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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ausländerorganisationen. Er will alles Mögliche.«
    »Momentan steht er allein auf weiter Flur.«
    »Ich weiß.«
    »Finden Sie es richtig, dass er schutzlos der Meute ausgeliefert ist?«
    Davidson starrte ihn an. »Wir haben unsere Leute da draußen.«
    »Die Lage scheint sich mehr und mehr zuzuspitzen.«
    »Möchten Sie Leibwächter bei ihm spielen?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Ich tue, was Sie befehlen, Shug. Das hier ist Ihre Show…«
    Davidson rieb sich erneut die Stirn. »Tut mir Leid, John, ehrlich.«
    »Machen Sie wenigstens eine kleine Pause. Gehen Sie ein bisschen an die frische Luft.« Rebus öffnete die Hintertür.
    »Oh John, ich soll Ihnen übrigens etwas ausrichten. Die Jungs von der Drogenfahndung wollen ihre Taschenlampe wiederhaben. Es scheint ziemlich dringend zu sein.«
    Rebus nickte, stieg aus und schloss die Tür. Er fuhr hinauf zu Jims Wohnung. Die Tür stand offen, klappte auf und zu. Die Taschenlampe befand sich weder in der Küche noch sonst irgendwo in der Wohnung. Die Spurensicherung war da gewesen, aber er bezweifelte, dass sie die Lampe mitgenommen hatte. Als er die Wohnung wieder verließ, kam Steve Holly gerade aus der Nachbarwohnung, sein Diktiergerät am Ohr, um zu überprüfen, ob es funktioniert hatte.
    Unsere Regierung ist viel zu nachsichtig, das ist das Problem
….
    »Ich nehme an, das entspricht genau Ihrer Meinung«, sagte Rebus. Holly, sichtlich überrascht, Rebus zu sehen, stoppte das Band und steckte den Apparat in die Tasche.
    »Ausgewogenheit, mein Lieber – ich lasse beide Seiten zu Wort kommen.«
    »Sie haben tatsächlich mit ein paar der armen Schweine gesprochen, die man in diese Löwengrube geworfen hat?«
    Holly nickte. Er warf einen Blick über die Brüstung, um festzustellen, ob zu ebener Erde gerade etwas passierte, über das er Bescheid wissen müsste. »Ich habe es sogar geschafft, ein paar Knoxer zu finden, die sich von den vielen Neuankömmlingen nicht gestört fühlen. Ich wette, das überrascht Sie –
ich
jedenfalls war überrascht.« Er zündete sich eine Zigarette an und hielt Rebus die Packung hin.
    »Hab gerade erst eine geraucht«, log Rebus.
    »Hat sich schon jemand wegen des Fotos von der Frau und den Kindern gemeldet?«
    »Vielleicht hat es niemand zur Kentnis genommen… inmitten Ihrer spannenden Ausführungen über Steuerbetrug, überhöhte Auszahlungen und bevorzugte Wohnungszuteilung.«
    »Das stimmt alles«, protestierte Holly. »Ich habe nicht behauptet, dass so etwas hier vorgekommen ist, aber anderswo
ist
es passiert.«
    »Wenn Sie noch tiefer sinken würden, könnte man Ihren Kopf beim Golf als Tee benutzen.«
    »Kein schlechter Spruch«, erwiderte Holly grinsend. »Vielleicht benutze ich ihn…« Sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen, drehte sich um und ging weg, als hätte Rebus aufgehört zu existieren.
    Das war typisch für die Arbeitsweise von jemandem wie Holly, dachte Rebus. Für ihn zählte nur die Gegenwart. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf nichts anderes als seinen nächsten Artikel. Sobald dieser in Druck ging, war er Schnee von gestern, und es musste etwas Neues her, das die entstandene Lücke füllte. Der Vergleich mit der Einstellung einiger von Rebus’ Kollegen zu ihrer Arbeit drängte sich auf: Abgeschlossene Ermittlungen wurden aus dem Gedächtnis getilgt. Man wartete auf den nächsten Fall und hoffte, er würde ein bisschen ungewöhnlicher oder interessanter als üblich sein. Rebus wusste, dass es auch gute Journalisten gab und nicht alle so waren wie Steve Holly.
    Rebus folgte Holly nach unten, wo sich der Sturm etwas gelegt hatte. Weniger als ein Dutzend Unverdrossene waren übrig geblieben und stritten sich weiterhin mit dem Rechtsanwalt, zu dem sich inzwischen auch ein paar Ausländer aus der Siedlung gesellt hatten. Das ergab ein neues Fotomotiv; die Kameras klickten wieder eifrig, weshalb sich einige der Ausländer die Hände vors Gesicht hielten. Rebus hörte hinter sich ein Geräusch, und jemand rief: »Los, Howie!« Er drehte sich um und sah einen Jugendlichen zielstrebig auf die Diskutierenden zumarschieren, angefeuert von seinen Kumpeln, die in sicherer Entfernung zurückgeblieben waren. Der Junge achtete nicht auf Rebus. Sein Gesicht war vermummt, die Hände in den beutelartigen Taschen seiner Jacke vergraben. Als er an Rebus vorbeikam, beschleunigte er seine Schritte. Rebus hörte seine keuchenden Atemzüge, und ihm war fast, als dünstete der Junge Adrenalin aus. Er packte einen

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