So sexy, so verführerisch
Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war zu viel Zeit.
Sie wusste, dass Callan böse auf sie war, und im Grunde konnte man ihm das auch nicht übel nehmen. Sie war böse auf sich selbst. Was für eine blöde Idee von ihr, ihre Tanten an der Nase herumzuführen. Und dann war alles auch noch umsonst gewesen.
Na ja, vielleicht nicht völlig. Eine wohlige Hitze erfüllte sie, als sie an das Wochenende mit Callan dachte. Das wäre nie passiert, wenn sie nicht vorgegeben hätten, verlobt zu sein. Und was auch immer noch folgte, sie würde nie bereuen, dass sie mit Callan geschlafen hatte. Und sie würde auch nie bereuen, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Als ihr klar wurde, was sie für ihn empfand, hatte sie sich natürlich instinktiv geweigert, es wahrzuhaben. Sie sagte sich, dass sie Sex mit Liebe verwechselte und erotische Höhenflüge mit echtem Glück. Aber sie konnte sich nichts vormachen. Sie hatte sich in Callan verliebt. Hals über Kopf und unwiderruflich.
Als es an der Tür klingelte, ließ sie fast das Messer fallen. Mit klopfendem Herzen trocknete sie die Hände an einem Küchentuch ab und ging langsam zur Tür.
Lass es nicht Callan sein, flehte sie innerlich. Sie war im Augenblick zu verletzlich. Wenn es Callan war, würde sie etwas Dummes tun oder sagen. Aber es war nicht Callan.
“Cara?”, rief Abby erstaunt.
“Hi.” Cara hielt einen Strauß roter Rosen in den Händen. “Hast du etwas dagegen, wenn ich hereinkomme?”
“Oh, natürlich nicht. Entschuldige.” Abby trat beiseite. “Die sind wunderschön.” Sie sah die Rosen nachdenklich an. Ob sie von Callan kamen? Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
“Ich habe sie für dich gekauft.” Cara ging in die Küche. “Hast du eine Vase?”
Abby hoffte, dass man ihr die Enttäuschung nicht allzu deutlich ansah. Sie bückte sich hastig zum Schrank unter dem Spülbecken und holte eine Kristallvase heraus. “Du hast mir Blumen mitgebracht?”
Cara nahm die Blumen aus dem Seidenpapier und arrangierte sie in der Vase. “Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.”
“Nein, ich habe nur gerade Karotten geschrappt.”
Sie füllten die Vase mit Wasser, Cara stellte sie auf den Küchentresen und drehte sich dann entschlossen zu Abby um. “Cal hat mir gesagt, du hättest gekündigt.”
Abby wurde blass. “Das stimmt. Ich habe heute meine Kündigung eingereicht.”
“Warum?”
Abby senkte den Blick. “Ich … ich …”
“Abby”, sagte Cara lächelnd. “Ich bin mit vier Brüdern groß geworden. Ich musste sehr früh in meinem Leben alles, was ich zu sagen hatte, in der schnellstmöglichen Art loswerden, da ich vielleicht keine zweite Gelegenheit dazu bekommen würde.”
Wie verschieden unser Leben doch gewesen ist, dachte Abby ein wenig neidisch. Sie hatte es immer gehasst, ein Einzelkind zu sein. “Ich habe gekündigt, weil ich finde, es musste einfach sein.”
“Weil ihr miteinander geschlafen habt?”
Abby hielt erschrocken die Luft an. Hatte Callan mit Cara über ihre gemeinsamen Nächte gesprochen? Und wem hatte er es sonst noch verraten? “Hat Callan dir das gesagt?”
“Ihr zwei seid nach deiner Vorstellung am Freitagabend einfach verschwunden – die Vorstellung war übrigens großartig – und danach antwortet mein Bruder drei Tage lang auf keinen meiner Anrufe. Etwas, das ihm gar nicht ähnlich sieht.” Cara verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Küchentresen. “Bevor ich heiratete und in der Firma meines Mannes zu arbeiten anfing, war ich Privatdetektivin, wusstest du das? Meine ausgeprägten Fähigkeiten auf diesem Gebiet sagten mir sofort, weswegen Callan zu beschäftigt war, um sich mit mir in Verbindung zu setzen.”
“Oh.” Abby schloss die Augen.
“Und auf die gleiche Weise fand ich heraus, dass du in ihn verliebt bist.”
Abby riss entsetzt die Augen auf. “Das stimmt nicht.”
Cara legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue. “Ich habe gemerkt, wie du ihn ansiehst, Abby. Von einer verliebten Frau zur anderen, lass dir sagen, dass du ihn liebst.”
Was hatte es für einen Zweck, zu leugnen? Abby gefiel Caras offene Art. Vielleicht würde es ihr guttun, jemandem die Wahrheit zu sagen. Sie holte tief Luft. “Ja, ich liebe ihn.”
Cara lächelte. “Jetzt machen wir endlich Fortschritte. Und warum hast du gekündigt?”
Abby berührte die zarten Rosenblätter. “Wie könnte ich tagsüber förmlich und höflich und distanziert sein und dann nachts mit ihm schlafen? Es klingt
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