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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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anderen Seite des Hochhauses. Ihm fiel der kleine Blumenstrauß am Tatort des Mordes ein. Er war inzwischen bestimmt zertrampelt, in alle Richtungen verstreut. Vielleicht hatte Jims Freundin ihn dort hingelegt.
    Auf einer abgesperrten Betonfläche, normalerweise der Parkplatz für die Hausbewohner, stand ein Lieferwagen. Vorne saß niemand. Rebus klopfte an die Hintertür. Die Fenster waren schwarz, aber er wusste, dass man ihn von innen sehen konnte. Die Tür ging auf, und er kletterte hinein.
    »Willkommen in der Spielzeugkiste«, begrüßte Shug Davidson ihn und setzte sich neben den Techniker, der die Überwachungskameras steuerte. Der Laderaum des Wagens war voller Monitore und Aufzeichnungsgeräte. Wenn irgendwo in der Stadt die Leute zum Demonstrieren auf die Straße gingen, dokumentierte die Polizei die Geschehnisse. Das war nützlich, um Unruhestifter zu identifizieren oder wenn nötig, Beweismaterial für eine Anklage zu liefern. Auf dem Videomonitor sah es für Rebus so aus, als befände sich die eine Kamera auf einem Laufgang im zweiten oder dritten Stock. Immer wieder wurden einzelne Personen oder Gruppen gezoomt, sodass unscharfe Gesichter plötzlich Konturen bekamen.
    »Ist zum Glück noch zu keinen Gewalttaten gekommen«, murmelte Davidson, dann an den Techniker gewandt: »Fahren Sie ein bisschen zurück, Steve… ja, genau… jetzt stopp.«
    Ein leichtes Flackern auf dem Bild, das Chris zu beseitigen versuchte.
    »Wer bereitet dir Kummer, Shug?«, erkundigte sich Rebus.
    »Schlau wie eh und je, John…« Davidson deutete auf eine Gestalt am hinteren Rand der Demo. Der Mann trug einen olivgrünen Parka und hatte die Kapuze ins Gesicht gezogen, sodass nur Kinn und Lippen zu sehen waren. »Ich glaube, er war vor ein paar Monaten öfter hier… Da gab’s diese Bande aus Belfast, die das Drogengeschäft an sich reißen wollte.«
    »Aber ihr habt die Typen doch aus dem Verkehr gezogen.«
    »Die meisten sitzen in U-Haft. Ein paar haben sich nach Hause verdrückt.«
    »Warum ist er dann hier?«
    »Weiß nicht.«
    »Weshalb habt ihr ihn nicht gefragt?«
    »Er ist abgehauen, als er unsere Kameras entdeckte.«
    »Sein Name?«
    Davidson schüttelte den Kopf »Da muss ich erst mal recherchieren…« Er rieb sich die Stirn. »Und wie lief’s heute bei dir, John?«
    Rebus berichtete von Robert Baird.
    Davidson nickte. »Gute Arbeit«, sagte er, ohne sich zu irgendeiner Form von Begeisterung hinreißen zu lassen.
    »Ich weiß, dass uns das keinen Schritt weitergebracht hat…«
    »Tut mir Leid, John, es ist bloß so…«, Davidson seufzte, »…wir sind darauf angewiesen, dass sich ein Zeuge bei uns meldet. Irgendwo da draußen ist die Waffe, und der Mörder muss Blut an der Kleidung gehabt haben. Ich bin sicher, irgendwer weiß etwas.«
    »Vielleicht hat Jims Freundin einen Verdacht. Wir könnten Gareth herbringen, vielleicht erkennt er sie ja wieder.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, sinnierte Davidson. »Und in der Zwischenzeit schauen wir zu, wie Knoxland in die Luft fliegt…«
    Vier Monitore zeigten unterschiedliche Bilder. Auf einem war eine Gruppe Jugendlicher zu sehen, die etliche Meter hinter der Menge standen. Sie hatten sich mit Kapuzen und Schals vermummt. Als sie den Kameramann sahen, drehten sie sich um und präsentierten ihm ihre Hinterteile. Einer von ihnen hob einen Stein auf und warf ihn, aber nicht weit genug.
    »So was meine ich«, erklärte Davidson. »Das Pulverfass hier könnte jederzeit explodieren.«
    »Hat es schon Ausschreitungen gegeben?«
    »Nur Beschimpfungen.« Er lehnte sich zurück und streckte sich. »Die Haustürbefragungen sind abgeschlossen… Na ja, die Befragungen der Leute, die bereit waren, mit uns zu reden.« Er schwieg einen Moment. »Ich korrigiere mich: die
in der Lage
waren, mit uns zu reden. Diese Siedlung ist wie der Turm zu Babel… Eine Wagenladung Dolmetscher wäre hilfreich.« Sein Magen knurrte, und er versuchte, es zu kaschieren, indem er sich auf seinem quietschenden Stuhl hin und her bewegte.
    »Wie wär’s mit einer kleinen Pause?«, schlug Rebus vor. Davidson schüttelte den Kopf. »Was ist dieser Dirwan für einer?«
    »Anwalt aus Glasgow, der dort einige Asylbewerber vertreten hat.«
    »Und warum ist er hier?«
    »Abgesehen von der Publicity, hofft er vielleicht auf neue Klienten. Er will, dass die Oberbürgermeisterin herkommt, um sich persönlich ein Bild von der Lage zu machen. Er will ein Treffen zwischen Politikern und den Vertretern der

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