So soll er sterben
hier sein.«
»Barney Grant?«, fragte Siobhan. Kate nickte.
»Er will mit allen Mädchen sprechen. Er weiß, dass er uns verliert, wenn wir einen oder zwei Tage nicht arbeiten können.«
»Er hat also vor, das Nook weiterzuführen?«, erkundigte sich Rebus.
»Nur bis Stuart wiederkommt.« Sie hielt inne. »Er kommt doch wieder, oder?«
Anstelle einer Antwort leerte Rebus sein Pint.
»Wir lassen Sie jetzt lieber allein«, sagte Siobhan zu Kate. »Vielen Dank für das Gespräch.« Sie machte Anstalten aufzustehen.
»Tut mir Leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte.«
»Wenn Ihnen noch etwas zu diesen beiden Männern einfällt…«
Kate nickte. »Gebe ich Ihnen Bescheid.« Sie stockte. »Dieser Film…«
»Ja?«
»Was glauben Sie, wie viele Kopien davon existieren?«
»Das lässt sich unmöglich sagen. Ihre Freundin Alberta… arbeitet die noch im Nook?«
Kate schüttelte den Kopf. »Sie hat kurz danach aufgehört.«
»Sie meinen, kurz nachdem der Film gedreht wurde?«
»Ja.«
»Und wie lang ist das her?«
»Zwei oder drei Wochen.«
Sie bedankten sich noch einmal und gingen Richtung Ausgang. Draußen sahen sie einander an. Siobhan sprach als Erste. »Donny Cruikshank muss gerade frisch aus dem Knast gekommen sein.«
»Kein Wunder, dass er fiebrig aussah. Werden Sie versuchen, diese Alberta zu finden?«
Siobhan stieß einen Seufzer aus. »Weiß nicht… Es war ein langer Tag.«
»Wollen wir noch irgendwo was trinken?« Sie schüttelte den Kopf. »Haben Sie ein Date mit Les Young?«
»Wieso? Haben Sie eins mit Caro Quinn?«
»Hab ja nur gefragt.« Rebus holte seine Zigaretten hervor.
»Soll ich Sie irgendwo absetzen?«, bot Siobhan an.
»Ich glaube, ich laufe lieber, aber trotzdem danke.«
»Na dann…« Sie zögerte, beobachtete ihn, wie er sich eine Zigarette anzündete. Als er weiter schwieg, drehte sie sich um und ging zu ihrem Wagen. Er blickte ihr nach. Konzentrierte sich einen Moment lang aufs Rauchen und überquerte dann die Straße. Dort war ein Hotel, und er blieb in der Nähe des Eingangs stehen. Gerade als er mit der Zigarette fertig war, sah er Barney Grant aus der Richtung des Nook kommen. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und pfiff vor sich hin – keinerlei Anzeichen dafür, dass er sich um seinen Job oder seinen Chef Sorgen machte. Er ging in den Pub, und aus irgendeinem Grund sah Rebus auf die Uhr und notierte sich die Zeit.
Und blieb, wo er war, vor dem Hotel. Er warf einen Blick durch die Fenster hinein ins Restaurant. Es wirkte weiß und steril, die Art Restaurant, in dem die Größe der Teller in umgekehrtem Verhältnis zu den Portionen steht, die darauf serviert werden. Nur wenige Tische waren besetzt; es gab mehr Kellner als Gäste. Einer der Kellner bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, um ihn zu verscheuchen, doch Rebus zwinkerte ihm zu. Als ihm schließlich langweilig wurde und er gerade gehen wollte, fuhr vor dem Pub ein Wagen vor. Der Motor heulte im Leerlauf auf, der Fahrer spielte mit dem Gaspedal. Der Beifahrer sprach in sein Handy. Die Tür des Pubs ging auf, Barney Grant kam heraus und steckte sein Handy in die Tasche, während der Mann im Auto seines zuklappte. Grant stieg hinten in den Wagen, der sich bereits in Bewegung setzte, bevor er die Tür zugezogen hatte. Rebus sah dem Auto nach, wie es den Hügel hinauffuhr, dann folgte er ihm zu Fuß.
Er brauchte ein paar Minuten bis zum Nook. Als er dort eintraf, fuhr der Wagen gerade wieder ab. Sein Blick fiel auf die verschlossene Tür, dann über die Straße zu dem verrammelten Kiosk. Die Observation war beendet, der Lieferwagen nirgends auszumachen. Er versuchte, die Tür des Nook zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Dennoch, aus irgendeinem Grund war Barney Grant hineingegangen, und das Auto hatte auf ihn gewartet. Rebus hatte den Fahrer nicht erkannt, doch das Gesicht auf dem Beifahrersitz war ihm vertraut.
Howie Slowther, der Junge aus Knoxland, der mit dem Tattoo der Paramilitärs und dem Hass auf Ausländer.
Befreundet mit dem Barkeeper des Nook…
Neunter Tag
Dienstag
26
Frühmorgendliche Razzia in Knoxland, dasselbe Team, das die Muschelsucher über die Küste Cramonds gejagt hatte. Stevenson House – das ohne Graffiti. Wieso keine Graffiti? Der Grund war entweder Angst oder Respekt. Rebus wusste, dass es ihm von Anfang an hätte auffallen müssen. Stevenson House sah anders aus als die übrigen Häuser, und es wurde auch anders behandelt.
Bei den ersten
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