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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Sorge.«
    Falls Micah die Anspannung des Detectives spürte, ließ er es sich nicht anmerken. »Sie beide sind doch noch zusammen, oder?«
    Garrison grinste, ein deutliches Alarmsignal. »Sie möchten also Ihre Mutter nicht mit uns zusammen aufsuchen?«
    »Es wäre Zeitverschwendung.« Micahs Augen verengten sich beinahe unmerklich.
    »Besitzen Sie irgendwelche Unterlagen, Filmaufnahmen oder Tagebücher, die Ihrem Vater gehört haben? Irgendetwas, in dem sich ein Hinweis auf Fay finden könnte?«
    »Mein Vater hat vor seinem Tod alle persönlichen Unterlagen verbrannt.« Micah wechselte wieder das Thema. »Arbeitet Eva immer noch im King’s? Ich wollte sie dort immer mal besuchen. Sie hat es so weit gebracht. Ich habe gehört, im Frühling macht sie ihren Abschluss.«
    Garrison lächelte unentwegt weiter. »Schönen Tag noch, Mr Cross.«
    »Können Sie mir denn nicht ein paar simple Fragen über Eva beantworten? Zwischen uns gibt es eine tiefe Verbindung.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde loderte Wut in Garrisons Augen auf. »Nein, die gibt es nicht.«
    Wir treffen uns um sieben im King’s.
    Die SMS von Olivia war ungewöhnlich kurz gewesen. Normalerweise schickte sie mitteilsamere Nachrichten, die kleine Erlebnisse aus ihrem Alltag enthielten.
    Die Kinder hatten heute Musikstunde, und die Lieder für das Weihnachtskonzert klingen schon toll.
    Fachbereichsmeeting in der Mittagspause … laaangweilig.
    Gehe nach dem Busdienst ins Fitnessstudio.
    Doch heute nicht. Diese SMS klang wie ein Befehl.
    Seit drei Tagen war Malcolm wieder in der Stadt, aber er hatte sich immer noch nicht mit seiner Freundin getroffen. Zweimal hatten sie telefoniert, aber seit die Ermittlungen wegen Sierra Day auf Hochtouren liefen, hatte er keine Pause einlegen können. Diese knappe SMS erinnerte ihn daran, dass er Olivia ein Abendessen und einen Besuch schuldete.
    Ihrer Entscheidung, sich im King’s zu treffen, hätte er beinahe widersprochen. Das King’s war das Lokal, wo er mit Kollegen essen ging. Und bisher hatte er sehr darauf geachtet, Persönliches und Privates nicht zu vermischen. Doch sie beschwerte sich immer, dass er seine Lebensbereiche zu sehr trennte, also hatte er zugestimmt.
    Er war etwas früher in der King Street angekommen, hatte einen guten Parkplatz gefunden und festgestellt, dass ihm noch Zeit für eine rasche Dusche und eine Rasur blieb. Also war er über die Straße zu dem Haus mit der Art-déco-Fassade gegangen und die Treppe zu seiner Wohnung im zweiten Stock hinaufgelaufen.
    Er zog sich aus, während er den großen, spartanisch eingerichteten Raum durchquerte, der mit einer riesigen Couch und einem Breitbildfernseher eingerichtet war, sprang unter die Dusche und hielt den Kopf unter den heißen Wasserstrahl. Es fühlte sich gut an, den Schmutz des Tages loszuwerden.
    Zehn Minuten später hatte er geduscht, sich rasiert, Baumwollhosen und einen dunklen Rollkragenpullover angezogen und war in seine Lederjacke geschlüpft, die das braune Pistolenholster verbarg.
    Am Küchentresen blieb er stehen, sah die Post durch und warf durch das Panoramafenster einen Blick hinüber zum King’s. Früher hatte ihn vor einem Treffen mit Olivia immer eine gewisse Erregung erfasst. Heute Abend jedoch nicht. Und das überraschte ihn. Er mochte Olivia. Sie hatte nichts falsch gemacht.
    »Wahrscheinlich die Erschöpfung«, murmelte er.
    Er sah, wie Olivia das King’s betrat.
    Malcolm lief die Treppe hinunter und stieß um kurz nach sieben die Tür zum Pub auf. Das Lokal war gerammelt voll, alle Tische und Bänke waren besetzt: mit Touristen, die gerade die letzte Herbstrundreise machten, mit Angestellten der umliegenden Geschäfte, mit einer Handvoll Polizisten.
    Olivia hatte sich in eine Nische im hinteren Teil des Raumes gesetzt. Sie hob die Hand, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Er lächelte, ging auf sie zu, beugte sich hinunter und küsste sie auf die Wange. Ihr dunkles Haar roch nach Rosen und Buntstiften, ihre weiße Haut war weich. »Du riechst wie ein Kunstatelier.«
    Sie küsste ihn ebenfalls auf die Wange. »So ist das eben, wenn man als Erzieherin arbeitet. Wir haben heute mit den Halloweenkostümen und mit dem Buchstaben T angefangen.«
    Malcolm mochte es, wenn Olivia über die Kinder in ihrer Gruppe sprach. Er setzte sich auf den Platz ihr gegenüber. »Und, kapiert dein spezieller kleiner Freund langsam, dass er im Gruppenraum bleiben soll?«
    »Andy. Gestern haben wir gemeinsam an der Tür eine Kreidelinie

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