Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
Vom Netzwerk:
wusste einfach, dass ich das Richtige getan hatte. Ich wusste es, ich wusste es ganz genau.
    Mein ganzer schwieriger Weg bis dahin, meine ganze Entwicklung schien sich jetzt irgendwie zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Endlich erkannte ich mal konkret, was ich wirklich wollte und was nicht – ich, Déborah, nicht irgendjemand sonst, der mir seine Sicht der Dinge aufzudrücken versuchte. Endlich war es mir mal nicht das Wichtigste, was andere über mich denken oder wie ich wirken könnte oder ob ich mit dieser Sache irgendwen enttäuschen würde. Ich tat das, von dem ich sicher war, dass es jetzt, in diesem Moment, das Richtige war. Und das fühlte sich unglaublich gut an!
    Okay, kurze Umstellung im Kopf: Du hast keinen Manager mehr, du hast keine Single vorzuweisen, und bist einfach das nette Mädchen von nebenan. Eins, zwei und los, auf die Bühne!
    Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Auftritt ein voller Erfolg wurde. Die Zuschauer lächelten mich an, und während ich Amazing Grace sang, herrschte eine wundervolle Atmosphäre. Kein Wunder, denn in diesem Lied war ich zu Hause. Bei so einem Text wusste ich im Gegensatz zu „Gute Mädchen“ wirklich, wovon ich sang!
    Ich wurde nach dem Auftritt mit Komplimenten überschüttet und war einfach nur glücklich. Obwohl eine After-Show-Party stattfand, wollte ich nur noch auf mein Zimmer und meinen kleinen privaten Sieg und meinen ersten Abend ohne Manager feiern. Zwar zuckte ich jedes Mal voller böser Vorahnungen zusammen, wenn das Telefon klingelte, doch ich war so erleichtert, Steve endlich los zu sein. Ich hatte vorher gar nicht richtig bemerkt, wie viel Raum er in meinem Leben eingenommen hatte. Er hatte mein Leben komplett bestimmt und kontrolliert. Ich war ihm fast schon hörig gewesen.
    Natürlich rief er an diesem Abend mehrmals an, doch ich war zu feige, vielleicht auch einfach zu müde von den letzten Monaten, um dranzugehen. Ich fühlte mich so frei, richtig erlöst! Es war ein unglaubliches Gefühl! Ich werde nie vergessen, wie ich im Hotel zu lauter Musik aus dem Fernseher auf meinem Bett herumhüpfte.
    Als wir später dann doch noch miteinander telefonierten, erklärte ich ihm genau, was ich fühlte und weshalb ich nicht mehr mit ihm arbeiten wollte. Nach einer kurzen Schreiphase und Tiraden wie: „Du wirst es ohne mich eh nie zu etwas bringen!“ oder: „Du wirst noch heulend zu mir zurückgekrochen kommen“, die ich dank meines neu gewonnenen Selbstwertgefühls recht gut wegsteckte, war ich dann durch mit ihm und wählte erst einmal die vertraute Nummer von zu Hause!
Back to normal – dachte ich
    So kam es, dass ich keine zwei Tage später wieder meine Uniform anzog, um in den ganz normalen Alltag einer Flugbegleiterin zurückzukehren.
    Ich konnte mich zwar schnell von meinem Manager lösen, aber nicht von dem Titel der „singenden Flugbegleiterin“. Nach wie vor wünschten sich die Passagiere Lieder und quetschten alles aus mir heraus. Für meine Kolleginnen war das nicht so angenehm, da sie immer wieder gefragt wurden: „Sind Sie die singende Flugbegleiterin?“
    Eines Tages befand sich plötzlich Stefan Raab mit Elton und seiner Crew an Bord. Ich freute mich total, da sie unglaublich gut drauf waren und wir sehr viel Spaß hatten, obwohl der Flug fast zwei Stunden Verspätung hatte! Spontan entschieden wir uns, beim Italiener am Flughafen essen zu gehen. Das ist das Schöne an einem kleinen Flughafen und einer kleinen Airline.
    So fand ich mich also mit Stefan und Elton an einem Tisch wieder und hatte genug Zeit, ihnen meine Geschichte zu erzählen, bis die Maschine startklar war. Es war ein Sonderflug, der sie nach Innsbruck bringen sollte, wo die Wok-WM stattfand. Aber Innsbruck liegt mitten zwischen den Bergen, was heftige Turbulenzen bedeutete! Die Hälfte der Passagiere hatte ziemliche Flugangst, und Elton war sehr beschäftigt damit, alle zu beruhigen. Er erwies sich als ein wahrer Gentleman.
    Ich war richtig traurig, als sie ausstiegen und Elton noch nach meiner Handynummer fragte. Doch wer hätte gedacht, dass kurze Zeit später ein Anruf kommen würde: „Hallo, Déborah, wir würden dich gern in die Sendung TV TOTAL einladen. Hättest du Lust zu kommen?“
    Lust? Keine Frage! Mein Herz pochte wie wild!
    War nun doch noch nicht alles vorbei? Gab es ein Leben nach Steve?!

Weitere Kostenlose Bücher