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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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prima.«
    Wenige Minuten, nachdem er die Pager-Nachricht erhalten hatte, erschien Humphrey. Malcolm hatte erwartet, er würde so nichtssagend und leblos wie das Gebäude aussehen, doch stattdessen kam ihnen ein großer Mann mit breiten Schultern und schlanker Statur entgegen. Er hatte dunkles Haar, das ihm in einer Tolle in die Stirn fiel, markante Gesichtszüge und war tief gebräunt. Er erinnerte Malcolm an den Helden aus einem Disneyfilm. Malcolm sah sich manchmal gemeinsam mit seinem Neffen und seiner Nichte bei seinen Eltern Zeichentrickfilme an. Wie war noch gleich der Name dieses Kerls in dem Film, den die Kinder über Weihnachten gesehen hatten?
Die Schöne und das Biest
. Brian Humphrey sah aus wie Gaston.
    Malcolm zeigte seine Dienstmarke. »Mr Humphrey?«
    »Ja.« Seine Tonlage war ein tiefer Bariton. Der Kerl hatte zweifellos eine ebenso geschmeidige Singstimme wie Gaston.
    »Wir würden gerne mit Ihnen über Ihre Frau Sierra Day sprechen.«
    Humphreys Gesicht nahm einen verächtlichen Ausdruck an. »Sie wird bald offiziell meine Exfrau sein – sobald ich sie dazu kriege, die Scheidungspapiere zu unterschreiben. Ich bezeichne sie schon jetzt lieber als meine Ex.«
    »Können wir uns hier irgendwo ungestört unterhalten?«, fragte Garrison. »Vielleicht in Ihrem Büro?«
    Humphrey brauchte die Empfangsdame nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie lauschte. »Natürlich. Es ist zwar klein, aber wir sind dort ungestört.«
    Sie gingen einen gewundenen Gang zwischen ungefähr zwanzig Bürowaben entlang. In dem Großraumbüro mischten sich die Stimmen der Angestellten mit dem Geklapper der Tastaturen und dem Brummen der Kaffeemaschine, doch als die drei Männer vorbeikamen, erstarben alle Gespräche. Sie gelangten zu einem kleinen Büro in der hinteren Ecke.
    Humphrey schloss die Tür hinter ihnen. »Delores, die Empfangsdame, hat anscheinend die Buschtrommel gerührt.«
    »So ist das, wenn wir auftauchen«, meinte Malcolm. In der Nähe von Cops wurden die Leute nervös.
    Er sah sich in Humphreys Büro um. Hinter dem Schreibtisch war ein großes Fenster, doch das getönte Glas und eine Jalousie filterten den Großteil des Sonnenlichts. Fotos von Humphrey in den verschiedensten Rollen hingen an den Wänden. Humphrey als Hamlet, Humphrey als Clown, Humphrey als Sherlock Holmes. An manchen Stellen waren nur noch ein Nagel und ein heller Umriss zu sehen. Es war wohl keine besonders gewagte Vermutung, dass dort Bilder von Sierra gehangen hatten.
    Auf dem Schreibtisch befanden sich ein halb aufgegessener Bagel, eine Diätcola und ein zerlesenes Skript.
    »Was genau machen Sie für
Software & Service

    »Ich verwalte Datenbanken für gemeinnützige Unternehmen und andere Firmen. Alles furchtbar trocken und langweilig. Wie Sie an den Fotos sehen können, habe ich höhere Ambitionen.«
    Garrison nickte. »Es ist nur, um die Stromrechnung zu bezahlen.«
    »Wir alle müssen schließlich von etwas leben.« Humphrey trat hinter seinen Schreibtisch. Er hielt sich aufrecht und legte die Fingerspitzen auf die Tischplatte, als spräche er zu einer Menschenmenge. »Also, was will sie nun wieder von mir? Hat sie noch mehr Lügen über mich erfunden?«
    »Was für Lügen hat sie denn über Sie erzählt?«, fragte Malcolm.
    »Dass ich versucht hätte, sie übers Ohr zu hauen. Dass ich sie betrogen hätte. Dass ich ihr den Tod wünsche. Sierras Fantasie kennt da keine Grenzen.«
    »Wünschen sie ihr denn den Tod?«, fragte Malcolm.
    »Glauben Sie mir, es gab Zeiten, da hätte ich ihr liebend gern den Hals umgedreht. Seit unserer Hochzeit hat sie mir nur das Herz gebrochen. Aber ich würde ihr nie etwas antun. Das wäre die Sache nicht wert.«
    »Wie lange sind Sie beide denn verheiratet?«, fragte Malcolm.
    »Sechs Monate. Die meiste Zeit davon waren wir getrennt.«
    »Warum?«
    »Weil Sierra etwas mit einem anderen Schauspieler angefangen hat. Als ich davon erfuhr, habe ich sie rausgeworfen.«
    »Warum macht sie dann wegen der Scheidung so viel Ärger?«
    »Weil zwei Wochen nach ihrem Auszug mein Großvater gestorben ist und mir ein nettes Sümmchen vermacht hat. Sierra glaubt, ihr stünde die Hälfte davon zu. Aber glauben Sie mir, sie bekommt keinen Cent. Sie kannte meinen Großvater nicht ein Mal.«
    Glaubt. Bekommt
. Humphrey sprach in der Gegenwartsform von ihr. »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, fragte Malcolm.
    »Vor zwei Wochen. Sie ist hier reingeplatzt und hat mal wieder einen ihrer dramatischen

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