So schwer, sich leicht zu fuehlen
sehr verändert hatte? Wieso fanden mich plötzlich alle toll? Ich hatte mich doch gar nicht verändert! Ich war nach wie vor die alte Déborah, mit all ihren Macken!
Ich hatte eine relativ lange Zeit viel Mühe damit, das alles in meinem Kopf zu ordnen. Einerseits war ich die Déborah von nebenan, die als Flugbegleiterin ihr Geld verdient. Andererseits trat ich in TV-Shows auf, wurde im Flugzeug mit Champagner verwöhnt, weil die Stewardess mich âerkanntâ hatte, und musste Autogramme geben. Ich war mit fantastischen Künstlern wie Beyoncé und Justin Timberlake auf Tour, erlebte die schönste Zeit meines Lebens und musste mich um nichts kümmern ... und ich werde ewig dankbar dafür sein!
Ich lernte eine Welt kennen, die mir gefiel und in der ich mich wohl fühlte. Eine Welt, in der ich meinen Traum leben konnte. Ich wollte singen! Und jetzt hatte ich die Möglichkeit, von den GroÃen zu lernen, sie zu beobachten und zu erkennen, dass auch sie ganz normale Menschen sind.
Doch dann kam ich nach Hause, wo ein Stapel unbezahlter Rechnungen lag und deswegen mein Handy gesperrt wurde. Das war meine reale Welt, alles andere war noch weit entfernt von mir. Jede Stufe, die du überspringst, holt dich irgendwann wieder ein.
An einem Tag war ich abends zu einem Meeting in London verabredet, hatte aber davor noch einige Stunden Zeit. Man hatte mir einen Fahrer zur Verfügung gestellt und ich bat ihn, mich abzuholen. Er fuhr tatsächlich mit einem Rolls Royce vor und fragte mich, ob ich shoppen gehen wolle. In meinem Kopf ratterte es: âMusst du ihm jetzt etwas vorspielen? Ich könnte mir ja in einem Nobelladen einen Gürtel kaufen. Würde es dafür überhaupt reichen?â Nein. Ich fasste allen Mut zusammen und sagte entschlossen: âZu H&M bitte.â
Ich werde seinen Blick in den Rückspiegel nie vergessen! Nach einem kurzen Moment des Schweigens, der mir ewig erschien, prustete er los: âSicher, Madam. Das ist die coolste Aktion, die ich je durchgezogen habe!â
Er fuhr mich bis vor den Eingang, dann öffnete er mir formvollendet die Tür, und ich spürte alle Blicke der Passanten auf mir. Was für ein Gefühl!
Es machte solch einen SpaÃ, hinterher meine H&M-Plastiktüten von den Pagen in mein Zimmer im 5-Sterne-Hotel tragen zu lassen! So, genau das war und ist die wahre Déborah!
Wenn ein Leben endet
Die Geschichte, dass ich meinen ersten Plattenvertrag hatte sausen lassen, machte die Runde, und daraufhin wurde ich immer öfter zu Veranstaltungen eingeladen, um diese Story zu erzählen und Jugendlichen Mut zu machen, zu sich und ihren Werten zu stehen. Nichts tat ich lieber als das!
Bei einem dieser Auftritte fiel mir ein strahlend schönes Mädchen auf. Sie hatte so ein unglaublich tolles und reines Lächeln, wie ein Engel! Nach dem Auftritt kam sie noch zu mir nach vorn, und wir unterhielten uns ein bisschen. Es war ihr Traum, ein paar Gesangsstunden von mir zu bekommen, auÃerdem hatte mein Song âIch gebe dir mein Lebenâ sie sehr angesprochen.
Nur ein paar Tage später rief ihr Vater bei mir an. Ich war gerade auf dem Weg zu Arbeit. Ich werde dieses Telefonat nie vergessen: âDéborah, sitzt du?â Was würde jetzt kommen? Eigentlich dachte ich, dass er eine gute Nachricht für mich hätte. Doch es kam anders. âLea ist mit dem Roller unterwegs gewesen und wurde von einem Auto überfahren. Sie ist tot!â
Schock.
Stille.
Was soll ich sagen? Wie konnte ich einem trauernden Vater Trost spenden, der soeben seine Tochter verloren hatte?
Doch statt von mir eine Antwort zu erwarten, sagte er: âDéborah, Lea war ein sehr gläubiger Mensch. Ihr geht es gut, sie ist jetzt im Himmel. Ihre gröÃte Sorge war nur, dass viele ihrer Mitschüler und Freunde den Sinn des Lebens noch nicht erkannt haben. Du musst uns helfen, das zu ändern. Würdest du auf ihrer Beerdigung singen und auch davon berichten, was dich so verändert hat? Es ist so wichtig für die jungen Menschen, zu hören, dass es im Leben nicht ums Aussehen und den Erfolg geht und dass es nicht glücklich macht, wenn man Bestätigung in solchen Dingen sucht. Es wäre schön, wenn du ihr zuliebe deinen Song Ich gebe dir mein Leben singen würdest.â
Schluck, da mutete er mir ja einiges zu! Ich weià nicht, das kann ich doch gar nicht, wer bin ich schon? All diese Gedanken
Weitere Kostenlose Bücher