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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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einem Secondhandladen stammen.«
    »Oder von einer Wohltätigkeitsorganisation – viele von denen helfen Asylbewerbern.«
    »Glauben Sie, dass er einer war?«
    »Na ja, ich würde nicht gerade sagen, dass er sich hier häuslich eingerichtet hat.«
    Rebus hob den Schlafsack hoch und schüttelte ihn. Es war ein altmodisches Modell: weit und dünn. Ein halbes Dutzend Fotos fiel heraus. Schnappschüsse, deren Ränder durch häufiges Anfassen ganz weich geworden waren. Alle zeigten eine Frau und zwei kleine Kinder.
    »Seine Familie«, stellte Siobhan fest.
    »Wo glauben Sie, wurden die Bilder aufgenommen?«
    »Nicht in Schottland.«
    Nein, denn das sah man deutlich am Hintergrund: weiß getünchte Wände einer Wohnung, durch ein Fenster der Blick auf die Dächer einer Stadt. Rebus stellte sich ein heißes Land vor, einen wolkenlosen, blauen Himmel. Die Kinder wirkten verwirrt. Der Junge hatte die Finger im Mund; die Frau und das kleine Mädchen lächelten, umarmten sich gegenseitig.
    »Vielleicht erkennt irgendwer sie wieder«, meinte Siobhan.
    »Das wird wohl nicht nötig sein«, entgegnete Rebus. »Das hier ist eine Sozialwohnung – schon vergessen?«
    »Deshalb wird auf dem Wohnungsamt jemand wissen, wer er war.«
    Rebus nickte. »Sicherheitshalber sollte man hier erst Fingerabdrücke nehmen und sie mit denen des Toten vergleichen. Anschließend gehen wir zum Wohnungsamt und lassen uns den Namen geben.«
    »Und bringt uns das bei der Suche nach dem Mörder irgendwie weiter?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Der Täter muss auf jeden Fall blutbeschmiert gewesen sein, als er sich vom Tatort entfernte. Garantiert haben ihn irgendwelche Anwohner gesehen.« Er schwieg einen Moment. »Was natürlich nicht bedeutet, dass ihn einer der Zeugen bei uns hinhängt.«
    »Weil er zwar ein Mörder ist, aber auch einer von
ihnen
«, erklärte Siobhan.
    »Gut möglich, oder aber, weil sie Angst vor ihm haben. In Knoxland wohnen eine Menge übler Typen.«
    »Also sind wir keinen Schritt weiter.«
    Rebus hielt eines der Fotos hoch. »Was sehen Sie?«, fragte er.
    »Eine Familie.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Sie sehen eine Witwe und zwei Halbwaisen. Wir sollten an die drei denken, nicht an uns.«
    Siobhan nickte zustimmend. »Wir könnten mit einem der Fotos an die Öffentlichkeit gehen.«
    »Ich hatte eben dieselbe Idee und weiß auch schon, wer es bekommen wird.«
    »Steve Holly?«
    »Das Blatt, für das er schreibt, ist ekelhaft, wird aber von vielen Leuten gelesen.« Er schaute sich um. »Genug gesehen?« Siobhan nickte erneut. »Gut, dann erstatten wir jetzt Shug Davidson Rapport…«
    Davidson rief beim Erkennungsdienst an, damit jemand die Wohnung auf Fingerabdrücke untersuchte, und Rebus überredete ihn dazu, eines der Fotos behalten zu dürfen, um es an die Presse weiterzuleiten.
    »Kann sicher nichts schaden«, lautete Davidsons leidenschaftsloser Kommentar. Seine Stimmung stieg jedoch etwas, als er begriff, dass das Wohnungsamt über einen Mietvertrag mit dem Namen des Toten verfügen musste.
    »Und ehe ich’s vergesse«, sagte Rebus, »egal wie hoch das Ermittlungsbudget sein mag, gleich wird es um ein Pfund geschrumpft sein.« Er wies auf Siobhan. »Sie musste Geld in die Stromuhr stecken.«
    Davidson lächelte und holte ein paar Münzen aus der Tasche. »Hier, Shiv. Genehmigen Sie sich von dem Rest ein Bier.«
    »Und was ist mit mir?«, beschwerte sich Rebus. »Werde ich etwa diskriminiert, weil ich ein Mann bin?«
    »Sie, John, werden Steve Holly nachher zu einem Exklusivfoto verhelfen. Wenn er Ihnen dafür nicht ein paar Bier spendiert, sollte man ihm Berufsverbot erteilen…«
    Als Rebus Knoxland verließ, fiel ihm plötzlich etwas ein. Er rief Siobhan auf ihrem Handy an. Sie war ebenfalls auf dem Weg in die Stadt.
    »Wahrscheinlich werde ich mich mit Holly im Ox treffen«, sagte er, »nur für den Fall, dass Sie Lust haben mitzukommen.«
    »Wirklich ein verführerisches Angebot, aber ich habe noch etwas vor. Trotzdem vielen Dank.«
    »Das war eigentlich nicht der Hauptgrund meines Anrufs. Sie hätten nicht zufällig Lust, noch mal in der Wohnung vorbeizuschauen?«
    »Nein.« Einen Moment lang herrschte Stille, dann dämmerte es ihr. »Sie haben versprochen, die Taschenlampe zurückzubringen!«
    »Aber sie liegt noch immer in der Küche.«
    »Rufen Sie doch Davidson oder Wylie an.«
    Rebus rümpfte die Nase. »Nein, das eilt nicht. Ich meine, was kann schon passieren – sie liegt offen in einer leeren Wohnung mit

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