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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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mir erzählt haben, dass man Sie aus Knoxland verjagt hat?« Sie nickte übertrieben heftig, was wohl dem Wein zuzuschreiben war. »Könnten die gleichen Typen gewesen sein.«
    »Also hatte ich Glück, dass ich mit einer Drohung davongekommen bin?«
    »Sie können sich nicht zufällig erinnern, wie die Typen aussahen?«
    »Baseballkappen und Kapuzenpullover.« Auch ihr Schulterzucken war übertrieben heftig. »Viel mehr habe ich von denen nicht gesehen.«
    »Und hatten sie einen Akzent?«
    Sie schlug mit der Hand auf den Tisch. »Können Sie nicht einmal abschalten? Nur für den Rest dieses Abends?«
    Rebus hob kapitulierend die Hände. »Wie könnte ich da Nein sagen?«
    »Können Sie nicht«, warf Marco ein, als er die Rechnung brachte.
    Rebus gab sich Mühe, seinen Unmut zu kaschieren. Nicht nur, dass Siobhan vorn an der Theke stand – genau da, wo gewöhnlich sein Platz war – nein, sie schien auch noch den ganzen Laden zu unterhalten. Die Männer drängten sich um sie und hingen an ihren Lippen. Als Rebus die Tür aufstieß, brandete gerade lautes Gelächter auf, das das Ende einer Anekdote markierte.
    Caro Quinn folgte ihm etwas zögerlich. Im vorderen Raum hielten sich gerade mal zwölf Leute auf, womit er rappelvoll war. Sie wedelte sich mit der Hand vor dem Gesicht herum, was entweder als Kommentar zu der Hitze oder zum Zigarettenqualm gemeint war. Rebus fiel auf, dass er seit fast zwei Stunden nicht geraucht hatte, und schätzte, dass er vielleicht noch dreißig oder vierzig Minuten durchhalten würde…
    Höchstens.
    »Der verlorene Sohn!«, schrie einer der Stammgäste und klopfte Rebus auf die Schulter. »Was trinkst du, John?«
    »Na, lass stecken, Sandy«, antwortete Rebus. »Der geht auf mich.« Und an Quinn gewandt: »Was möchten Sie?«
    »Einen Orangensaft.« Während der kurzen Taxifahrt schien sie einen Augenblick lang eingenickt zu sein, den Kopf auf seiner Schulter. Er hatte steif dagesessen, um ihren Schlaf nicht zu stören, aber ein Schlagloch hatte sie aufgeweckt.
    »Orangensaft und ein Pint IPA«, rief Rebus Harry dem Barkeeper zu. Der Kreis von Siobhans Bewunderern hatte sich weit genug geöffnet, um für die Neuankömmlinge Platz zu machen. Man stellte sich vor, Hände wurden geschüttelt. Rebus bezahlte die Getränke und bemerkte, dass Siobhan für Gin Tonic optiert hatte.
    Harry nahm die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle, übersprang mehrere Sportsender, bis er bei den Nachrichten angelangt war. Hinter dem Sprecher war ein Bild von Mo Dirwan zu sehen, ein Porträtfoto, auf dem er ein breites Lächeln zeigte. Der Sprecher wurde ausgeblendet, nur noch seine Stimme war zu hören, als das Foto sich in eine Filmaufnahme von Dirwan verwandelte, die vermutlich vor seinem Haus aufgenommen worden war. Er hatte ein blaues Auge und ein paar Schürfwunden, ein rosafarbenes Pflaster klebte schräg auf seinem Kinn. Er hielt eine Hand hoch, um zu zeigen, dass er einen Verband trug.
    »Knoxland wie es leibt und lebt«, erklärte einer der Gäste.
    »Sie meinen, man bleibt da besser weg?«, fragte Quinn leichthin.
    »Ich meine, man bleibt da besser weg, wenn das Gesicht nicht reinpasst.«
    Rebus bemerkte, wie es in Quinn zu brodeln begann. Er berührte sie am Ellbogen. »Wie ist der Saft?«
    »Gut.« Sie sah ihn an und schien zu verstehen, was er wollte. Nickte kurz, um ihn wissen zu lassen, dass sie sich nicht auf eine Diskussion einlassen würde… diesmal nicht.
    Zwanzig Minuten später hatte Rebus die Waffen gestreckt und sich eine Zigarette angezündet. Er beobachtete Siobhan und Quinn, die in ein Gespräch vertieft waren, und hörte Caros Frage: »Wie ist er denn so bei der Arbeit?«
    Verabschiedete sich aus einer Dreierdiskussion über das schottische Parlament und quetschte sich zwischen zwei Gästen hindurch zu den beiden Frauen.
    »Hat irgendwer daran gedacht, Ohrenschützer in den Kühlschrank zu legen?«, fragte er.
    »Was?« Quinn sah ihn ehrlich verdutzt an.
    »Er meint, er hat heiße Ohren«, erklärte Siobhan.
    Quinn lachte. »Ich versuche gerade, etwas mehr über Sie zu erfahren.« Sie wandte sich an Siobhan. »Er erzählt ja nichts.«
    »Keine Sorge, ich kenne alle seine kleinen Geheimnisse…«
    Wie immer an einem gelungenen Abend im Ox ebbten die Gespräche auf und ab. Manch einer beteiligte sich an zwei Diskussionen gleichzeitig und brachte beide kurz zusammen, ehe sie wieder auseinander drifteten. Es gab schlechte Witze und noch schlechtere Wortspiele, und Caro Quinn

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