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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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Fehler, den ich dann vergaß zu korrigieren. Kaum hatte ich die Arbeit abgegeben und die Klasse verlassen, fing ich an zu heulen. Die anderen lachten mich nur aus. Sie verstanden nicht, dass für mich eine Welt zusammenbrach. Englisch war mein bestes Fach, und nun würde ich statt einer 1 eine 1– bekommen. Und ich wollte doch gut abschneiden! Am liebsten als die Beste. Und natürlich als die Dünnste!
    Die Abschlussfeier rückte näher und ich freute mich darauf, diesen Abschnitt meines Lebens beenden zu können. Die Lehrer waren richtig stolz auf meine Leistung; immerhin hatte ich den besten Klassendurchschnitt und bekam ein besonderes Lob dafür. In meinem schönen Kleid, das an mir herunterhing wie ein leerer Sack, stand ich auf der Bühne und nahm mein Abschlusszeugnis entgegen. In den Blicken der anderen sah ich gemischte Gefühle. Sie müssen sich gefragt haben: „Was ist mit diesem Mädchen los? Ist sie krank?“
    Nach der Zeremonie fielen sich alle in die Arme, und wir feierten den erfolgreichen Abschluss von zwei Jahren Berufsschule. Die Sektgläser wurden erhoben, und nur ich stand mit meinem Wasser in der Hand da. Dann wurden Kuchen, Sandwichs und weitere Leckereien aufgetischt. Ich schaffte es noch nicht, etwas davon zu essen, auch wenn ich es mir fest vorgenommen hatte. Deshalb war ich froh, als ich wieder zu Hause war und selbst kontrollieren konnte, was ich auf mein Brot strich.
Auf Jobsuche
    Ich hatte doch tatsächlich die bestbezahlte Ausbildungsstelle der Klasse ergattert, bei einem Rechtsanwalt.
    In der Nacht vor meinem ersten Arbeitstag war ich total nervös und konnte nicht einschlafen. Würde ich alles richtig machen? War ich dünn genug? Was, wenn die mich nicht leiden konnten?
    Aufgeregt fuhr ich mit dem Zug zur Arbeit und betrat die große Kanzlei. Hier würde ich also die nächsten Jahre meines Lebens verbringen. Ein nettes Mädchen namens Jenny kümmerte sich gleich um mich. Sie war schon im zweiten Lehrjahr und wurde von den Älteren gemobbt, was ich erst später erfuhr. Sie freute sich sehr, ein nettes, ruhiges und schüchtern wirkendes Mädchen wie mich als Kollegin zu bekommen. Ja, das hatte die Magersucht aus mir gemacht. Mein eigentliches Ich, die aufgeweckte Déborah, die sich vor nichts fürchtete, war total verloren gegangen.
    Der erste Tag in der Kanzlei war ziemlich furchtbar. Dort liefen nur streng gekleidete Leute herum, die schwere Akten trugen und wichtig aussahen. Während ich Kaffee kochte und mir nicht sicher war, ob ich das überhaupt richtig machte, fragte ich mich, ob ich hier reinpassen würde. Ich war doch viel zu labil für den Stress hier.
    Die nächsten Tage verliefen nicht anders. Jeden Tag wurde ich müder und blasser. Zu Hause sah ich nur meine Brüder, da meine Eltern im Urlaub waren. Eine ideale Situation für mich: Ich kam sehr spät nach Hause, und keiner konnte kontrollieren, ob ich abends noch etwas zu mir nahm oder nicht.
    Meine neue Freundin Jenny wunderte sich mittags immer, wenn ich nur einen Joghurt und Apfel auspackte. Ich hatte immer die gleichen Antworten parat, entweder: „Ach, weißt du, ich habe heute morgen so viel gefrühstückt. Hab noch gar keinen richtigen Hunger“, oder „Heute Abend gehen wir noch groß essen, da möchte ich jetzt nicht zu viel zu mir nehmen.“ Sie dachte sich nichts dabei, da sie mich ja nie anders kennengelernt hatte. Jenny selbst war etwas rundlich, weshalb ich sie gleich noch lieber mochte.
    Die Arbeit gefiel mir überhaupt nicht. Obwohl ich so ruhig geworden war, sehnte ich mich nach einem Job mit mehr Bewegung und Leben. Ich wollte Menschen lachen und reden hören. Hier vergrub ich mich in Akten, die ich sowieso nicht verstand.
    Mein Chef machte mir das Leben auch nicht gerade leicht und bat mich, für ihn seine Kunden zu belügen. „Déborah, wenn Herr XY anruft, dann sag ihm, dass ich in einem Meeting sitze.“ Ich konnte das nicht. Auch wenn es zum Alltag in diesem Business gehören mochte. „Déborah, dann bist du hier aber komplett fehl am Platz in diesem Job.“
    Der Chef schluckte nicht schlecht, als ich ihm dann nach zwei Wochen sagte: „Sie haben Recht, ich bin hier fehl am Platz. Ich kündige.“
    Ich war heilfroh, diese Ausbildungsstelle los zu sein. Langfristig hätte es mich kaputt gemacht, dort zu arbeiten, denn ich war einfach noch viel zu

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