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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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stand STRASSENBAU.
    Die Eingangstür war schwarz gestrichen und reflektierte die Nachmittagssonne. Die Villa war aus altem Backstein erbaut, und das Fensterglas wirkte leicht wellig, als wäre es mundgeblasen. Das Haus roch nach altem Geld, was auf die Familie Cross aber keineswegs zutraf. Darius Cross war in ärmlichen Verhältnissen groß geworden und hatte sich mit Zähnen und Klauen nach ganz oben gekämpft. Oft hatte es über ihn geheißen: »Er hätte seiner Mutter einen Dolch in den Rücken gestoßen, um an die Spitze zu kommen.«
    Und das entsprach den Tatsachen. Cross hatte seine gemeingefährliche Frau in ein Heim für Geisteskranke sperren lassen, wo sie beinahe zwanzig Jahre lang dahingesiecht war. Und dann, als Cross klar geworden war, dass er sterben würde, hatte er seine Frau freigelassen, damit sie seine verbliebenen Feinde ermorden konnte.
    Garrisons Hände krampften sich um das Lenkrad. »Ich hasse diesen Typen.«
    Selten äußerte sich Malcolms Partner so offen. »Micah war uns eine große Hilfe.«
    »Ich weiß. Aber er hat eine Art, die mir zuwider ist.«
    »Dir setzt die Sache mit Eva zu. Warum überlässt du mir nicht das Reden?«
    Garrison riss sich zusammen. »Ist schon okay. Ich werde es nicht vermasseln.«
    »Lass mich mit ihm sprechen.«
    Garrison presste die Lippen zusammen und entspannte sich wieder. »Na gut.«
    Sekunden, nachdem sie geklingelt hatten, wurde die Tür geöffnet. Eine Frau in Dienstmädchenuniform stand vor ihnen. Sie zeigten ihre Marken vor, und die Frau nickte und ließ sie eintreten.
    Aus dem Obergeschoss war lautes Hämmern zu hören. Es roch nach frischer Farbe. »Wird hier gerade umgebaut?«, fragte Malcolm.
    Die Frau nickte. »Mr Cross lässt das Haus komplett renovieren. Er meinte, es sei Zeit für eine Veränderung.«
    Das neue Familienoberhaupt schickte sich also an, dem Anwesen seinen Stempel aufzudrücken.
    Die Hausangestellte führte die beiden Detectives in ein Nebenzimmer. Als sie vor einem Jahr hier gewesen waren, war der Raum mit schweren, altmodischen Möbeln vollgestopft gewesen, und an den Wänden hatte eine dunkelgrüne Tapete gehangen. Inzwischen hatte man das Zimmer in einem hellen Beigeton gestrichen, und das antike Mobiliar war durch Möbel im skandinavischen Stil ersetzt worden, die den Raum moderner wirken ließen.
    Genau wie vor einem Jahr knisterte ein Feuer in dem großen, gemauerten Kaminofen, doch das Porträt von Darius Cross, das über dem Kaminsims gehangen hatte, war durch ein impressionistisches Gemälde in hellen Blautönen mit ein paar roten Tupfern ersetzt worden. Die Fotos von Micah und seinem Zwillingsbruder Josiah waren ebenfalls verschwunden.
    »Er tut sein Bestes, um alle Spuren des Alten zu tilgen«, meinte Malcolm.
    »Daraus kann man mir kaum einen Vorwurf machen, oder?«, erklang es hinter ihnen.
    Die Detectives drehten sich um und sahen Micah in der Tür stehen. Er trug Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover, Halbschuhe und eine Hornbrille. Sein Haar war mit Gel nach hinten gekämmt.
    Malcolm entschied sich, nicht auf die Bemerkung einzugehen. »Danke, dass Sie uns empfangen.«
    »Ich bin ein Freund der Polizei. Ich stehe Ihnen zur Verfügung.« Mit einer Handbewegung bedeutete er ihnen, Platz zu nehmen. »Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall, der Ähnlichkeiten mit einem älteren Fall aufweist. Er hat sich vor fast dreißig Jahren zugetragen. Der Name des Opfers war Fay Willow. Gerüchten zufolge hatte sie eine Affäre mit Ihrem Vater.«
    Micah runzelte die Stirn. »Damals war ich zwei Jahre alt, und ich habe keinerlei Erinnerungen an diese Frau. Aber dass mein Vater eine Geliebte gehabt haben soll, ist keine sehr gewagte Behauptung. Er hatte sogar viele.«
    »Wusste Ihre Mutter vielleicht von Fay?«, fragte Malcolm.
    Micah zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen, was Mutter weiß und was nicht.«
    »Wären Sie bereit, sie zusammen mit uns aufzusuchen und ihr ein paar Fragen über die Frau zu stellen?«
    »Die letzten sechs Male hat sie meine Besuche abgelehnt. Und ich bezweifle, dass sie bereit wäre, mit einem von Ihnen zu sprechen. Mit Eva Rayburn würde sie sprechen.«
    Garrison presste die Lippen zusammen, und ein kleiner Muskel in seinem Gesicht zuckte. »Nein.«
    Micah lächelte und wandte sich an Garrison. »Wie geht es Eva? Ich denke oft an sie. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    Garrison wirkte entspannt, doch Malcolm wusste, dass sein Partner unter Strom stand. »Kein Grund zur

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