und sagte dann zu ihnen: „Ja, meine Freundin ist leider etwas zu dick!“ Und ich ließ mir das einfach gefallen – obwohl ich zu dem Zeitpunkt wirklich gertenschlank war. Das war sehr schmerzhaft, doch ich war so verliebt in diesen Mann, dass ich alles für ihn getan hätte. Ich wollte ihn einfach nicht verlieren und war viel zu unsicher, um mich zu verteidigen.
    Tagsüber lebte ich wieder mal nur von Knäckebrot, und meine Laune verschlechterte sich extrem. Meine Eltern merkten, dass mir dieser Junge nicht gut tat, und versuchten, mir das schonend beizubringen. Doch ich war blind vor Liebe.
    Tagebucheintrag, 22. August 2000
    Grad war Mama hier. Sie sagt, sie vermisst die alte Déborah. Ich bin ihnen wohl eine Last, weil ich so bin. Ich bin auch echt depressiv, seit ich wieder so abgenommen habe. Dabei bin ich doch normal, oder?
    Ich bin so gerne mit Toni zusammen, doch er verletzt mich immer wieder. Meine große Leidenschaft, die Musik, verachtet er komplett und meinte, nachdem er ein Demo von mir gehört hatte: „Hätte nicht gedacht, dass du mit deiner piepsigen Stimme auch singen kannst. Aber weit wirst du es damit nicht bringen.“
    Toni und ich hatten immer häufiger Streit. Meist, weil er betrunken war. Ich musste immer allen seinen Launen folgen, und seine

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