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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zeitgenosse .«
    »Ich habe fast Mitleid mit
ihm«, sagte ich, »und ich hätte es sogar ganz bestimmt, wenn ich sicher wäre, daß
er wirklich ein Verrückter ist und nicht vielleicht ein gerissener Gauner. Was
halten Sie denn von ihm ?«
    »Wenn Sie ihn vor einem
Augenblick erlebt hätten«, erwiderte Jason sachlich, »dann wären Sie Kent Ivorsens Ansicht; Fenelk scheint
wirklich nicht alle Tassen im Schrank zu haben .«
    Er öffnete ein Schränkchen und
holte eine Flasche Scotch mit zwei Gläsern heraus. »Aber wie dem auch sei«,
meinte er und zuckte die mächtigen Schultern, »denken wir nicht mehr an ihn. An
sich hatten wir ja vor, uns ein bißchen aufzupulvern, stimmt’s ?«
    »Stimmt«, pflichtete ich bei.
»Für mich nur einen kleinen, bitte .«
    »Ein kleiner pulvert Sie aber
bestimmt nicht sehr auf, Mavis «, meinte er. »Machen
Sie’s sich bequem, Goldkind, wir feiern eine Party .«
    »Oh«, meinte ich enttäuscht,
»Sie haben mir gar nicht gesagt, daß Sie noch mehr Leute eingeladen haben .«
    »Zwei wie wir sind völlig genug
für eine Party, Süße«, versicherte er überzeugt.
    Ich sah ihm zu, wie er die
Gläser füllte und herüberbrachte. Mein Glas sah gar nicht so aus wie ein
kleiner Drink, jedenfalls war es randvoll.
    »Trinken wir auf enge
Freundschaft, Mavis «, sagte Jason sanft und stieß mit
mir an, was ja ganz romantisch gewesen wäre, wenn sich dabei nicht einiges von
dem guten Scotch auf meine Knie ergossen hätte.
    »Prost !« sagte ich und trank.
    Der Geschmack erinnerte mich an
das Mundwasser, das ich einmal versehentlich geschluckt hatte, statt nur damit
zu gurgeln, wie es auf der Flasche geschrieben stand. Ich brachte es trotzdem
fertig, das Gesicht nicht zu verziehen, denn schließlich weiß ich ja, daß
Trinken zu den Prüfungen gehört, die ein romantisches Mädchen erdulden muß,
während es herumsitzt und drauf wartet, daß die Romanze beginnt.
    »Ah !« seufzte Jason glücklich. »So etwas brauche ich nach einem langen schweren Tag.
Ein verdammter Tag — am Morgen Verrat, am Nachmittag Tod, und am Abend war ich
etwa eine halbe Stunde lang der neue Star von Dead Shot .«
    »Ich fand es wirklich sehr gemein,
wie Mr. Ivorsen sich aufgeführt hat«, sagte ich
empört. »Ich habe ja nichts gegen diesen Mel Parker, aber er ist doch nur ein
grüner Junge, und Mr. Bliss hatte völlig recht, als er sagte, Sie seien der
beste Nachfolger Lee Bannings , weil die Rolle einen
reifen Mann mit starkem Charakter verlangt.« Ich erwärmte mich richtig für die
gerechte Sache. »Ein Mann, so richtig männlich, wie wir Frauen ihn mögen — das
sind Sie, Jason! Sie brauchen ja nur mal einen Vergleich mit Mel Parker
anzustellen, dann sehen Sie schon, wie ich das meine. Wie kann er einem Manne
das Wasser reichen, der groß und dunkel und hübsch ist und obendrein ein
gereifter Charakter? Sagen Sie mir das !«
    »Aber Mavis — Liebste!« Jason sah mich richtig bezaubert an, und einen Augenblick dachte
ich, in seinen Augen habe es elektrisch geblitzt, aber das lag wohl an der
miesen Beleuchtung im Wohnwagen. »Es ist ja so wundervoll, Ihnen zuzuhören .« Er lächelte forschend auf mich herab. »Das Wichtigste,
was ein Schauspieler braucht, ist sein Selbstbewußtsein .
Ich könnte die ganze Nacht hier sitzen und zuhören, welch nette Dinge Sie über
mich sagen .«
    »Aber eigentlich hatte ich das
nicht vor — im Grunde«, meinte ich.
    »Nettes über mich zu sagen ?«
    »Die ganze Nacht hier zu sitzen
und zu reden«, erlaubte ich mir einen zarten Hinweis.
    Jason hob unvermittelt sein
Glas und leerte es so geschwind wie einer von diesen anonymen Alkoholikern, die dem Barmann nie ihren Namen nennen. Dann stellte er das Glas
beiseite, und einen Augenblick später schlang sich sein Arm um meine Schulter;
ich konnte gerade noch mein eigenes Glas loswerden, ehe sich sein anderer Arm
um meine Taille legte. Und wie das Mädchen am Strand, das sich nach dem
Lebensretter sehnte, ließ ich mich von der Strömung fortreißen.
    Von Jason Kemp geküßt zu werden, war wirklich eine tolle Sache und machte
sehr viel Spaß. Schließlich hat man nicht alle Tage Gelegenheit, einem solchen Koloß Männlichkeit so nahe zu sein, und deshalb wollte ich
es auch richtig genießen. Das Dumme war nur, daß ich so sehr mit der
kribbelnden Nervenwurzel und der inneren Leere zu kämpfen hatte und nicht recht
dazu kam, das Tempo dort zu bremsen, wo es angebracht gewesen wäre.
    Jason Kemp mußte früher mal bei
der Army oder der

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