So soll er sterben
nach Hinweisen auf den Teufel zu suchen. Irgendwann gelangte Alexander Monro in den Besitz des Skeletts und vermachte es der medizinischen Fakultät.«
»Und vor zwei Jahren wurde es gestohlen, ohne dass Sie Anzeige erstattet hätten.«
Curt zuckte die Achseln, legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke empor.
»Irgendwelche Verdächtigen?«
»Oh ja, wir hatten gewisse Vermutungen… Medizinstudenten sind für ihren schwarzen Humor bekannt. Gerüchten zufolge zierte das Skelett die Wohnung zweier Studenten. Wir haben jemand beauftragt, die Sache zu überprü- fen…« Er schaute sie an. »
Diskret
zu überprüfen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ein Privatdetektiv? Also, ich muss schon sagen, Herr Doktor…« Enttäuscht über seine Methoden schüttelte sie den Kopf.
»Die Überprüfung verlief ergebnislos. Möglich, dass sich die Studenten zu dem Zeitpunkt des Skeletts bereits entledigt hatten.«
»Indem sie es in der Fleshmarket Close vergruben?«
Curt zuckte wieder die Achseln. Ein überaus reservierter, penibler Mensch… Siobhan sah, dass ihm dieses Gepräch beinahe körperliche Schmerzen bereitete. »Wie hießen die beiden Studenten.«
»Alfred McAteer und Alexis Cater. Sie waren sehr enge Freunde, fast unzertrennlich. Ich glaube, ihre Vorbilder waren die beiden Hauptfiguren aus der Fernsehserie
MASH
. Kennen Sie die Serie?«
Siobhan nickte. »Studieren sie immer noch?«
»Nein, sie sind inzwischen approbiert und arbeiten, Gott sei’s geklagt, draußen in der Royal Infirmary.«
»Alexis Cater? Verwandt oder verschwägert…?«
»Sein Sohn.«
Siobhan Lippen formten ein O. Gordon Cater war einer der wenigen schottischen Schauspieler seiner Generation, der in Hollywood Erfolg hatte. Er spielte hauptsächlich Charakterrollen, aber in einträglichen Blockbustern. Angeblich war er der Favorit auf die Nachfolge von Roger Moore als James Bond gewesen, ehe man sich dann für Timothy Dalton entschied. Er hatte es in jungen Jahren ziemlich wild getrieben, und viele Frauen schauten sich Filme nur seinetwegen an, mochten sie auch noch so schlecht sein.
»Ich nehme an, Sie gehören auch zu seinen Fans«, murmelte Curt. »Wir haben es nicht an die große Glocke gehängt, dass Alexis hier studiert hat. Er stammt aus Gordons zweiter oder dritter Ehe.«
»Und Sie glauben, er hat Mag Lennox gestohlen?«
»Er gehörte jedenfalls zum Kreis der Verdächtigen. Das war ein weiterer Grund, weshalb wir auf offizielle Ermittlungen verzichtet haben.«
»Außer dem Hauptgrund, dass Professor Gates und Sie erneut wie verantwortungslose Trottel dagestanden hätten.« Sie lächelte angesichts von Curts Unbehagen. Dieser griff plötzlich nach den Stiften und warf sie, so als habe er sich über sie geärgert, in eine Schublade.
»Ihre Methode, Aggressionen abzubauen, Herr Doktor?«
Curt starrte sie bedrückt an und seufzte. »Es gibt noch eine weitere Quelle möglichen Ungemachs. Eine Art Lokalhistorikerin. Sie ist zur Presse gegangen, weil sie eine sehr bizarre Erklärung für die Skelette an der Fleshmarket Close hat.«
»Bizarr?«
»Vor einer Weile wurden bei Ausgrabungen am Holyrood-Palast ein paar Skelette gefunden, und es kam die Theorie auf, es handle sich um Menschenopfer.«
»Wer soll sie denn geopfert haben? Maria Stuart?«
»Wer auch immer, jedenfalls versucht diese selbst ernannte ›Historikerin‹ eine Verbindung zwischen den Holyrood-Skeletten und denen an der Fleshmarket Close herzustellen. Ich sollte vielleicht noch hinzufügen, dass die Dame in der Vergangenheit eine der Gespenstertouren durch die Altstadt geführt hat.«
Siobhan hatte einmal an so einer Tour teilgenommen. Verschiedene Anbieter veranstalteten Spaziergänge durch die High Street und angrenzende Gassen, bei denen sie Gruselgeschichten und eher heitere Anekdoten erzählten und das Ganze mit Spezialeffekten kombinierten, die einer Geisterbahn auf der Kirmes würdig waren.
»Sie handelt also aus Eigennutz.«
»Das kann ich nur vermuten.« Curt sah auf die Uhr. »Möglich, dass die Zeitung in ihrer Abendausgabe den Unsinn bringt, den die Dame verzapft.«
»Hatten Sie schon einmal mit ihr zu tun?«
»Sie wollte damals wissen, was mit Mag Lennox passiert war. Wir haben ihr geantwortet, dass sie das nichts angeht. Sie versuchte daraufhin, die Presse zu mobilisieren…« Curt wedelte mit einer Hand, so als wollte er die Erinnerung daran verscheuchen.
»Wie heißt sie?«
»Judith Lennox. Und, jawohl, sie behauptet, von ihr
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