So stirbt kein Held
ins
Gesicht. »Deswegen ist es auch egal, wenn ich euch alle beide umbringe .«
Na, ich mußte zugeben, daß sie
da recht hatte, aber ein Trost war mir das freilich nicht; manchmal denke ich
ja daran, mich zu verheiraten, wenn die Romanzen mal keinen rechten Spaß mehr
machen, und die nächsten vierzig Jahre ruhig und friedlich zu verbringen; aber
nun sah es aus, als wolle Peggy meine Zukunftspläne ziemlich durcheinanderbringen.
»Tu mir einen Gefallen, Peggy«,
sagte Jason mit kantiger Stimme. »Erschieß mich zuerst, ja ?«
»Wie bist denn du so plötzlich
zum Helden geworden ?« giftete sie.
»Wie ich die Sache sehe«,
grinste Jason gehässig, »hast du keine Chance, uns beide umzubringen, denn der
zweite wird dir die Kanone aus der Hand reißen, während du noch auf den ersten
schießt. In mir schlummert ein Stück Gentleman — also erschieß mich zuerst,
dann kann Mavis über dich herfallen, während du’s
tust .«
Der Revolver schwenkte erneut
und wies nun wieder auf Jason. Mir schien, es gelte jetzt oder nie, und ich
entsann mich einer Freundin, die mir mal gebeichtet hat, wer zögere, sei
verloren — und das war die reine Wahrheit, denn ein paar Wochen später hat sie
gezögert, als sie eigentlich rasch nein sagen wollte, und nun ist sie
verheiratet und hat Zwillinge und ein Unterhaltsproblem namens George.
Ich verdrehte die Augen und
taumelte ein bißchen, dann stöhnte ich tief und rauh auf, etwa so wie eine Wildgans ruft, und dann ließ ich mich vornüber zu Boden
fallen und betete, Peggy möge es für eine echte Ohnmacht halten. Der Fußboden
war hart wie Stein, und mir war sofort klar, daß ich Schrammen an wichtigen
Punkten davontragen würde. Aber die Hauptsache war, ich kam dadurch in Reichweite
von Peggys Knöcheln. Ich griff auch gleich danach und riß so heftig daran, daß
sie hinterrücks umfiel und ebenfalls ein paar Schrammen abkriegte.
Es gab einen dumpfen Schlag,
als ihr der blöde Revolver aus der Hand und mir auf den Kopf fiel. Ich stolperte
hoch, während die Wohnwagenwände um mich herum Mambo tanzten und ein Blitz an
mir vorüberflitzte und den Revolver auflas.
» Mavis !«
Jason richtete sich auf, hatte die Kanone in der Hand und strahlte mich an.
»Dafür könnte ich Sie küssen !«
»Nicht mehr nötig«, keuchte
ich. »Mir ist auch so schon schwindlig genug .« Vorsichtig schüttelte ich ein paarmal den Kopf, und die Wände tanzten schon
langsamer. Ich wünschte mir nur, daß auch die Musik ein bißchen leiser spielte,
aber ein zweiter Krupa schien da seine sämtlichen
Trommeln bei einem einzigen Solo demolieren zu wollen. Das war alles schon
schlimm genug, und da fing auch diese hergelaufene Diskantsängerin noch an,
Zeter und Mordio zu schreien.
»Peggy !« brüllte Jason dazwischen. »Jetzt halt die Klappe !«
Ich blickte abwärts und
erkannte, wer für die Musik verantwortlich zeichnete. Peggy lag auf dem Rücken,
hämmerte mit den Absätzen und schrie aus vollem Hals wie ein Sioux im Ameisenhaufen.
»Sie ist hysterisch«, folgerte
Jason messerscharf.
»Dagegen läßt sich was tun«,
erklärte ich freudig.
Ich hievte Peggy hoch, was die
Absätze zur Ruhe brachte, dann verabreichte ich ihr ein paar Maulschellen — na
ja, vielleicht ein bißchen härter als sonst, aber die Therapie sollte ja auch
helfen. Als sie urplötzlich zu schreien aufhörte, war es so erschreckend still,
daß ich den Fehler beging und sie losließ. Ihre Knie gaben nach, und sie suchte
wieder das Parterre auf, diesmal in Ohnmacht.
»Mußt du denn auch so hart
zuschlagen ?« fragte Jason unwillig. »Zweck der Übung
war’s doch, einen Mord zu verhüten .«
»Sie ist nur bewußtlos «, sagte ich, drückte mir die Daumen und sah nach,
ob sie auch wirklich noch atmete. »Am besten bringe ich sie in ihren Wohnwagen.
Erst Amber und nun Peggy — allmählich wird das langweilig .«
»Sie hat sich einen wirklich
dummen Zeitpunkt für ihren Besuch ausgesucht«, meinte Jason träumerisch.
»Ich fand ihn gar nicht so
dumm«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Wäre sie ein paar Minuten später
gekommen, dann hätte sie uns womöglich beide mit einer Kugel umbringen
können .«
Aus irgendeinem Grund wurde
sein Gesicht noch träumerischer.
»Wie wär’s, wenn ich Peggy
zurückbringe und du hier auf mich wartest ?« schlug er
hoffnungsfroh vor.
»Davon halte ich nicht viel«,
sagte ich betrübt. »Ich bleibe ohnedies nicht. Das Zwischenspiel mit Peggy war
wohl nicht gerade romantisch zu nennen. Es
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