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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Plätze zurückzukehren, andere hingegen wanderten in die Salamander Street oder zum Leith Walk in Richtung Innenstadt ab. Siobhan glaubte zu wissen, weshalb die Jardines auf dem Straßenstrich gewesen waren, aber sie wollte es von ihnen selbst hören.
    Rebus wartete im Empfangsbereich auf sie. Er wirkte – wie immer – erschöpft: dunkle Tränensäcke, ungekämmtes Haar. Ihr war bekannt, dass er von Montag bis Freitag ein und denselben Anzug trug und ihn samstags reinigen ließ. Er unterhielt sich mit dem Uniformierten hinter dem Tresen, brach das Gespräch aber ab, als er sie sah. Der Uniformierte drückte auf einen Summer, sodass die Tür entriegelt wurde, die Rebus für Siobhan aufhielt.
    »Das Ehepaar ist nicht verhaftet worden«, erklärte er, »man hat die beiden bloß hergebracht, um mit ihnen zu reden. Sie sind hier drin…«
    »Hier« war VR 1 – Vernehmungsraum 1 – eine fensterlose Kammer, in der sich nur ein Tisch und zwei Stühle befanden. John und Alice Jardine saßen sich gegenüber und hielten sich an den Händen. Auf dem Tisch standen zwei leere Becher. Als sich die Tür öffnete, sprang Alice auf und stieß dabei einen der Becher um.
    »Sie haben kein Recht, uns die ganze Nacht hier zu behalten!« Beim Anblick von Siobhan verstummte sie, und ihre Miene entspannte sich ein wenig. Ihr Mann hingegen lächelte verlegen und stellte den Becher wieder auf.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass Sie unseretwegen herkommen mussten«, begann John Jardine. »Wir hatten gehofft, man würde uns wieder gehen lassen, wenn wir Ihren Namen erwähnen.«
    »Soweit ich weiß, sind Sie nicht verhaftet worden. Das hier ist übrigens DI Rebus.«
    Man nickte sich als Begrüßung zu. Alice Jardine hatte wieder Platz genommen. Siobhan stellte sich mit verschränkten Armen neben den Tisch.
    »Gerüchten zufolge haben Sie die hart arbeitenden Damen des horizontalen Gewerbes terrorisiert.«
    »Wir haben bloß ein paar Fragen gestellt«, wehrte sich Alice.
    »Dummerweise verdienen die Damen ihr Geld nicht mit Plaudereien«, erklärte Rebus.
    »Gestern waren wir in Glasgow«, sagte John Jardine leise. »Da lief es ganz gut…«
    Siobhan und Rebus tauschten Blicke. »Und das alles nur, weil Susie Ihnen erzählt hat, dass sie Ishbel zusammen mit einem Mann gesehen hat, der wie ein Zuhälter aussah?«, fragte Siobhan. »Lassen Sie mich eines klarstellen: Die Mädchen auf dem Strich mögen zwar ein paar Dealern ein schönes Leben finanzieren – aber auf keinen Fall Zuhältern von der Sorte, wie man sie aus Hollywoodfilmen kennt.«
    »Ältere Männer«, entgegnete John Jardine, den Blick auf den Tisch gerichtet. »Sie machen sich Mädchen wie Ishbel gefügig und lassen sie dann für sich arbeiten. Das liest man doch andauernd in der Zeitung.«
    »Tja, dann lesen Sie die falsche Zeitung«, informierte Rebus das Ehepaar.
    »Es war meine Idee«, fügte Alice Jardine hinzu. »Ich dachte…«
    »Wieso sind Sie ausgerastet?«, fragte Siobhan.
    »Die zweite Nacht in Folge, in der wir versucht haben, aus den Nutten etwas herauszubekommen«, erklärte John Jardine. Alice schüttelte den Kopf.
    »Das ist Siobhan, mit der du redest«, wies sie ihn zurecht. Dann an Siobhan gewandt. »Die letzte Frau, mit der wir gesprochen haben… sie meinte, Ishbel sei möglicherweise… wie war noch gleich die genaue Bezeichnung?«
    »…im Pussydreieck gelandet«, ergänzte John Jardine. Seine Frau nickte. »Und als wir sie fragten, was das bedeute, fing sie laut zu lachen an, sagte, wir sollen nach Hause fahren. Da hab ich die Beherrschung verloren.«
    »Zufällig kam gerade ein Streifenwagen vorbei«, fügte ihr Mann achselzuckend hinzu. »Die Polizisten brachten uns hierher. Tut uns Leid, Ihnen solche Umstände zu machen, Siobhan.«
    »Keine Ursache«, versicherte Siobhan ihm wenig überzeugend.
    Rebus hatte die Hände in den Hosentaschen. »Das Pussydreieck befindet sich in der Nähe der Lothian Road: Table-dance-Klubs, Sexshops…«
    Siobhan sah ihn warnend an, aber zu spät.
    »Dann könnte sie also dort sein«, sagte Alice mit vor Aufregung bebender Stimme. Sie umfasste die Tischkante, so als wollte sie gleich aufstehen und sich auf den Weg machen.
    »Warten Sie einen Moment.« Siobhan hielt eine Hand hoch. »Eine Frau erzählt Ihnen – wahrscheinlich aus Spaß–, Ishbel arbeite
möglicherweise
in einem Tabledance-Klub… und Sie wollen einfach in diese Läden hineinmarschieren?«
    »Wieso nicht?«, fragte Alice.
    Rebus gab ihr die Antwort. »Einige

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