So sexy ist das große Glueck
schien keine so gute Idee mehr, jetzt wo Jessica hier war. Aber Cutter zu lieben und nicht mit ihm zu leben, war die reinste Hölle.
Als sich die Bürotür öffnete und Cutter heraustrat, verschlug es Jessica fast den Atem. Er trug eine alte Jeans und ein mit Motorenöl beschmiertes T-Shirt, das sich eng um seine Muskeln spannte. Er sah einfach umwerfend aus.
Doch ihn wie ein verliebter Teenager anzuhimmeln, würde Jessicas Qualen nicht beenden. Mit klopfendem Herzen stieg sie aus dem Wagen, schloss die Tür, hielt den Griff aber weiter fest, während sie Cutter anschaute. Er lehnte am Türrahmen, die Daumen in den Gürtel gehakt, die Miene wachsam. Sofort wusste Jessica, dass dieser Gang nicht leicht werden würde. Nichts mit Cutter war je leicht gewesen. Doch in seinem Blick lag mehr als Wachsamkeit.
Überlegte er, wie er sie zum Gehen bewegen konnte?
Als wäre ihr Gefühlschaos nicht schon groß genug, keimte jetzt eine Angst in Jessica auf, die sie davon abhielt, näher zu treten. Sie wusste gar nicht, wie sie anfangen sollte, also sagte sie: „Wie war das Benefizdinner mit deinem Online-Groupie?“
Er rührte sich nicht einen Millimeter, hob lediglich eine Augenbraue. „Groupies“ , berichtigte er, was Jessica im ersten Moment nicht verstand. „ Calamity Jane , das waren vier alte Bridgeklub-Damen im Alter von achtundsiebzig bis zweiundachtzig.“
Sie gab ihr Bestes, ihn nicht mit offenem Mund anzustarren, während sie sich das Dinner vorzustellen versuchte.
„Es war ein höllisches Date“, fügte er trocken hinzu.
Der Hauch eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel, doch Cutters fatalistischer Ton förderte Jessicas schlechtes Gewissen vollends zutage. Am liebsten hätte sie ihn angefleht, ihr zu glauben, wie sehr sie es bereute, sich von ihren Zweifeln hatte leiten zu lassen. Sie musste die aufsteigenden Tränen wegblinzeln. Ehrlichkeit war jetzt gefragt.
„Ich habe heute mit Steve gesprochen“, begann sie. Cutter sagte nichts, sondern betrachtete sie nur weiterhin voller Wachsamkeit. „Du hattest recht. Ich habe ihn vertrieben.“
Cutter ging bis zum Bürgersteig und lehnte sich gegen die Tür des Barracudas. Kaum vier Schritte von Jessica entfernt verschränkte er die Arme über der Brust.
Und wartete.
Sie räusperte sich und überwand ihre Angst. „Ich habe den kleinsten Details immer viel zu viel Bedeutung beigemessen“, gab sie zu. „Ich fürchtete, dass sie die ersten Anzeichen einer großen Beziehungskrise sein könnten.“
Cutters Gesichtsausdruck gab nichts preis, und Jessica sehnte sich nach irgendeiner Emotion, selbst wenn es Zorn wäre. Dann hätte sie zumindest gewusst, dass er irgendetwas fühlte. Doch es kam nichts.
Seine Worte waren zurückhaltend. „Das ist verständlich angesichts der Art, wie deine Eltern sich getrennt haben.“
Mein Gott, er brachte so viel mehr Verständnis für sie auf, als sie es für ihn getan hatte, dabei war seine Kindheit weit schlimmer gewesen als ihre.
„Ich schätze schon“, murmelte sie schuldbewusst. „Es ist nur so, dass …“ Sie versuchte, die Verspannung in ihrem Nacken fortzureiben. Ihr verzweifeltes, albernes Verhalten zu erklären. „All die Jahre habe ich geglaubt, dass meine Ehe gescheitert ist, weil ich den falschen Mann gewählt hatte.“ Sie lachte bitter und ließ die Hand sinken. „Es ist hart, sich den Fehlern zu stellen, die man gemacht hat.“
„Ich bin sicher, du hast nicht aus Eigennutz gehandelt“, erwiderte er tröstend.
Eine riesige Welle der Reue drohte, sie zu überrollen. Cutter war so nachsichtig mit ihr, und das verdiente sie ganz und gar nicht. Sie verdiente ihn nicht. Kein einziges Mal war sie ihm ähnlich verständnisvoll begegnet.
Stattdessen hatte sie ihn ständig kritisiert. Jedes Mal, wenn er ihren Erwartungen nicht entsprach.
Es war an der Zeit, reinen Tisch zu machen. „Meine Liste war Blödsinn“, sagte sie. Als sie keinerlei Reaktion bei ihm sah, wurde ihre Angst immer größer, und Jessica umklammerte den Türgriff noch fester. „Vierzehn Jahre lang war ich felsenfest überzeugt, dass meine Eltern sich liebten. Und dann taten sie es plötzlich nicht mehr. Seitdem habe ich mir nie mehr zugetraut, Liebe oder den Mangel daran zu erkennen. Deshalb habe ich Steve viel zu sehr unter Druck gesetzt und ihn schließlich davongetrieben.“ Genauso, wie sie auf Cutter Druck ausgeübt hatte. Sie blinzelte erneut die Tränen fort und redete weiter. „Ich brauchte einfach …“
„Eine
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