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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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befreundet«, insistierte Rebus. »Und sie wohnt in Knoxland. Los, verrat mir noch mehr.«
    »Mehr weiß ich nicht.«
    Baird ging um Rebus herum und legte einen Arm um die Schulter seines Sohnes. »Sie haben den armen Jungen ganz durcheinander gebracht«, beschwerte er sich. »Wenn ihm noch etwas einfällt, meldet er sich bei Ihnen.«
    »Ja, bestimmt«, meinte Rebus.
    »Und Sie haben es ernst gemeint, als Sie sagten, Sie würden uns in Ruhe lassen?«
    »Ich habe es so gemeint, wie ich es sagte, Mr. Baird – allerdings wird das Wohnungsamt es womöglich anders sehen.«
    Bairds Gesicht nahm einen verächtlichen Ausdruck an.
    »Ich finde allein hinaus«, sagte Rebus.
    Auf der Promenade blies eine steife Brise. Er benötigte vier Versuche, um sich eine Zigarette anzuzünden. Dann schaute er eine Weile zu dem Wohnzimmerfenster hinauf, bis ihm einfiel, dass er noch nichts gegessen hatte. An der High Street gab es etliche Lokale, deshalb ließ er seinen Wagen, wo er war, und lief die kurze Strecke bis zum nächstgelegenen Pub. Unterwegs rief er Mrs. Mackenzie an, berichtete ihr von Baird und beendete das Gespräch, als er das Lokal betrat. Er bestellte ein kleines Glas IPA, um das Brötchen mit Geflügelsalat hinunterzuspülen. In der Luft hing der Geruch von Suppe und Kartoffeln mit Zwiebeln. Ein Mann, unverkennbar ein Stammgast, bat den Wirt, den Fernsehkanal zu suchen, auf dem Pferderennen gezeigt wurden. Während der Wirt mit der Fernbedienung von einem Sender zum anderen zappte, tauchte für eine Sekunde etwas auf dem Bildschirm auf, bei dessen Anblick Rebus unwillkürlich zu kauen aufhörte.
    »Schalten Sie wieder zurück!«, befahl er, und Essenskrümel flogen ihm dabei aus dem Mund.
    »Welchen Sender wollen Sie?«
    »Halt, stopp.« Es waren die Lokalnachrichten, ein Livebericht über eine Demonstration in einer Siedlung, die unschwer als Knoxland zu erkennen war. Hastig fabrizierte Schilder und Spruchbänder:
    UNSER STADTTEIL VERFÄLLT
    ES MUSS SICH WAS ÄNDERN
    UM UNS SCHOTTEN KÜMMERT SICH NIEMAND…
    Der Reporter interviewte gerade das Ehepaar, das neben dem Mordopfer gewohnt hatte. Rebus verstand hin und wieder ein Wort oder Teile eines Satzes:
Die Stadt ist dafür verantwortlich… auf uns nimmt niemand Rücksicht… Abladeplatz… ohne uns zu fragen…
Es war fast, als hätte man ihnen vorher eingeschärft, welche Schlagworte sie benutzen sollten. Der Reporter wandte sich nun einem gut gekleideten, asiatisch aussehenden Mann zu, der eine Brille mit silbernem Rand trug. Laut der Einblendung am unteren Bildrand hieß er Mohammad Dirwan und gehörte zu einer Organisation namens Glasgow New Citizens Collective.
    »Gibt jede Menge Spinner da drüben«, bemerkte der Wirt.
    »Von mir aus können sie so viele von diesen Typen nach Knoxland schaffen, wie sie wollen«, stimmte einer der Gäste zu. Rebus drehte sich um.
    »Was für Typen?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Nennen Sie sie, wie Sie wollen – Asylanten oder Schwindler. Aber egal, was diese Leute sind, ich weiß, wer das Geld für sie blechen muss.«
    »Stimmt genau, Matty«, pflichtete ihm der Wirt bei. Dann, an Rebus gewandt: »Genug gesehen?«
    »Mehr als genug«, erwiderte Rebus und verließ den Pub, ohne sein Bier auszutrinken.

8
    Als Rebus in Knoxland eintraf, hatte sich die Lage dort kaum entspannt. Pressefotografen überprüften auf den Displays ihrer Digitalkameras eifrig die Qualität ihrer Bilder. Ein Radioreporter interviewte Ellen Wylie. Rat-Arse Reynolds lief kopfschüttelnd quer über ein Stück unbebauter Fläche zu seinem Auto.
    »Was ist los, Charlie?«, fragte Rebus.
    »Wir sollten uns raushalten, dann können die Leute in Ruhe ein bisschen Luft ablassen«, grummelte Reynolds, stieg in seinen Wagen, knallte die Tür zu und griff nach einer bereits geöffneten Chipspackung.
    Neben dem Bürocontainer hatte sich ein Menschenauflauf versammelt. Rebus erkannte einige Gesichter aus dem Fernsehbericht wieder; ihre Schilder sahen schon etwas mitgenommen aus. Die Einheimischen stritten sich heftig mit Mohammad Dirwan und deuteten dabei immer wieder mit dem Finger auf ihn. Aus der Nähe wirkte Dirwan auf Rebus wie ein Anwalt: neu aussehender schwarzer Wollmantel, blank geputzte Schuhe, silbergrauer Schnurrbart. Er gestikulierte mit beiden Händen und brüllte fast, um gegen den Lärm anzukommen. Rebus spähte durch das Gitter vor dem Containerfenster. Wie vermutet, war niemand daheim. Er schaute umher und ging dann durch den Verbindungsgang zur

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