So sexy ist das große Glueck
ja, sie wusste ganz genau, welche anderen Dinge er gut beherrschte.
„Warst du jemals charmant?“
Cutter griff wieder nach dem Wasserschlauch und wandte sich der nächsten Reihe an Platten zu. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis Jessica glaubte, Cutter würde gar nicht mehr antworten. Doch als sie bereits nachhaken wollte, fing er an zu reden.
„Ich habe meine Jahre als Kind und Teenager damit verbracht, auf die ganze Welt wütend zu sein. Darauf, dass mein Vater einfach gegangen ist. Ich war sogar auf meine Mutter sauer.“ Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. „Da blieb nicht viel Zeit für Charme.“
Jessica betrachtete ihn aufmerksam. Die Ähnlichkeiten zwischen Cutter und dem mürrischen Emmanuel waren nicht zu übersehen. Es schien ein guter Aufhänger zu sein, um dem sturen Mann ein paar Dinge klarzumachen. „Ich bin sicher, Emmanuel geht es ganz genauso.“
„Er ist jetzt in dieser Phase, in der er glaubt, dass es zum guten Ton gehört, auf alle und jeden wütend zu sein.“
„Schön. Dann gibt er also pflichtgemäß den aufmüpfigen schwierigen Teenager. Aber du bist erwachsen. “ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute Cutter eindringlich an. „Du solltest dieses Stadium mittlerweile überwunden haben.“
Er starrte sie einen langen Moment an, ehe er antwortete. „Ja“, sagte er schließlich ruhig. „Vielleicht sollte ich das.“
Sein Ton wirkte nicht so, als würde er sich ernsthafte Gedanken machen, ob sie recht hatte. Es war eine eher nüchterne Aussage. So als wisse er, wie er sich eigentlich verhalten müsste, weigerte sich aber trotzdem, es zu tun. Cutter Thompson schien in keinerlei Hinsicht zu Kompromissen bereit.
Jessica sah zu, wie er kleinere Äste und Zweige mit dem Wasserschlauch von den Platten spritzte. Sie wusste nicht, wie sie fortfahren sollte, also sagte sie: „Ich habe mir deinen Unfall noch mal angesehen.“
Das Ganze als Fan beobachtet zu haben, war vermutlich schon schlimm gewesen. Doch für sie, die Cutter persönlich kannte, erschien es beinahe unerträglich. Denn sie merkte daran, dass sie allmählich Gefühle für ihn entwickelte. Der Gedanke versetzte sie in höllische Panik. Und wenn sie ganz ehrlich war, dann ging es bei diesem Gespräch nur um eines: Sie musste daran glauben können, dass er ein besserer Mensch war, als sein Verhalten vom vergangenen Abend nahelegte.
„Du hast Glück, noch am Leben zu sein“, bemerkte sie.
„Meinst du, das weiß ich nicht?“
Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung, was du denkst oder fühlst.“ Sie versuchte immer noch, es herauszufinden.
Als er nichts sagte, trat Jessica näher und starrte sein Profil an. Egal, ob Cutter verbittert war oder nicht – wie er Emmanuel behandelt hatte, war falsch. Also gut, das hätte sie ihm unter vier Augen sagen sollen, aber es entschuldigte sein Verhalten nicht.
„Mir ist klar, dass es schmerzhaft war, so taktlos an deinen Unfall erinnert zu werden. An das, was du verloren hast“, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Ihr war wichtig, dass er verstand, warum sie so enttäuscht von ihm war. „Aber Emmanuel ist nur ein siebzehnjähriger Junge. Du kannst nicht von ihm erwarten, dass er …“
„Es geht nicht um das, was ich verloren habe“, unterbrach Cutter sie und stellte gleichzeitig das Wasser ab. „Es geht um das Warum. “
Verwirrt blickte sie ihn an. „Das verstehe ich nicht.“ Während sie dastand und Cutter musterte, dämmerte es ihr plötzlich: „Dein Erinnerungsvermögen ist zurückgekehrt.“
„Ja.“ Der Wasserschlauch landete mit dumpfem Aufprall auf dem Rasen. Cutter drehte sich zu ihr um und blickte sie grimmig an. „Mein gekränktes Ego hatte beschlossen, dass dieser Anfänger eine Lektion brauchte. Nicht, um ihn an die Regeln unseres Sports zu erinnern, und auch nicht, um ein Rennen zu gewinnen.“ Er deutete mit dem Daumen auf sich. „Ich habe es getan, um ihm zu zeigen, dass diese Rennstrecke mir gehört.“ Die Arroganz von Cutters Worten ließ sich nur schwer mit seinem ehrlichen Gesichtsausdruck in Einklang bringen. Fassungslos hörte Jessica ihm weiter zu. „Er hat meinen Status als Nummer eins bedroht, deshalb wollte ich ihm eine Lektion erteilen. Doch stattdessen habe ich mir eine Verletzung eingehandelt, die meine Karriere beendet hat.“ Er wandte sich ab. Das Sonnenlicht schien auf sein Profil und unterstrich den angespannten Ausdruck.
Als sie endlich die
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