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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Moment, bis er sie eingeordnet hatte.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte er.
    »Sie schulden uns eine Taschenlampe«, erklärte der Wortführer der beiden. Sein Kollege, jünger und mit finsterer Miene, war Alan – der Mann, dessen Taschenlampe er sich ausgeliehen hatte.
    »Sie wurde gestohlen«, entgegnete Rebus mit einem Achselzucken.
    »Es handelte sich um einen nicht ganz billigen Teil unserer Ausrüstung«, sagte der Kerl. »Und Sie haben versprochen, sie zurückzugeben.«
    »Nun tun Sie doch nicht so, als ob Ihnen noch nie etwas abhanden gekommen wäre!« Doch der Ausdruck im Gesicht des Mannes verriet ihm, dass er von Argumenten oder einem Appell an den Geist der Kameradschaft nicht umzustimmen war. Die Drogenfahndung betrachtete sich selbst als eine Art Naturgewalt, vom Rest der Polizei unabhängig. Zum Zeichen der Kapitulation hielt Rebus beide Hände hoch. »Ich kann Ihnen einen Scheck ausstellen.«
    »Wir wollen keinen Scheck. Wir wollen eine Taschenlampe, und zwar genau die gleiche, die wir Ihnen geborgt haben.« Er hielt ihm ein Blatt Papier hin, Rebus nahm es. »Das ist der Name und die Modellnummer.«
    »Ich fahre gleich morgen zu Argos und hol eine.«
    Der Kerl schüttelte den Kopf. »Sie halten sich für einen guten Polizisten? Hier haben Sie Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen.«
    »Argos oder Dixon’s – Sie werden nehmen, was ich kriegen kann.«
    Der Wortführer trat einen Schritt näher, das Kinn vorgeschoben. »Wenn Sie uns loswerden wollen, besorgen Sie uns
genau die
Taschenlampe.« Er tippte mit dem Finger auf das Blatt Papier. Dann schien er überzeugt zu sein, sich klar genug ausgedrückt zu haben, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zum Auto zurück, seinen jüngeren Kollegen im Schlepptau.
    »Passen Sie auf ihn auf, Alan!«, rief Rebus. »Er braucht nur etwas Ruhe und liebevolle Pflege, dann ist er wieder ganz der Alte.«
    Er winkte dem Auto hinterher, bevor er die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstieg und die Tür aufschloss. Die Bodendielen knarrten unter seinen Füßen, als wollten sie sich beschweren. Rebus schaltete die Anlage ein: eine CD von Dick Gaughan, kaum hörbar. Dann ließ er sich in seinen Lieblingssessel fallen und suchte seine Taschen nach Zigaretten ab. Er sog den Rauch tief ein und schloss die Augen. Die Welt schien sich in Schräglage zu befinden, und er gleich mit. Mit der freien Hand klammerte er sich an die Armlehne, die Füße presste er fest auf den Boden. Das Telefon klingelte, und er wusste, es war Siobhan. Er beugte sich hinunter und nahm den Hörer ab.
    »Sie sind also zu Hause«, hörte er sie sagen.
    »Wo sonst?«
    »Muss ich das beantworten?«
    »Schmutzige Gedanken haben Sie.« Dann: »Bei mir müssen Sie sich nicht entschuldigen.«
    »Entschuldigen?« Ihre Stimme war lauter geworden. »Wofür in Gottes Namen sollte ich mich entschuldigen?«
    »Sie haben ein bisschen zu viel getrunken.«
    »Das hat damit überhaupt nichts zu tun.« Sie klang betont nüchtern.
    »Wenn Sie meinen.«
    »Ich gebe zu, dass mir nicht ganz klar ist, was Sie an dieser Frau…«
    »Sind Sie sicher, dass wir dieses Gespräch wirklich führen sollten?«
    »Werden Sie es aufzeichnen und gegen mich verwenden?«
    »Was gesagt ist, ist gesagt, man kann es nicht zurücknehmen.«
    »Im Gegensatz zu Ihnen, John, war es noch nie meine Stärke, alles runterzuschlucken.«
    Rebus entdeckte eine Tasse, die auf dem Teppich stand. Kalter Kaffee, noch halb voll. Er nahm einen Schluck. »Sie waren mit der Wahl meiner Begleitung also nicht einverstanden…«
    »Ich habe nicht zu entscheiden, mit wem Sie ausgehen.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen.«
    »Aber Sie beide sind so… so verschieden.«
    »Und das ist schlecht?«
    Sie gab einen lauten Seufzer von sich, der wie eine atmosphärische Störung durch die Leitung knisterte. »Ich meine doch nur… Wir sind nicht einfach nur Arbeitskollegen, oder? Da ist doch mehr – wir sind… Kumpel.«
    Rebus lächelte in sich hinein, lächelte über die Pause vor ›Kumpel‹. Hatte sie erst an ›Freunde‹ gedacht und sich dann doch nicht getraut?
    »Und als Kumpel«, entgegnete er, »wollen Sie nicht tatenlos zusehen, wie ich eine falsche Wahl treffe?«
    Siobhan schwieg einen Moment, lange genug, dass Rebus den Kaffee austrinken konnte.
    »Warum interessieren Sie sich so für sie?«, fragte sie.
    »Vielleicht gerade
weil
sie so anders ist.«
    »Sie meinen, weil sie diese verschwurbelten Ideale im Kopf hat?«
    »Sie kennen sie

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