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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ziemlich sicher, dass sie Kawake hieß und im Studentenwohnheim auf der Dalkeith Road lebte.
    »Sie waren mir eine große Hilfe«, versicherte er Mrs. Scrimgour.
    Sie gab sich Mühe, ihre Enttäuschung nicht allzu deutlich zu zeigen.
    Pollock Halls befand sich am Fuß von Arthur’s Seat am Rand des Holyrood Parks. Eine ausgedehnte, verwinkelte Anlage mit einer Mischung aus alter und neuer Architektur, Staffelgiebel und Türmchen neben kastenartiger Moderne. Rebus hielt vor dem Torhaus an, um mit dem uniformierten Wachmann zu sprechen.
    »Hallo, John«, begrüßte der Mann ihn.
    »Sie sehen blendend aus, Andy«, sagte Rebus und schüttelte ihm die Hand.
    Andy Edmunds war seit seinem achtzehnten Lebensjahr Polizist gewesen und hatte deshalb weit vor seinem fünfzigsten Geburtstag bei vollen Bezügen in Pension gehen können. Jetzt arbeitete er halbtags als Wachmann, um jeden Tag ein paar Stunden totzuschlagen. Die beiden Männer waren einander in der Vergangenheit schon öfter von Nutzen gewesen. Rebus wurde von Andy stets informiert, wenn sich irgendwelche Dealer an die Studenten in Pollock Halls heranmachen wollten, und Andy hatte sich im Gegenzug noch immer als Teil der Truppe fühlen können.
    »Was führt Sie her?«, fragte er.
    »Wollte Sie um einen Gefallen bitten. Ich habe einen Namen – keine Ahnung, ob Vor- oder Nachname –, und ich weiß, dass das Mädchen hier gemeldet ist.«
    »Was hat sie angestellt?«
    Rebus sah sich um, um seinen Worten besondere Bedeutung zu verleihen. Edmunds schluckte den Köder und trat einen Schritt näher.
    »Dieser Mord in Knoxland«, erklärte Rebus im Flüsterton. »Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang.« Er legte den Finger an die Lippen, und Edmunds nickte wissend.
    »Ich kann schweigen wie ein Grab, John, das wissen Sie doch.«
    »Natürlich, Andy. Also… wie können wir das Mädchen ausfindig machen?«
    Das Wörtchen »wir« ließ Edmunds unverzüglich in Aktion treten. Er ging in seinen Glaskasten, führte ein Telefonat und kam zurück. »Wir sprechen mit Maureen«, sagte er. Dann zwinkerte er Rebus zu. »Bisschen was am Laufen zwischen uns beiden, aber sie ist verheiratet…« Nun war es an ihm, den Finger an den Mund zu legen.
    Rebus nickte. Er hatte Edmunds ins Vertrauen gezogen, und so wollte auch dieser etwas Vertrauliches preisgeben. Seite an Seite gingen sie die zehn Meter zur Hauptverwaltung. Es war das älteste Gebäude der Anlage, errichtet im schottischen »Baronial Style«, mit einer pompösen Holztreppe und dunkel gebeizter Holzvertäfelung im Innern. Maureens Büro befand sich im Erdgeschoss und verfügte über einen offenen Kamin mit reich verziertem, grünem Marmorsims und eine holzvertäfelte Decke. Maureen war anders, als Rebus erwartet hatte: eher klein und pummelig, fast ein Mäuschen. Schwer vorstellbar, dass sie ein heimliches Techtelmechtel mit einem Mann in Uniform hatte. Edmunds sah zu Rebus, als warte er auf dessen Urteil. Rebus hob eine Augenbraue und nickte kaum merklich, was den Expolizisten zufrieden zu stellen schien.
    Nachdem er Maureen die Hand geschüttelt hatte, buchstabierte Rebus den Namen. »Vielleicht ist mir der eine oder andere Buchstabe an die falsche Stelle gerutscht«, sagte er.
    »Kawame Mana«, korrigierte Maureen. »Hier ist sie.« Auf ihrem Bildschirm war die gleiche Maske zu sehen wie auf dem von Mrs. Scrimgour. »Sie hat ein Zimmer in Fergusson Hall… studiert Psychologie.«
    Rebus hielt sein Notizbuch aufgeschlagen. »Geburtsdatum?«
    Maureen tippte auf den Bildschirm, und Rebus schrieb ab. Kawame war im zweiten Studienjahr und zwanzig Jahre alt.
    »Nennt sich Kate«, ergänzte Maureen. »Zimmer zwei-zehn.«
    Rebus wandte sich an Andy Edmunds, der bereitwillig nickte. »Ich führe Sie hin«, sagte er.
    Der schmale, cremefarbene Flur war stiller, als Rebus erwartet hatte.
    »Hört hier denn kein Mensch Hip-Hop in voller Lautstärke?«, fragte er. Edmunds schnaubte.
    »Heutzutage haben die alle Kopfhörer, John. Damit können die gleich die ganze Welt aussperren.«
    »Also wird sie uns gar nicht hören, wenn wir klopfen?«
    »Finden wir’s raus.« Sie standen vor der Tür mit der Nummer 210. Blümchen- und Smiley-Aufkleber und der Name
Kate,
aus kleinen silbernen Sternchen zusammengesetzt. Rebus ballte die Hand zur Faust und hämmerte dreimal gegen die Tür. Die Tür auf der anderen Seite des Gangs wurde einen Spaltbreit geöffnet. Ein männliches Augenpaar musterte sie. Dann wurde die Tür hastig wieder

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