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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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belehrte mich, daß dies
weniger Ivorsens Ohrfeige als eher dem Alkohol
zuzuschreiben war. Ich packte sie mir auf die Schultern und trug sie zu ihrem
Wohnwagen, was zum Glück nicht weit war. Nachdem ich sie auf ihrer Schlafstätte
deponiert hatte, rührte sie kein Fingerchen mehr, und
ich sagte mir, wahrscheinlich werde sie vor morgen früh nicht aufwachen.
Deshalb zog ich ihr Bluse und Sandalen aus, und — dreimal feste gezerrt — da
hatte ich auch die engen Samthosen abgestreift.
    Während ich mich davon erholte,
schlug sie ein Auge auf und musterte mich vernebelt.
    »Wer sind Sie«, krächzte sie,
»daß Sie mich ausziehen ?«
    Da war ich wirklich böse, wo
ich mir doch solche Arbeit mit ihr gemacht hatte, damit sie gut schlafen
konnte. »Ich bin Leutnant Wheeler«, schnarrte ich. »Kennen Sie mich nicht mehr ?«
    »Oh, natürlich.« Sie lächelte
schief. »Das ist dann okay. Ich dachte erst, Sie seien Ivorsen .«
    Das Auge klappte unvermittelt
wieder zu, der Kopf sank zurück aufs Kissen, und sie fing leise zu schnarchen
an. Ein letzter zorniger Ruck meinerseits trennte die Samthosen auch von den
Knöcheln, und nun hatte sie nichts mehr an als einen trägerlosen BH und ein
winziges Seidenhöschen.
    Ich ging zur Frisierkommode und
prüfte nach, ob ich für mein Rendezvous mit Jason Kemp auch ordentlich genug
aussah. Ich lieh mir Ambers Lippenstift zwecks einer kleinen Reparatur aus —
und dabei hatte ich einen Geistesblitz, wie er nur einer Frau widerfahren kann,
weil ja die Männer, diese Tröpfe, fürs Make-up nicht zugelassen sind.
    Mit dem Lippenstift fest in der
rechten Faust, schlich ich auf Zehenspitzen ans Bett und schrieb damit auf
Ambers blanken Bauch schön und deutlich: » Ivorsen was here .« Und ich
freute mich sehr bei dem Gedanken, daß sie am nächsten Morgen außer ihrem Kater
noch etwas anderes hatte, was ihr Kopfschmerzen
verursachte.
     
     
     

6
     
    Mavis Seidlitz
     
    Auf dem Weg zu Jason Kemps Gelaß fiel mir ein, daß ich ja noch immer meinen Notizblock
mit mir herumschleppte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß Mr. Bliss meine
Notizen heute abend nicht
mehr haben wollte — andrerseits wollte ich auch Jason keinen Anlaß geben, daß
er sich vielleicht hinsetzte und sie las. So stelle ich mir nämlich eine
Romanze durchaus nicht vor, seit ich mal mit diesem Dichter ausgegangen bin,
der mir dann ständig seine eigenen Verse vorlas, und als ich’s schließlich
nicht mehr ertragen konnte und ihn küßte, da fiel er in Ohnmacht.
    Ich ging also an meinem
Wohnwagen vorbei und ließ Block und Stift dort, dann wanderte ich zu Jasons
Haus auf Rädern und klopfte züchtig an. Keiner gab Antwort, weshalb ich die Tür
aufstieß, eintrat und sah, daß er noch nicht zurück war — vielleicht sagte er
Mr. Bliss ja seine Meinung nicht nur in Worten.
    Sein Domizil war ungefähr so
groß wie meins, das heißt, es war ziemlich klein, und ich hatte beim Hinsetzen
nicht viel Auswahl — entweder die Schlafkoje oder ein schlichter Stuhl oder der
Fußboden; aber für einfache Stühle oder Böden bin ich nun mal nicht gebaut.
Folglich setzte ich mich aufs Bett, wartete auf Jason und schwelgte in
angenehmen Gedanken.
    Ich hatte etwa eine
Viertelstunde geschwelgt, da hörte ich Schritte näher kommen und schließlich
vor der Tür verstummen. Zwei Sekunden später stand Jason im Wohnwagen, und ich
merkte sehr wohl, wie sorgfältig er die Tür hinter sich ins Schloß drückte, ehe
er zu mir kam.
    »Tut mir leid, daß es so lange
gedauert hat, Mavis «, sagte er entschuldigend, »aber
wir mußten erst Fenelk wieder in die Reihe bringen .«
    »Soll das heißen, daß Mr. Toro ihn derart demoliert hat ?« fragte ich.
    »Eigentlich nicht.« Er
schmunzelte, und schon begann es an meinen Nervenwurzeln wieder zu kribbeln.
»Er hat ihn einfach in seinen Wohnwagen geschubst und den von außen
abgeschlossen. Fenelk wurde hysterisch, da bin ich
mit Bliss mal hingegangen, und wir haben ihn beruhigt. Jetzt ist er ganz
friedlich, seine Tür ist nicht verschlossen und sein Ich ist repariert —
freilich prophezeit er immer noch Tod und Verderben. Er bleibt dabei, Lucian
habe einen schweren Fehler begangen, weil er zuließ, daß Mel Parker nun Bannings Nachfolger wird .« Jason
grinste finster. »Da hat er natürlich recht . Außerdem
droht Fenelk Ivorsen mit
einer Zehn-Millionen-Dollar-Klage wegen Beleidigung und Verletzung sowohl
seiner Person als auch seines Rufs. Zusammenfassend würde ich sagen: Er ist ein
schwieriger

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