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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war so dumm gewesen, sich einen aufgewärmten Bridie zu holen, der jetzt fast vollständig neben dem Kaffeebecher im Rinnstein lag.
    Storey klappte mit einem Stöhnen sein Handy zu. Min Tan gab vor, sich auf seinen Tee zu konzentrieren, Rebus jedoch waren derlei Skrupel fremd.
    »Sie können Ihre Niederlage immer noch eingestehen«, schlug er vor.
    Storey sah ihn mit gerunzelter Stirn im Rückspiegel an. Dann wandte er sich an den Mann neben ihm.
    »Wir sprechen also über mehr als ein Mordopfer?«, fragte er.
    Min Tan nickte und hob zwei Finger.
    »Zwei?«, hakte Storey nach.
    »Mindestens zwei«, antwortete Min Tan. Er schien zu zittern und nahm noch einen Schluck Tee. Rebus fiel auf, dass die Kleider des Chinesen der morgendlichen Kälte nicht viel entgegenzusetzen hatten. Er ließ den Motor an und drehte die Heizung auf.
    »Fahren wir irgendwohin?«, fauchte Storey.
    »Wir können nicht den ganzen Tag im Auto sitzen«, entgegnete Rebus. »Sonst holen wir uns noch den Tod.«
    »Zwei Tote«, beharrte Min Tan, der Rebus missverstanden hatte.
    »War einer davon der Kurde?«, fragte Rebus. »Stef Yurgii?«
    Der Chinese zog die Stirn in Falten. »Wer?«
    »Der Mann, der erstochen wurde. Er war doch einer von Ihnen, oder nicht?« Rebus hatte sich zu ihm umgedreht, aber Min Tan schüttelte den Kopf.
    »Ich kenne den Mann nicht.«
    Selbst Schuld, dachte Rebus, die gerechte Strafe für voreilige Schlussfolgerungen. »Peter Hill und Stuart Bullen haben Stef Yurgii nicht umgebracht?«
    »Ich sage, ich kenne den Mann nicht!« Min Tan war lauter geworden.
    »Sie haben also beobachtet, wie die beiden zwei Menschen umgebracht haben«, schaltete sich Storey ein. Wieder Kopfschütteln. »Sie haben doch gerade gesagt…«
    »Alle wissen… sie haben allen erzählt.«
    »Was erzählt?«, fragte Rebus.
    »Von den zwei…« Min Tan schienen die Worte zu fehlen. »Zwei Körper… Sie wissen, wenn schon tot.« Er kniff sich in den Arm, mit dem er den Becher hielt. »Alles weg, nichts mehr da.«
    »Kein Fleisch mehr?«, vermutete Rebus. »Leichen ohne Fleisch. Sie meinen Skelette?«
    Triumphierend wackelte Min Tan mit dem Finger.
    »Und die Leute reden darüber?«, hakte Rebus nach.
    »Einmal… ein Mann nicht wollte arbeiten für so wenig Lohn. Wurde laut. Hat den Leuten gesagt, sollen nicht arbeiten, sollen frei gehen…«
    »Und er wurde umgebracht?«, fiel ihm Storey ins Wort.
    »Nicht umgebracht!« Min Tan schrie vor Verzweiflung. »Zuhören, bitte! Haben ihn mitgenommen und ihm Leichen ohne Fleisch gezeigt. Haben gesagt, das Gleiche wird ihm passieren – uns allen –, wenn er nicht gehorcht, nicht richtig arbeitet.«
    »Zwei Skelette«, murmelte Rebus leise vor sich hin. Doch Min Tan hatte ihn gehört.
    »Mutter und Kind«, erklärte er, und seine Augen weiteten sich noch bei der Erinnerung vor Entsetzen. »Wenn sie Mutter und Kind umbringen können – nicht festgenommen, nicht aufgefallen –, dann können sie alles tun, alle töten… alle, die nicht gehorchen!«
    Rebus nickte, er hatte verstanden.
    Zwei Skelette.
    Mutter und Kind.
    »Haben Sie die Skelette gesehen?«
    Min Tan schüttelte den Kopf. »Andere haben gesehen. Eines ein Baby, in Zeitung gewickelt. Haben es in Knoxland gezeigt, haben den Kopf gezeigt und die Hände. Dann Mutter und Kind begraben in…« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Zimmer unter der Erde…«
    »Einem Keller?«, schlug Rebus vor.
    Min Tan nickte eifrig. »Dort vergraben, einer von uns dabei. Er hat uns erzählt.«
    Rebus starrte durch die Windschutzscheibe. Es ergab Sinn: die Skelette dazu benutzen, den Migranten Angst einzujagen, sie mit Angst einzuschüchtern. Die Drähte und Schrauben entfernen, damit die Skelette echt aussahen. Und um dem Ganzen das I-Tüpfelchen aufzusetzen, die Skelette vor einem Augenzeugen mit Beton übergießen. Der Mann kehrt nach Knoxland zurück und verbreitet die Geschichte.
    Sie können alles tun, alle töten… alle, die nicht gehorchen

    Eine halbe Stunde, bevor die Kneipe öffnete, klopfte er an die Tür des Warlock.
    Siobhan begleitete ihn. Er hatte sie von seinem Wagen aus angerufen, nachdem er Storey und Min Tan in Torphichen abgesetzt hatte, Storey mit ein paar neuen Fragen für Bullen und den Iren im Gepäck. Siobhan war noch nicht ganz wach, Rebus musste ihr die Geschichte mehr als einmal erklären. Sein zentrales Argument: Wie viele Skelette waren in den letzten Monaten aufgetaucht?
    Schließlich ihre Antwort: Soweit sie wusste, nur jenes eine

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