So soll er sterben
bekommen habe, was ich will, bin ich bereit, mich auf Zehenspitzen aus Ihrem Leben zu schleichen.«
Baird wirkte plötzlich interessiert. Er glaubte, einen Mann vor sich zu haben, mit dem man handelseinig werden konnte. Aber er war sich noch nicht ganz sicher.
»War jemand bei ihm, Gareth?«
Gareth schüttelte den Kopf. »Er hat allein in der Wohnung auf mich gewartet…«
»Und auch draußen niemand? Kein Kollege im Streifenwagen?«
Das Kopfschütteln ging weiter. »Wir sind in seinem Wagen hergefahren. Nur er und ich.«
Baird überlegte. »Okay, wie viel wird es mich kosten?«
»Die Beantwortung einiger Fragen. Vorgestern ist einer Ihrer Mieter ermordet worden.«
»Ich sage denen immer wieder, sie sollen unter sich bleiben«, hob Baird an, um sich prophylaktisch gegen den Vorwurf zu verwahren, ihm sei das Schicksal seiner Mieter gleichgültig. Rebus stand inzwischen am Fenster und blickte auf die Promenade und den Strand hinunter. Ein altes Paar spazierte Hand in Hand vorbei. Es ärgerte ihn, dass die beiden vielleicht den Gewinn eines Miethais wie Baird mitfinanzierten. Oder dass möglicherweise ihre Enkel seit einer Ewigkeit auf der Warteliste für eine Sozialwohnung standen.
»Ich bin mir sicher, dass Ihnen der soziale Friede sehr am Herzen liegt«, meinte Rebus. »Was mich interessiert, ist der Name des Mannes und wo er herkam.«
Baird schnaubte. »Ich frage nicht, wo diese Leute herkommen – diesen Fehler habe ich einmal gemacht und es bitter bereut. Wissen Sie, all diese Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf. Und wenn das Wohnungsamt ihnen nicht helfen will oder kann – ich kann’s.«
»Zu einem gewissen Preis.«
»Einem
fairen
Preis.«
»Ja, ja, Sie sind die Gutherzigkeit in Person. Sie kennen seinen Namen also nicht?«
»Er hat den Vornamen Jim benutzt.«
»Jim? War das seine Idee oder Ihre?«
»Meine.«
»Wie haben Sie Kontakt zu ihm aufgenommen?«
»Meine Kunden nehmen Kontakt zu
mir
auf. Mundpropaganda, könnte man sagen. Das wäre sicher nicht so, wenn sie mit dem, was sie von mir kriegen, unzufrieden wären.«
»Sie bekommen eine Sozialwohnung und bezahlen dafür eine Wuchermiete an Sie.« Rebus wartete vergebens darauf, dass Baird etwas erwiderte; er verstand aber genau, was der Blick des Mannes ihm sagen wollte –
Das mussten Sie mal loswerden, was?
»Und Sie haben keine Ahnung, aus welchem Land er stammte? Aus welcher Region? Wie er hergekommen ist?« Baird schüttelte den Kopf.
»Gareth, geh und hol uns ein Bier aus dem Kühlschrank.« Gareth spurte sofort. Rebus ließ sich von dem »uns« nicht täuschen – er wusste, dass man ihm nichts zu trinken anbieten würde.
»Wie verständigen Sie sich denn mit all diesen Leuten, wenn Sie deren Sprache nicht verstehen?«
»Irgendwie klappt das immer. Notfalls mit Händen und Füßen…« Gareth kam mit einer einzigen Dose zurück, die er seinem Vater reichte. »Gareth hat in der Schule Französisch gehabt. Ich hatte gehofft, das würde sich für uns als nützlich erweisen.« Er senkte die Stimme am Ende des Satzes, und Rebus vermutete, dass Gareth die Erwartungen seines Vaters auch in dieser Hinsicht nicht erfüllt hatte.
»Bei Jim war das aber kein Problem«, fügte der junge Mann hinzu, erpicht darauf, auch etwas zu dem Gespräch beizutragen. »Er konnte ein bisschen Englisch. Wenn auch nicht so gut wie seine Freundin.« Sein Vater warf ihm einen drohenden Blick zu, und Rebus trat schnell zwischen die beiden.
»Was für eine Freundin?«, fragte er Gareth.
»Irgend so eine Frau… etwa so alt wie ich.«
»Wohnten die beiden zusammen?«
»Jim hat allein gelebt. Glaub nicht, dass die beiden ein Paar waren.«
»Wohnte die Frau auch in der Siedlung?«
»Ja, nehm ich an…«
Baird senior war inzwischen aufgesprungen. »Hören Sie, Sie haben bekommen, was Sie wollten.«
»Tatsächlich?«
»Gut, lassen Sie es mich anders formulieren: Mehr als das, was Sie bekommen haben, werden Sie nicht kriegen.«
»Ob dem so ist, das entscheide ich selbst, Mr. Baird.« Dann, an den Sohn gewandt: »Wie sah sie aus, Gareth?«
Aber Gareth hatte den Wink verstanden. »Weiß ich nicht mehr.«
»Was? Erinnerst du dich nicht mal an ihre Hautfarbe? Du wusstest doch eben noch, wie alt sie ist.«
»Viel dunklere Haut als Jim… an mehr erinnere ich mich nicht.«
»Aber sie sprach Englisch?«
Gareth wollte Bilckkontakt mit seinem Vater aufnehmen, aber Rebus tat sein Bestes, um das zu verhindern.
»Sie sprach Englisch, und sie war mit Jim
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