So soll er sterben
bekannt.«
»Wie das?« Bullen wirkte ehrlich neugierig.
»Ich habe wenigstens eine Person erkannt.« Siobhan hielt die Arme vor der Brust verschränkt. »Sie tanzte an einer Stange, als Detective Inspector Rebus und ich Ihrem Etablissement einen Besuch abstatteten.«
»Wäre mir neu«, entgegnete Bullen mit einem Achselzucken. »Aber die Mädchen kommen und gehen… ich bin ja nicht ihre Großmutter. Sie können tun und lassen, was sie wollen.« Er lehnte sich über den Tisch zu Siobhan. »Haben Sie das vermisste Mädchen schon gefunden?«
»Nein«, gab sie zu.
»Aber der Kerl wurde umgebracht, oder? Der, der ihre Schwester vergewaltigt hat?« Als sie keine Antwort gab, zuckte er erneut mit den Achseln. »Ich lese Zeitung, genau wie alle anderen auch.«
»In seinem Haus wurde der Film gefunden«, teilte Les Young ihm mit.
»Trotzdem ist mir immer noch nicht klar, wie ich Ihnen helfen soll.« Bullen wandte sich zu Rebus um, als erhoffte er sich von dieser Seite einen Hinweis.
»Kannten Sie Donny Cruikshank?«, fragte Siobhan.
Bullen drehte sich wieder zu ihr. »Hatte noch nie von ihm gehört, bis ich in der Zeitung von dem Mord gelesen hab.«
»Könnte er vielleicht in Ihrem Klub verkehrt haben?«
»Klar könnte er – ich bin ja nicht immer da. Barney weiß da besser Bescheid.«
»Der Barkeeper?«, erkundigte sich Siobhan.
Bullen nickte. »Oder Sie fragen die Leute von der Einwanderungsbehörde… die haben meinen Klub ja anscheinend nicht aus den Augen gelassen.« Sein Lächeln wirkte etwas gezwungen. »Ich hoffe nur, die haben darauf geachtet, mich von meiner Schokoladenseite aufzunehmen.«
»Sie glauben, Sie haben eine?«, fragte Siobhan. Bullens Lächeln schwand. Er schaute auf seine Uhr. Sah teuer aus: dick und golden.
»Sind wir hier bald fertig?«
»Noch lange nicht«, antwortete Les Young. Die Tür ging auf, und Felix Storey kam herein, gefolgt von Shug Davidson.
»Die ganze Bagage auf einem Haufen!«, rief Bullen. »Wenn im Nook so viel los wäre wie hier, ich würde mich auf Gran Canaria zur Ruhe setzen…«
»Ihre Zeit ist rum«, sagte Storey zu Young. »Wir brauchen ihn wieder.«
Les Young warf Siobhan einen Blick zu. Sie holte mehrere Polaroidfotos aus der Tasche und legte sie vor Bullen auf den Tisch.
»Die hier kennen Sie«, sagte sie und tippte mit dem Finger auf eines der Fotos. »Was ist mit den anderen?«
»Mit Gesichtern kann ich nicht allzu viel anfangen«, erwiderte er und musterte Siobhan von oben bis unten. »Die Figur kann ich mir besser merken.«
»Sie arbeitet für Sie, als Tänzerin.«
»Richtig«, gab er schließlich zu. »Stimmt. Und was ist mit ihr?«
»Ich würde gern mit ihr sprechen.«
»Wie der Zufall so will, hat sie heute Abend Dienst…« Er schaute erneut auf seine Uhr. »Falls Barney aufmachen kann.«
Storey schüttelte den Kopf. »Erst, wenn wir alle Räume durchsucht haben.«
Bullen seufzte. »In diesem Fall«, sagte er zu Siobhan, »weiß ich nicht, wie ich Ihnen weiterhelfen soll.«
»Sie müssen doch ihre Anschrift haben… oder eine Telefonnummer.«
»Die Mädchen bleiben gern anonym… Aber wahrscheinlich habe ich irgendwo eine Handynummer.« Er nickte in Storeys Richtung. »Wenn Sie ihn lieb bitten, sucht er die vielleicht für Sie, wenn er den Klub auf den Kopf stellt.«
»Nicht nötig«, warf Rebus ein. Er war an den Tisch getreten, um die Bilder zu betrachten. Jetzt nahm er das von der Tänzerin in die Hand. »Ich kenne sie«, sagte er. »Ich weiß sogar, wo sie wohnt.« Siobhan sah ihn ungläubig an. »Sie heißt Kate.« Er sah auf Bullen hinab. »Stimmt doch, oder?«
»Kate, richtig«, brummelte Bullen widerwillig. »Begeisterte Tänzerin, unsere Kate.« Er sagte es fast wehmütig.
»Sie haben ihn genau richtig angefasst«, meinte Rebus. Er saß auf dem Beifahrersitz, Siobhan am Steuer. Les Young hatte sie allein fahren lassen, er musste zurück nach Banehall. Rebus sah noch einmal die Polaroidfotos durch.
»Wieso?«, fragte sie nach einer Weile.
»Mit einem wie Bullen muss man Tacheles reden. Ansonsten macht der dicht.«
»Viel hat er uns trotzdem nicht verraten.«
»Dem guten Leslie hätte er noch sehr viel weniger erzählt.«
»Mag sein.«
»Herrgott, Shiv, können Sie nicht einmal im Leben ein Lob annehmen?«
»Ich suche nach dem Hintergedanken.«
»Sie werden keinen finden.«
»Das wäre das erste Mal…«
Sie waren unterwegs nach Pollock Halls. Auf dem Weg zum Wagen hatte Rebus ihr erklärt, woher er Kate
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