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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Stammkneipe…«
    »Die sind beide ziemlich hart im Nehmen«, versicherte er ihr.
    »Ich hätte dich allein hingehen lassen sollen. Ich war nicht in der richtigen Stimmung.«
    »Wirst du nach Whitemire fahren am Wochenende?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Auch das hängt von meiner Stimmung ab.«
    »Na, wenn du dich langweilst, kannst du mich ja anrufen.«
    Sie war ebenfalls aufgestanden. Kam auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die linke Wange. Als sie zurücktrat, riss sie plötzlich die Augen auf und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Was ist passiert?«, fragte Rebus.
    »Grad fällt mir ein… ich hab dich das Essen bezahlen lassen!«
    Er grinste und ging zur Tür.
    Er spazierte den Leith Walk entlang, warf einen Blick auf das Handy, um zu sehen, ob Siobhan ihm auf die Mailbox gesprochen hatte. Hatte sie nicht. Die Kirchenglocken schlugen Mitternacht. Er würde schätzungsweise eine halbe Stunde nach Hause brauchen. Auf der South Bridge und der Clerk Street würden jede Menge Betrunkene unterwegs sein und die letzten Reste in sich hineinstopfen, die noch unter den Heizlampen der Imbissbuden auslagen, bevor sie vermutlich die Cowgate hinab zu den Bars ziehen würden, die bis zwei Uhr geöffnet hatten. Vom Geländer der South Bridge aus konnte man von oben auf die Cowgate hinabschauen, als würde man Tiere im Zoo beobachten. Zu dieser späten Stunde war die Straße für den Autoverkehr gesperrt; zu viele Betrunkene, die auf die Fahrbahn torkelten und von Autos gestreift wurden. Bestimmt würde er im Royal Oak noch etwas zu Trinken bekommen, aber der Laden würde gerammelt voll sein. Nein, er würde auf direktem Weg nach Hause gehen, und das so zügig wie möglich, um den morgendlichen Kater auszuschwitzen. Er fragte sich, ob Siobhan schon zu Hause war. Er könnte sie anrufen, um die Wogen zu glätten. Andererseits, wenn sie betrunken war… Besser bis zum Morgen warten.
    Als er die Princes Street überquerte, bemerkte er eine Prügelei mitten auf der North Bridge. Taxis mussten abbremsen und einen Bogen um die beiden jungen Männer machen. Sie hatten sich gegenseitig hinten an den Hemdkragen gepackt, sodass nur noch ihre Köpfe zu sehen waren, kein Hals. Mit der freien Hand und den Füßen schlugen und traten sie nach dem anderen. Waffen schienen sie nicht zu haben. Es war ein Tanz, dessen Schritte Rebus genau kannte. Er ging weiter, vorbei an dem Mädchen, um dessen Zuneigung hier gebuhlt wurde.
    »Marty!«, schrie sie. »Paul! Aufhören, ihr Idioten!«
    Natürlich meinte sie nicht, was sie sagte. Ihre Augen leuchteten angesichts dieses Spektakels – und das alles ihretwegen! Einige Freundinnen versuchten sie zu trösten, hielten sie in den Armen, um dem Drama näher zu sein.
    Etwas weiter entfernt wurde gesungen. Der Text besagte, dass die Sänger zu sexy seien für ihr Shirt, was letztendlich als Erklärung dafür herhalten musste, dass sie es irgendwann im Laufe des Abends weggeworfen hatten. Ein Streifenwagen tauchte auf und wurde mit Gejohle und V-Zeichen begrüßt. Jemand kickte eine Flasche auf die Straße, und alle jubelten, als sie unter einem Reifen zerplatzte. Der Streifenwagen fuhr ungerührt weiter.
    Auf einmal kreuzte eine junge Frau vor Rebus auf, das ungewaschene Haar zu kleinen Löckchen gekringelt, die Augen hungrig, als sie ihn erst nach Geld fragte, dann nach einer Zigarette und schließlich, ob er Lust habe auf »ein bisschen Spaß«. Die Formulierung klang seltsam altmodisch und er fragte sich, ob sie die aus einem Buch oder einem Film aufgeschnappt hatte.
    »Geh nach Hause, bevor ich dich festnehme«, sagte er.
    »Nach Hause?«, brabbelte sie, als handele es sich um einen völlig neuen und fremdartigen Begriff. Ihrem Akzent nach war sie Engländerin. Rebus schüttelte den Kopf und ging weiter. Er lief durch eine Seitenstraße zur Buccleuch Street. Dort war es sehr viel ruhiger, und es wurde noch stiller, als er die weiten Grünflächen der Meadows überquerte, deren Name ihn daran erinnerte, dass es hier einmal Felder und Wiesen gegeben hatte. Als er in die Arden Street einbog, blickte er zu den Wohnungen hinauf. Keinerlei Anzeichen für irgendwelche Studentenpartys, nichts, was ihn wach halten könnte. Er hörte, wie hinter ihm Autotüren zugeschlagen wurden, und drehte sich rasch um in der Erwartung, Felix Storey gegenüberzustehen. Doch diese beiden Männer waren weiß und vom Poloshirt bis zu den Schuhen in Schwarz gekleidet. Es dauerte einen

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