So schwer, sich leicht zu fuehlen
etwas Einblick hatte, fühlte ich mich hier überhaupt nicht mehr wohl. Die Art, wie die Frauen gekleidet waren â so aufreizend wie möglich â, während die Männer sie schon lange mit ihren Blicken ausgezogen hatten. Wozu? Um am nächsten Morgen zu hoffen, dass aus einer spontanen Bett-Aktion keine Schwangerschaft entsteht? Das würde nämlich ein ganzes Leben verändern.
Mir tun die Mädchen leid, die aus irgendeiner Model-Castingshow kommen, dort mehr oder weniger erfolgreich waren und deswegen nun auf irgendwelche Events eingeladen werden. Jedes Mal sehe ich, wie sie alle auf einem Haufen sitzen und an ihren Wassergläsern nippen. Für den Veranstalter sind diese Mädchen wirklich praktisch: Sie kosten nichts und erfüllen ihren Zweck, nämlich schön auszusehen. Aber glücklich scheinen sie mir nicht.
Ich freue mich jedes Mal, mit den Männern am Buffet anzustehen und zu hören: âEndlich mal eine Frau, die isst!â
Diese Mädchen machen genau das durch, was ich damals durchlebte. Man stelle sich nur vor, eine von ihnen würde aufstehen und sich einen ordentlichen Teller voll Essen holen! Das wäre am nächsten Tag sicher in jeder Klatschzeitschrift nachzulesen. Ich bin mir fast sicher, dass sie nachts aufstehen und sich den Bauch vollschlagen, weil sie den ganzen Abend so tapfer durchgehalten haben. Danach wird es halt wieder entfernt ...
Und wen kümmert es dann, wenn so ein Mädchen sich weinend und mit Bauchschmerzen wieder ins Bett legt, der Kopf laut pocht und sie sich Sorgen macht, weil sie das Gefühl hat, noch nicht alles ausgebrochen zu haben? Wer bremst sie, wenn sie mitten in der Nacht nochmal aufsteht, um joggen zu gehen, weil sie Angst vor den Kalorien hat?
Das alles ist total krank, und wenn wir so weitermachen, bekommen wir ein noch viel gröÃeres Problem, als wir alle ahnen!
Einfach mal weg
Körperlich angeschlagen und müde von der Hektik der letzten Monate war es dringend Zeit für mich, mal Urlaub zu machen. Die letzte Zeit war total an mir vorbeigeflogen, ohne dass ich irgendetwas davon verarbeitet hatte.
Glücklicherweise konnte ich immer noch von meinen Airliner-Vorteilen profitieren, und so flog ich über Sydney, wo ich meine alten Freundinnen vom Studium besuchen konnte, auf die Fidschi-Inseln und später nach Tonga weiter. Dort wollte ich weit weg von allem Trubel, allem Luxus und aller Oberflächlichkeit leben. Ãber einige Umwege hatte ich eine Möglichkeit bekommen, bei Einheimischen unterzukommen. Das war eine Erfahrung, die ich in meinem Leben nicht vergessen werde!
Nach der Landung wurde ich wie im Film von singenden, in kurze Baströcke gekleideten Männern und Frauen begrüÃt, die mir Blumen schenkten und mich zum Bus brachten. Dieser war ein ganz normaler Linienbus in die nächste groÃe Stadt. Die Fahrt dauerte jedoch vier Stunden, und es war heià und eng. Ganz vorne beim Fahrer hing ein alter Fernseher an der Decke, der jeden Moment runterzufallen drohte. Der Bus schaukelte von links nach rechts, und immer wieder fragte ich mich, wann wohl ein Reifen platzen würde.
Als ich bemerkte, dass ich tatsächlich die einzige WeiÃe in diesem Bus war, war mir doch etwas mulmig zumute. Alle tuschelten und strichen mir über meine blonden Haare. Ich fragte mich, ob es wirklich schlau von mir gewesen war, einfach so zu jemandem zu fliegen, den ich gar nicht kannte. Doch jetzt war es für solche Skrupel wohl zu spät â hier würde ich so leicht nicht mehr wegkommen ...
Wir erreichten die Stadt mitten in der Nacht, und âMamaâ, wie sie sich vorstellte, stand strahlend da, um mich in Empfang zu nehmen. Sie meinte gleich: âDas ganze Dorf wartet schon auf dich!â
Wie, das ganze Dorf? Ja wirklich, auf Fidschi leben die GroÃfamilien in Dörfern zusammen. Tanten, Onkel, GroÃmütter und Enkel, alle beieinander. Witzig, wenn man überlegt, dass es bei uns in Europa kaum noch eine Familie unter einem Dach aushält! Eine Schar schwarzer Kinder rannte uns jubelnd entgegen. Sie hatten noch nie eine WeiÃe gesehen!
Mir wurde mein Schlafplatz gezeigt, der aus einer von Motten angefressenen Matratze bestand, die mit einer schmutzigen Decke bezogen war. Mitten auf meinem âBettâ thronte ein Frosch. Schluck!
Ich lieà mir nichts anmerken und entschuldigte mich auf die Toilette. Die âToiletteâ bestand aus
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