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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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nach dem Mobiltelefon und wählte die Kurzwahl für den Notruf. »Angie! Iris!«
    Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie die Polizei rufen sollte. In der Vergangenheit hatte sie allerdings mehrfach überreagiert, und ihre verängstigten Anrufe hatten ihr genervte und verärgerte Blicke seitens der herbeigeeilten Beamten eingebracht. In den letzten beiden Monaten hatte sie große Fortschritte gemacht, und sie wollte jetzt nicht dahinter zurückfallen.
    »Denk nach und schau genau hin, bevor du anrufst«, murmelte sie vor sich hin. Im Eingangsbereich schien alles in Ordnung zu sein. Nichts deutete darauf hin, dass etwas nicht stimmte, und doch …
    »Angie! Iris!«
    Drückende Stille umgab sie.
    Auf Iris’ Schreibtisch sah sie Angies Aktentasche und Handtasche stehen. Mist. Angie hatte die Tür offen gelassen. Gar nicht gut. Charlotte ließ das Handy sinken. »Angie!«
    Die nachhaltige Stelle zerrte an ihren Nerven. Angie schloss immer ab und war stets die Ruhe selbst.
    Auf einmal stach Charlotte das rote Notizbuch auf dem Fußboden ins Auge. Es war alt, ausgeblichen, und der Einband sah ziemlich mitgenommen aus.
    Es handelte sich um ein Tagebuch, dessen große, krakelige Schrift mit jedem neuen Eintrag zittriger wurde. Auf der letzten Seite stand in gut lesbarer Handschrift der Name Martin Rayburn.
    Rayburn. Das war Evas Nachname.
    Rasch durchsuchte Charlotte die Büros, die Toiletten und den Konferenzraum nach Angie und Iris. Sie fand keine von beiden.
    Innerlich war sie derart alarmiert, dass kein Mantra sie hätte beruhigen können. Sie rief die Notrufzentrale an.
    Malcolm und Garrison kamen genau in dem Moment bei der Pathologie an, als Dr. Henson auf ihren Parkplatz fuhr. Sie hatte stets viel zu tun, weshalb sie selbst an normalen Tagen früh zur Arbeit kam.
    »Doc«, rief Malcolm.
    Sie hatte eine kleine Kühltasche mit ihrem Mittagessen, eine große schwarze Handtasche und eine Sporttasche dabei. Als sie sich umdrehte, wirkte sie gehetzt. »Detectives. Ich bin gerade auf dem Weg ins Büro.«
    »Sie haben mir eine Nachricht hinterlassen«, sagte Malcolm. »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Ich bin zu fünfundneunzig Prozent sicher, dass es sich bei der Leiche aus dem Lagerraum um Dixon handelt. Die Röntgenaufnahmen seiner Zähne zeigen eine ausgeprägte Bruchstelle an einem der hinteren Backenzähne, genau wie bei meinem Toten. Außerdem hatte er Füllungen in den linken Backenzähnen, was ebenfalls mit dem Gebiss des Toten übereinstimmt.«
    »Zu fünfundneunzig Prozent sicher?«
    »Hundert Prozent werden es erst sein, wenn ich die Ergebnisse der DNA-Tests bekomme, aber ich würde sagen, er ist es.«
    Garrison hielt ihr die Tür auf. »Hat man den Fuß gefunden?«
    »Nein.«
    »Und der andere Mann?«
    »Bisher keine Identifizierung. Mr Donovan geht nie zum Zahnarzt, daher haben wir keine Unterlagen, die wir vergleichen könnten. Ich werde anhand des Knochenmarks einen DNA-Test veranlassen.«
    Mist
. »Danke, Doc.«
    »Falls der zweite Mann derjenige ist, der Dixon gefoltert und getötet hat, wäre die Annahme naheliegend, dass sich der Fuß noch an der Brandstelle befindet.«
    »Vielleicht hat er ihn irgendwo hingebracht und ist dann noch mal zurückgekehrt.«
    »Und hat Dixon am Leben gelassen und riskiert, geschnappt zu werden?«
    Malcolm nickte. »Es wirkt alles ziemlich inszeniert.«
    »Stimmt.«
    Die beiden drehten sich um und kehrten zu ihrem Wagen zurück. »Reden wir noch ein Mal mit Dixons Sprechstundenhilfe. Vielleicht hat sie Donovan oder irgendjemand anderen gesehen.«
    Als sie in Dixons Praxis ankamen, telefonierte die Sprechstundenhilfe gerade. »Ich weiß nicht genau, wann ich Ihnen einen neuen Termin geben kann, Mr Marcel. Ich rufe Sie an, sobald ich mit dem Doktor gesprochen habe.« Sie lauschte. »Nein, nein. Alles in Ordnung. Er musste nur wegen einer dringenden Familienangelegenheit verreisen.«
    Sie beendete das Gespräch und sah die Detectives an. »Detective Kier, Sie schon wieder?«
    »Ich bin wie Falschgeld, ich tauche immer wieder auf.«
    Sie erhob sich. Ihre Haltung wirkte steif und nervös. »Wenn er nicht kommt, soll ich den Patienten immer sagen, dass er nicht in der Stadt ist. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Ja«, sagte Malcolm.
    »Wo ist er?«, fragte sie. Ihre Stimme war unverkennbar gereizt.
    »Er ist tot.«
    Sie blinzelte ein paar Mal, als könnte ihr Gehirn das Gehörte nicht verarbeiten. »Tot? Wie?«
    »Wir sind noch dabei, das zu rekonstruieren. Haben Sie eine Liste der Leute, die in den

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