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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dem Warlock stand, die Arme gravitätisch verschränkt.
    Es gab noch ein kleines Bild von der Ausgrabungsstätte auf dem Gelände von Holyrood, in der man die anderen Skelette gefunden hatte. Ein Experte der Organisation Historic Scotland war interviewt worden und äußerte sich abfällig über Lennox’ Behauptung, die Leichen an sich oder jedenfalls ihre Körperhaltung lasse auf Ritualmorde schließen. Aber das erfuhr der Leser erst im letzten Absatz des Artikels, nachdem lang und breit über Lennox’ Verdacht berichtet worden war, dass jemand sich womöglich die älteren Grabstätten als Vorbild genommen und die Skelette aus der Fleshmarket Close, ob nun echt oder nicht, absichtlich in dieselbe Körperhaltung gebracht hatte wie jene aus Holyrood. Sie blätterte den Rest der Zeitung durch und verharrte dabei am längsten bei der Fernsehseite. Nirgendwo kam eine Sendung, mit der sie sich die Zeit bis zum Zubettgehen vertreiben mochte, also hieß es, auf Musik und Buch zurückzugreifen. Sie vergewisserte sich, dass keine Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter waren, schloss ihr Handy ans Ladegerät an und holte Buch und Decke aus dem Schlafzimmer. John Martyn im CD-Player: das Album eine Leihgabe von John Rebus. Sie fragte sich, wie er wohl den Abend verbringen würde; vielleicht mit Steve Holly oder aber allein im Pub. Tja, sie würde einen geruhsamen Abend zu Hause verbringen und am nächsten Morgen dankbar dafür sein. Sie beschloss, zwei Kapitel zu lesen, bevor sie sich über die Eiscreme hermachte…
    Als sie aufwachte, klingelte das Telefon. Sie erhob sich schwankend vom Sofa und nahm ab.
    »Hallo?«
    »Ich habe Sie doch nicht etwa geweckt?« Es war John Rebus.
    »Wie spät ist es?« Sie versuchte, die Anzeige auf ihrer Armbanduhr zu entziffern.
    »Halb zwölf. Tut mir Leid, falls Sie schon im Bett waren…«
    »War ich nicht. Also, wo brennt’s?«
    »Von Feuer würde ich nicht reden; eher ein leichtes Glimmen. Das Ehepaar, dem die Tochter weggelaufen ist…«
    »Was ist mit den beiden?«
    »Sie haben nach Ihnen verlangt.«
    Sie rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Die beiden sind in Leith aufgegriffen worden.«
    »Verhaftet, meinen Sie.«
    »Haben in Leith auf dem Straßenstrich ein paar von den Mädchen belästigt. Die Ehefrau wurde hysterisch… Man hat sie sicherheitshalber auf die Wache gebracht.«
    »Und woher wissen Sie das alles?«
    »Jemand aus Leith hat für Sie angerufen.«
    Siobhan runzelte die Stirn. »Sind Sie noch am Gayfield Square?«
    »Mir gefällt’s hier, wenn sonst keiner da ist – ich kann jeden Tisch haben, den ich will.«
    »Irgendwann müssen auch Sie mal nach Hause gehen.«
    »Ich wollte tatsächlich gerade verschwinden, als der Anruf kam.« Er lachte auf. »Haben Sie eine Ahnung, was Tibbet im Schilde führt? Er hat lauter Zugfahrpläne in seinem Computer.«
    »In Wahrheit schnüffeln Sie also an den Schreibtischen Ihrer Kollegen herum.«
    »Meine Methode, mich mit einer neuen Umgebung vertraut zu machen, Shiv. Soll ich Sie abholen, oder treffen wir uns in Leith?«
    »Ich dachte, Sie wollten nach Hause.«
    »Ein Ausflug nach Leith wär mir aber lieber.«
    »Gut, dann treffe ich Sie dort.«
    Siobhan legte den Hörer auf und ging ins Bad, um sich anzuziehen. Der übrig gebliebene halbe Becher Minzschokoeis war inzwischen flüssig, trotzdem stellte sie ihn zurück ins Eisfach.
    Das Polizeirevier in Leith befand sich an der Constitution Street. Es war in einem tristen Gebäude aus Stein untergebracht, das genauso abweisend wirkte wie seine Umgebung. Leith, einst ein geschäftiger Hafen mit einer Atmosphäre, die sich vom restlichen Edinburgh deutlich unterschied, hatte in den letzten Jahrzehnten schwere Zeiten erlebt: wirtschaftlicher Niedergang, Drogenszene, Prostitution. Einige Gebiete des Stadtteils waren neu bebaut, andere saniert worden. Es zogen fremde Leute in das Viertel, die keine Lust auf das alte, schäbige Leith hatten. Siobhan hätte es bedauert, wenn das Flair der Gegend verloren ginge; andererseits musste sie ja auch nicht dort wohnen…
    Viele Jahre lang war die Straßenprostitution in Leith inoffiziell geduldet worden. Die Polizei hatte dem Treiben zwar nicht völlig tatenlos zugesehen, aber oft ein Auge zugedrückt. Damit war es inzwischen vorbei, und die Frauen standen nicht mehr alle an derselben Straße, was bedeutete, dass sie weniger gegen Überfälle geschützt waren. Einige versuchten immer wieder, an ihre angestammten

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