So sexy ist das große Glueck
sie in stiller Verzweiflung die Augen verdrehte oder ihn, wie jetzt, mit einer leicht triumphierenden Miene anschaute, die ein „Ich hatte also recht“, ausdrückte.
Dennoch bedauerte er das Telefonat nicht. „Die Selbstgefälligkeit steht dir.“
„Ich wusste, dass wir uns zu offensichtlich verhalten.“
„Was hältst du davon, wenn wir unter dem Tisch füßeln?“
Sie sah Cutter scharf an. „Nur wenn du versprichst, diskret zu sein.“
„ Sunshine , Diskretion ist mein zweiter Vorname.“
Sie drehte sich um und ging auf ihren Tisch zu, wobei sie Cutter einen amüsierten Blick über die Schulter zuwarf. „Komm schon, Wildcard. Schauen wir mal, ob du deinem Zweitnamen gerecht wirst.“
Cutter legte es ganz offensichtlich darauf an, sie für ihren neckenden Kommentar büßen zu lassen.
Zwischen Steve zu ihrer Linken und Cutter zu ihrer Rechten versuchte Jessica, dem Tischgespräch zu folgen. Doch es war verdammt schwierig, die Aufmerksamkeit auf die Diskussion zu richten, solange Cutters Hand auf ihrem Knie lag. Er unterhielt sich mit seinem Sitznachbarn über die Situation im heutigen Rennsport, während er unter der Tischdecke mit den Fingern in sanften Kreisen über Jessicas Schenkel strich.
Wie sollte eine Frau sich da konzentrieren?
Der Duft nach würziger Tomatensoße drang in ihr Bewusstsein, und sie bemerkte einen Mann, der einer Gruppe von Gästen das Essen servierte. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der Mann jedoch als ungelenker Teenager. Als sie ihre Umgebung näher in Augenschein nahm, entdeckte sie mindestens ein Dutzend Jugendliche, die allesamt schwarze Jeans und weiße Hemden trugen und Teller mit köstlich aussehender Lasagne an den Tischen verteilten.
„Mr Thompson?“, erklang eine Stimme neben ihnen.
Jessica schaute auf und sah einen Teenager, der ihr vage bekannt vorkam. Zottelige dunkle Haare, die ihm bis auf die Schultern fielen, und eine viel zu weite Jeans, die so tief saß, dass der orangefarbene Bund seiner Boxershorts hervorlugte. Sein Blick wirkte noch immer angriffslustig, aber in den braunen Augen spiegelte sich noch etwas anderes, das sie nicht erwartet hätte.
Bewunderung.
Der Junge streckte Cutter eine Serviette und einen Kugelschreiber entgegen. „Könnte ich Ihr Autogramm haben?“
Cutters Hand auf Jessicas Schenkel erstarrte. Plötzlich umklammerte er ihr Bein so fest, dass sie ihm einen verwunderten Blick zuwarf. Seine Miene schockierte sie. In der Vergangenheit hatte sie im Fernsehen häufig genug gesehen, wie er mit jungen Kids umging, und er war immer freundlich gewesen.
Doch diesmal machte er ein finsteres Gesicht.
In Cutters Kopf pochte ein vertrauter, stechender Schmerz. Er starrte den Jungen an, der kaum alt genug schien, sich rasieren zu müssen. Es dauerte nur fünf Sekunden, dann erinnerte er sich.
Emmanuel. Der jugendliche Schulabbrecher. Großer Fan der Wildcard. Der streitlustige Teenager, der zurück zur Highschool gegangen war, um in Cutter Thompsons Fußstapfen zu treten.
Verdammt. Warum wollte der Junge immer noch ein Versager werden wie er?
Jahrelange Erfahrung hatte Cutter gelehrt, mit Fans umzugehen, aber er hasste den dümmlichen, beinahe fanatischen Gesichtsausdruck des Teenagers. Hatte der Junge die Neuigkeiten nicht gehört? Dass Cutter einen irrsinnigen Crash provoziert hatte, der das Ende seiner Karriere bedeutete?
„Sicher, Junge“, entgegnete er barsch. Es fiel ihm schwer, dem Jugendlichen die Serviette nicht aus der Hand zu reißen. Rasch kritzelte er seine Unterschrift darauf und hoffte, dass es damit erledigt wäre.
Doch Emmanuel, der Möchtegern-Cutter Thompson, war noch nicht fertig.
„Ich habe im Fernsehen gesehen, wie Sie in Chester Coon reingekracht sind“, sagte er, als er die Serviette entgegennahm. Cutters Kopf schmerzte noch heftiger. Eine Welle der Übelkeit überrollte ihn, während der Junge mit glühender Begeisterung fortfuhr. „Alter! Das war verdammt geil!“, schwärmte er. „Wie Sie dann noch auf dem Dach über die Ziellinie geschlittert sind. Krass ! Und Sie sind trotzdem noch Zweiter geworden.“
Bittere Galle stieg in Cutter hoch, während die Erinnerungen ihn überfielen. Er war zurück in seinem Rennwagen. Er konnte das verbrannte Gummi riechen, die schwindelerregende Geschwindigkeit spüren, den festen Griff um das Lenkrad.
Emmanuel schien Cutters Qualen nicht zu bemerken, denn er redete voller Bewunderung für seinen Helden einfach weiter. „Und Sie waren der Einzige, der mutig
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